Rheinland-Pfalz Mehlingen: Nazi-Glocke kommt weg

Der Turm der evangelischen Kirche in Mehlingen, in dem die Glocke hängt, ist angeblich nicht begehbar – aus Sicherheitsgründen.
Der Turm der evangelischen Kirche in Mehlingen, in dem die Glocke hängt, ist angeblich nicht begehbar – aus Sicherheitsgründen. Fotos sind nur von außen möglich.

Die protestantische Gemeinde in Mehlingen (Kreis Kaiserslautern) will eine Glocke mit einer Inschrift aus der Nazi-Zeit abhängen. Das hat das Presbyterium am Dienstag einstimmig beschlossen.

„Ins Dritte Reich hineingeboren/ hat man mich für das Wort erkoren. Wir bitten nicht: Herr, mach uns frei. Erst Arbeit unsere Losung sei. Dann, wenn das Werk in Gott getan, / Flehn wir Dich, Herr, um Segen an.“ Dieser Satz steht auf der westpfälzischen Glocke aus dem Jahr 1933. Das Geläut soll nun durch ein neues ersetzt werden. Finanzielle Unterstützung erwarten die Mehlinger von einem Hilfsfonds, den die Evangelische Kirche der Pfalz eingerichtet hat.

Glocke sorgte bundesweit für Schlagzeilen

Für bundesweite Schlagzeilen sorgte der Fall der sogenannten Hitlerglocke in Herxheim (Kreis Bad Dürkheim). Im Frühsommer erklärte die Glockensachverständige der Protestantischen Landeskirche, Birgit Müller, noch, dass es sich dabei um einen „einzigartigen Fall“ handele. Offenbar kannte die Expertin, die früher als Reisekauffrau arbeitete, nicht die bereits 2009 erschienene Arbeit des Historikers und Pfarrers Bernhard Bonkhoff. In einem Beitrag, der beim Institut für pfälzische Geschichte erschienen war, hatte er schon damals auf weitere Glocken mit nationalsozialistischen Inschriften hingewiesen.

Fünf weitere Hitlerglocken bekannt

Am Dienstag hatte die Protestantische Landeskirche mitgeteilt, dass in ihrem Gebiet insgesamt fünf Glocken mit Inschriften aus der Zeit des Nationalsozialismus bekannt sein. Neben Herxheim und Mehlingen hängen sie in Kirchen in Essingen (Südpfalz) sowie im Pirmasenser Ortsteil Winzeln und in Homburg-Beeden. Alle diese Glocken hatte Bonkhoff bereits 2009 beschrieben. Der Sprecher der Landeskirche sagte dazu gestern, dass man die Angaben Bonkhoffs durch die Glockensachverständige überprüfen lassen wollte. Gute Recherche brauche eben Zeit, so der Sprecher mit Blick auf die Monate, die dafür ins Land zogen.

Zukunft der Herxheimer Hitlerglocke noch unklar

Wie es in Herxheim weitergeht, ist derzeit noch offen. Dort wurde bereits im September ein Gutachten bei der Glockensachverständigen Müller in Auftrag gegeben. Es soll spätestens Mitte Dezember vorliegen. Weil die Herxheimer „Hitlerglocke“ im Besitz der Kommune ist, muss dort der Gemeinderat über ihre Zukunft entscheiden.

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