Rheinland-Pfalz Mainz: Afd beklagt „Inflation von guten Noten“ an Hochschulen

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In den vergangenen Jahren haben junge Menschen ihr Hochschulstudium in Rheinland-Pfalz mit immer besseren Noten beendet. Zahlen des Wissenschaftsministeriums zeigen, dass sich die Gesamtnoten von Abschlussprüfungen zwischen 2000 und 2017 von 2,23 auf 2,05 verbessert haben. Die AfD-Fraktion im Landtag beklagt eine „Inflation von guten und sehr guten Noten“. Allerdings: Gleichzeitig stieg die Durchfallquote von 1,2 auf 9,7 Prozent. Das Thema beschäftigt heute den Landtag.

Anlass für die Debatte ist die Antwort des Mainzer Wissenschaftsministeriums auf eine große Anfrage der AfD-Fraktion. Demnach stieg in diesem Zeitraum der Anteil der Note 1 von 18,2 auf 19,9 Prozent und der Anteil der Note 2 von 48,9 auf 60,7 Prozent. Die Anzahl der Abschlussprüfungen an den rheinland-pfälzischen Hochschulen stieg von 9843 im Jahr 2000 auf 24.746 in 2017. Eine ausschließliche Betrachtung der Durchschnittsnote vernachlässige die großen Unterschiede zwischen den einzelnen Fächern, heißt es in der Antwort des Ministeriums. Dazu bedürfe es einer „differenzierteren Betrachtung“.

Afd spricht von "Schummelkultur"

Die AfD spricht dagegen von einer „Schummelkultur“ der Prüflinge und einer generellen „Überakademisierung“ bei gleichzeitigem Fachkräftemangel. Die besseren Noten spiegelten sich dagegen nicht in der Zufriedenheit der Betriebe mit Bachelorabsolventen wider. Das passe nicht zusammen, sagt der bildungspolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Joachim Paul. Um einer „Akademisierung ins Nichts“ gegenzusteuern, sei eine kostenfreie Meisterausbildung nötig, und für mehr „Notenwahrheit“ seien standardisierte Zwischentests an Schulen wünschenswert. Laut der jüngsten Studie „Kompetent und praxisnah“ des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) vom Mai 2015 haben Unternehmen an Akademikern mit dem niedrigeren Bachelor-Abschluss mehr zu bemängeln als zuvor. Während die Zufriedenheit mit den Bachelorabsolventen von 2011 mit rund 63 Prozent der Betriebe auf knapp die Hälfte (47 Prozent) in 2014 gesunken ist, stieg aber gleichzeitig die Zufriedenheit mit Master-Abschlüssen in den Unternehmen deutlich von 65 Prozent auf rund 78 Prozent (basierend auf Zahlen vom Oktober 2014).

BASF bevorzugt Master-Absolventen

Auch die BASF stellt deutlich mehr Akademiker mit einem Master als einem Bachelor-Abschluss ein. 2017 war das Verhältnis 245 zu 33 bei unbefristeten Einstellungen, wie die Pressestelle auf Anfrage mitteilte. Dazu kommen 119 „Duale Studenten“, die zum Jahresende 2017 bei der BASF SE beschäftigt waren. Ob bessere Abschlussnoten mit besserer Qualifizierung einhergehen, dazu wollte sich der Konzern nicht äußern. Noten spielten lediglich bei der Vorauswahl eine Rolle. Leise klingt allenthalben Kritik an, dass die IT-Qualifikationen besser sein könnten. Intern spricht man davon, dass man mit Master-Absolventen deutlich zufriedener sei. Den künftigen Bedarf an Fachkräften müsse man vor allem über die Berufsausbildung decken. Die Landesregierung setzt auf hochschulische und berufliche Bildung zugleich, schreibt sie in der Antwort zur AfD-Anfrage. Aber: „Es ist eine zentrale hochschulpolitische Zielsetzung der Landesregierung, den Studienerfolg zu erhöhen.“ Obwohl die Regierung die Anwürfe der AfD als „Pauschalisierung“ und ohne Differenzierung nach Studienfächern zurückweist, ist sie der Meinung, dass die Hochschulen die Notengebung durchaus „reflektieren“ sollten.

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