Rheinland-Pfalz Mainz: Rucksäcke aus Plastikmüll

Benjamin Mandos (links) und Roman Ruster mit dem weltweit ersten Rucksack, der zu 100 Prozent aus Meeresplastik hergestellt wird
Benjamin Mandos (links) und Roman Ruster mit dem weltweit ersten Rucksack, der zu 100 Prozent aus Meeresplastik hergestellt wird.

Müll aus dem Meer auf dem Rücken tragen: Zwei Mainzer machen es möglich. Roman Ruster (31) und Benjamin Mandos (31) haben die Firma „Got Bag“ gegründet, die Rucksäcke aus Plastik herstellt, das im Meer treibt. Die RHEINPFALZ hat mit Mandos gesprochen.

Macht Ihnen das Umweltproblem auf der Erde Angst?

Ja, es besorgt mich vor allem, seitdem ich Vater einer Tochter bin. Ich mache mir Gedanken, in welchem Zustand wir die Welt hinterlassen. Sind Sie eher optimistisch? Ich denke schon, dass wir Menschen in der Lage sind, unser Verhalten zu ändern. In den letzten Jahren sind viele Start-ups entstanden, die Probleme nachhaltig lösen wollen. Wie gravierend ist nach Ihrer Meinung das Plastik-Problem? Es bestimmt zurzeit stark die öffentliche Wahrnehmung. Roman und ich beschäftigt es aber schon seit Jahren. Wir machen beide Wassersport und haben das Müll-Problem in den Weltmeeren immer wieder wahrgenommen. Deshalb haben wir vor zwei Jahren das erste Mal die Idee gehabt, einen Rucksack aus Plastikmüll herzustellen, das im Meer treibt. Sie finanzieren die Produktion des „Got Bag“ über Crowdfunding bei Kickstarter. Warum? Wir haben „Got Bag“ vor knapp drei Jahren gegründet und erst Rucksäcke aus Lkw-Planen hergestellt. Unser neues Projekt, Rucksäcke aus Plastik, ist jetzt schon in der Produktion, soll aber zukünftig auch durch das Geld finanziert werden, das wir über Kickstarter einnehmen. Wie kommt das Plastik in die Fabrik? Wir haben ein Netzwerk aus 1500 Fischern und 400 Booten. Die Fischer sammeln das Plastik als Beifang ein und bringen es an Land, wo es gereinigt und sortiert wird. Das Plastik wird dann geschreddert und eingeschmolzen. Die Pellets sind der Grundstoff für die Nylon-Garn-Produktion unserer Rucksäcke. Wo leben die Fischer? Sie arbeiten im Mittelmeerraum und im Atlantik. Unsere Produktion ist aber in China. Wir arbeiten dort mit einer Firma zusammen, die nachhaltiges und umweltfreundliches Coating ohne Plastikzusatz anbietet. Durch Coating werden die Fasern verklebt, sodass der Rucksack wasserdicht ist. Waren Sie persönlich vor Ort, um mit den Fischern zu sprechen? Nein, wir sind Teil des „Seaqual Netzwerk“, das Plastik aus dem Meer sammelt und dafür mit Fischern kooperiert. Es wurde von einem Franzosen und einem Spanier gegründet, die wir beide kennen. Machen Sie „Got Bag“ hauptberuflich? Das kann man mittlerweile so sagen. Ich bin aber eigentlich Kameramann und Roman ist Grafikdesigner. Und er hat den Rucksack dann designt? Ja, aber wir haben uns auch viel Wissen angeeignet. Der Rucksack ist wasserdicht, sodass man ihn zum Paddeln mitnehmen kann. Er ist aber auch alltagstauglich durch den praktischen Rollverschluss und hat eine integrierte Laptophülle. Wer einen Wochenendtrip machen möchte, kann sie aber herausnehmen. Was kostet ein Rucksack? Im Vorverkauf über Kickstarter 119 Euro. Später dann 150 Euro im Einzelhandel oder über unseren Onlineshop. Wann ist der Rucksack aus Plastik verfügbar? Wir produzieren aktuell die erste Charge von 2000 Stück. Ab Januar ist er vorrätig. Wie es weiter geht, hängt auch von der Nachfrage ab. Info www.got-bag.com

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