Rheinland-Pfalz Mitten im Pfälzerwald weltweit vernetzt

Viele Einfälle für neue Geschichten kommen Sandra Schindler beim Spazierengehen mit Hund Sonic.
Viele Einfälle für neue Geschichten kommen Sandra Schindler beim Spazierengehen mit Hund Sonic.

«Elmstein». Sandra Schindler wohnt mit ihrer Familie mitten im Pfälzerwald, ist aber via Internet mit der halben Welt verbunden. Morgens steht sie in aller Herrgottsfrühe auf, um ihre Kontakte zu pflegen. Als Bloggerin schreibt sie Artikel, tauscht sich mit anderen Autorinnen aus und vermarktet ihre ersten beiden Kinderbücher. Die 35-Jährige ist beruflich breit aufgestellt, verfügt über Erfahrungen als Übersetzerin, Lektorin und Journalistin sowie im Marketing. Seit 2010 lebt Sandra Schindler im Dörfchen Schwarzbach.

Dass sich hier – nicht weit von Johanniskreuz, in den Tiefen des Elmsteiner Tals – Fuchs und Hase gute Nacht sagen, stört die Kinderbuchautorin nicht. „Ich kann überall leben“, sagt sie. „In der Stadt fühle ich mich genauso wohl wie auf dem Land. Wenn ich aber die Wahl habe, bin ich lieber in der Natur.“ Der Liebe wegen ist sie von Mannheim in den Pfälzerwald gezogen. Hier kann sie sich wunderbar entspannen, die Zeit nutzen zum Meditieren, bevor die sechs und vier Jahre alten Töchter wieder volle Aufmerksamkeit verlangen. Schwarzbach ist ein Weiler ohne Infrastruktur. Es gibt keinen Laden, keine Schule, keinen Arzt. Zweimal wöchentlich schaut ein Bäcker vorbei, einmal kommt der Eierlieferant. Ein Bus verbindet den 90-Seelen-Ort mit Neustadt und Kaiserslautern. Doch er fährt nicht allzu oft. Die Schindlers orientieren sich in Richtung Westpfalz. Kindergarten und Grundschule sind in Trippstadt. Ihre Einkäufe erledigt Sandra Schindler in Kaiserslautern, in den Dörfern ist es schwierig, vegane Lebensmittel zu finden. Die gebürtige Aschaffenburgerin nimmt es mit Humor. Die Zeiten, in denen sie andere missionieren wollte, sind vorbei. „Ich muss gar nicht groß darüber reden“, sagt sie. „Gäste überzeuge ich einfach durch leckeres Essen.“ Gesunde Küche, regionale Produkte, Bioware, Nachhaltigkeit – für Sandra und ihren Mann Holger Schindler (dem rheinland-pfälzischen BUND-Landesvorsitzenden) ist dieser Lebensstil inzwischen selbstverständlich. Die Familie ist umweltbewusst und ernährt sich vegan. Selbst Hund Sonic bekommt nur ab und zu Fleisch. „Er hat überhaupt nicht bemerkt, dass wir sein Futter umgestellt haben“, erzählt seine Besitzerin. Jeder bewundere sein glänzendes Fell und sein gesundes Aussehen. „Und bei Regen stinkt er jetzt auch nicht mehr so wie früher.“ Warum der vegane Hund? Weil die Schindlers ekelhaft finden, was normalem Tierfutter alles beigemengt wird: „Kein Wunder, dass so viele Hunde und Katzen an Krebs sterben.“ Sie selbst habe schon als Dreijährige Wurst und Fleisch abgelehnt, erzählt die Autorin. „In dem Moment, als ich den Zusammenhang zwischen Tier und Produkt verstand, war es vorbei. Da wollte ich das nicht mehr essen.“ Seitdem ist Sandra Schindler überzeugte Vegetarierin, seit vier Jahren Veganerin. In der Provinz ist das nicht so einfach, doch sie kocht und backt leidenschaftlich gerne und schreibt darüber auch. Schindlers erste Kinderbücher sind passenderweise beim Grüner-Sinn-Verlag erschienen. Dort setzt man auf schadstofffreie Produktion – gedruckt wird auf holzfreiem Papier mit reinen Pflanzenölfarben. „Der kleine Milchvampir“ (2016) und „Flim Pinguin im Kindergarten“ (2017) heißen die beiden Bändchen, in denen die Autorin Erfahrungen mit ihren eigenen Kindern verarbeitet hat. Liebevoll illustriert wurden die in Versform gehaltenen Geschichten von Sandra Seiffart. Das erste Buch erzählt, wie ein kleiner Knilch es endlich schafft, ohne Mama-Milch über die Runden zu kommen. Das zweite befasst sich mit der Eingewöhnungsphase im Kindergarten. Eigentlich habe sie selbst ein Bilderbuch zum Thema Abstillen gesucht und nichts gefunden, erzählt Sandra Schindler. Sie mag es, wenn Bilderbücher Kindern unkompliziert dabei helfen, Probleme zu lösen: „Wir haben das kleine Windelmonster gelesen, und zack war die Sache erledigt.“ Es sei schwer gewesen, einen Verlag für den Milchvampir zu finden. „Da wird halt nur eine kleine Nische bedient, damit lässt sich kein Vermögen verdienen.“ Schreiben ist für die 35-Jährige so wichtig wie Lesen. Wenn sie eine Idee hat, muss sie sofort an den Schreibtisch stürzen. Selbst wenn sich Besuch angekündigt hat und andere Dinge zu erledigen wären. Das Übersetzen war ihr irgendwann zu eintönig. Das Lektorat gab sie ab, nachdem sie Jessica Kochs Bestseller „Dem Horizont so nah“ auf den Weg gebracht hatte. „Ich wusste gleich“, sagt sie, „dass das ein besonderes Buch war. So ein Erfolg lässt sich kaum toppen, daher musste ich mich neu orientieren.“ An Ideen fehlt es der Autorin nicht. Fünf weitere Bücher für Kleinkinder und ein Kinderkrimi warten auf ihre Publikation. In Zukunft will Sandra Schindler auch Jugendromane schreiben. So schwebt ihr ein spirituelles Buch vor, das den Lesern die Angst vor dem Tod nehmen soll. Kraft und Gewissheit zieht sie dabei aus der Meditation im Pfälzerwald: „Da ist viel mehr, als man sehen kann. Es gibt so viel Tröstliches um uns herum.“ Info Weitere Infos finden sich auf der Internetseite www.sandra-schindler-schreibt.de

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