Rheinland-Pfalz Nur jeder fünfte Adebar überlebt die Reise in den Süden

Auf dem Rücken tragen die Störche den mit Sonnenenergie betriebenen Mini-Sender.
Auf dem Rücken tragen die Störche den mit Sonnenenergie betriebenen Mini-Sender.

«BORNHEIM.»Störche leben gefährlich. Vor allem jene, die in die südlichen Winterquartiere aufbrechen. Dazu nennt die Aktion Pfalzstorch Zahlen: Von den 63 Adebaren, die seit 2015 mit einem Sender ausgestattet wurden, leben nur noch 13. Die anderen wurden an einem Mast durch Stromschlag getötet, schluckten etwas Unverdauliches oder wurden von Jägern zur Strecke gebracht.

Dank der auf ihren Rücken befestigten Mini-Sender ist einiges über die Reisegewohnheiten der Pfälzer Störche bekannt. Im ersten Lebensjahr glaubt mancher Nachwuchs-Adebar, die Welt erobern zu müssen. So überraschte ein 2016 aufgebrochener Storch mit dem Namen Voyager II (deutsch: Reisender) selbst die Fachleute: Über die Meerenge von Gibraltar flatterte er via Marokko, Mali, Elfenbeinküste, Ghana, Togo bis an die Südküste von Nigeria. „Noch nie war ein Westzieher nachweislich so weit nach Süden vorgedrungen“, sagt Christiane Hilsendegen, die Leiterin des Storchenzentrums in Bornheim. Allerdings bezahlte der Globetrotter sein Reisefieber wie viele Artgenossen noch vor dem den Geburtstag mit dem Leben: Er fiel wohl einem nigerianischen Jäger zum Opfer. Die Bewohner in Westafrika stellen den Vögeln nach, wenn andere Nahrungsquellen versiegen. Extreme Trockenheit als Folge des Klimawandels kann dafür eine der Ursachen sein. In nordafrikanischen Staaten sind die Störche dagegen laut Hilsendegen vor Jägern relativ sicher: Menschen islamischen Glaubens schätzen sie als Segens- und Glücksbringer. Auch Odysseus hatte es nach Afrika gezogen: Der in Germersheim-Sondernheim geschlüpfte Storch gehörte zur ersten, 2015 ausgeflogenen Generation der Pfälzer „Senderstörche“. Er überwinterte in Marokko, um in den folgenden Jahren in der kalten Jahreszeit „nur“ nach Spanien zu reisen. Das ist, so Hilsendegen, nicht ungewöhnlich: Nach der Erfahrung einer anstrengenden Fernreise begnügt sich so mancher in späteren Jahren mit einer kürzeren Zugstrecke. Odysseus ist übrigens der einzige nachweislich Überlebende aus der ersten, 26 Vögel zählenden Senderstorch-Generation. Vermutlich lebt noch Jessica, die es bis zum Niger-Fluss schaffte. Sicher ist das nicht: Ihr Sender ist defekt. Das von der Vogelwarte Radolfzell begleitete Forschungsprojekt wird 2018 fortgesetzt. Dazu bittet die Aktion Pfalzstorch Interessenten wieder um finanzielle Unterstützung. 2200 Euro verschlingen Anschaffung und Betrieb eines Mini-Senders. Wer mindestens 50 Euro spendet, darf einen Namensvorschlag machen und erhält ausführliche Informationen über die Reise der Pfälzer Störche. Das Losglück entscheidet, ob der Vorschlag zum Zug kommt. Auch Sponsoren wie Reisebüros etwa sind willkommen: Wer einen Sender allein finanziert, darf einen Vogel auf seinen Firmennamen „taufen“. Unter diesem Namen kann dann jeder seine Reise über eine App mitverfolgen. Weitere Infos gibt Christiane Hilsendegen montags bis donnerstags von 9 bis 16 Uhr unter 06348/610757 oder per Mail unter storchenzentrum@pfalzstorch.de.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x