Rheinpfalz Macht vs. Ruhe

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Damenwahl – eine Premiere. Julia Klöckner will Ministerpräsidentin werden, Malu Dreyer will’s bleiben. Bis zur Landtagswahl am 13. März heißt es für beide Spitzenkandidatinnen: kämpfen, winken, lächeln, sich präsentieren. Nicht nur bei vielen politischen Themen, sondern auch in Sachen Mode haben die beiden Frauen einen unterschiedlichen Geschmack.

Die Qual der Wahl. Heute die blaue oder die graue Hose? Passt die dunkle Jacke überhaupt zum grünen Oberteil? Und schon wieder die eleganten Treter oder vielleicht lieber mal die bequemen? Auch Politiker stehen morgens mit fragendem Blick vorm Kleiderschrank: Was zieh’ ich bloß an? Männer haben es da ziemlich einfach. Anzug und Hemd sind entweder schwarz, dunkelblau oder weiß, mal eng, mal etwas lockerer geschnitten. Ein bisschen spielen können die Herren höchstens mal mit Krawatten- und Sockenfarben. Politikerinnen hingegen haben mehr Möglichkeiten. Und das, wofür sich die Damen entschieden haben, sagt oft einiges über sie aus. Auch über Malu Dreyer (SPD) und Julia Klöckner (CDU). Mitte Januar, als die rot-grüne Landesregierung Bilanz zog, fielen die beiden Regierungschefinnen mit ihren Outfits auf: Dreyer präsentierte sich mit grüner Bluse unter einem schwarzen Stoffjäckchen, ihre Stellvertreterin Eveline Lemke von den Grünen kam mit schwarzem Oberteil und rotem Cardigan daher. Was wollten sie damit zeigen? Vor welchen möglichen künftigen Regierungskoalitionen nach der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz sich die jeweilige Dame am meisten fürchtet? Sonst ist Dreyer eher Fan der Farbe Rot, wie Regierungssprecherin Monika Fuhr verrät. Und das zeigt die amtierende Ministerpräsidentin oft, auch im Wahlkampf, in dem gerne auf die Wirkung von Farben gesetzt wird. Ihr Lieblingsstück für die politische Bühne: ein Hosenanzug – pragmatisch, praktisch, gut – in Signalrot. Die 55-Jährige trägt Rot so wie andere Grau oder Schwarz. Wegen der Parteifarbe? Kann sein, bestimmt aber nicht nur. Auch Kanzlerin Angela Merkel holt oft und gerne ihren roten Blazer aus dem Schrank – und die ist bekanntlich von der schwarzen CDU. Weil die Farbe Rot mit Kraft und Verführung verbunden wird, mit Leben und Liebe – und vor allem: mit Macht. „Die Ministerpräsidentin hat – wie wahrscheinlich viele Menschen – zwei bis drei Geschäfte, in denen sie regelmäßig einkauft“, berichtet Regierungssprecherin Fuhr. In der Einkaufstasche landen dann aber eher Hosenanzüge und Kleider als Kostüme. Und zum Friseur gehe Dreyer zwei- bis dreimal die Woche. In Wahlkampfzeiten sei das alles nicht anders als sonst. Julia Klöckner hatte einst ein Dirndl, als Weinhoheit. Doch angezogen hatte sie es fast nie. Auch heute trägt die 43-Jährige in Sachen Mode nicht gerne dick auf, höchstens in der fünften Jahreszeit. Nicht CDU-Schwarz, sondern die Allerweltsfarbe Beige ist ihr Favorit – zum Beispiel neulich in Form eines Blazers getragen bei ihren Wahlkampf-Auftritten mit Kanzlerin Merkel (in rotem Macht-Blazer) in Landau und Pirmasens. Überhaupt mag Klöckner nach eigenen Angaben eher warme Farben, mit denen man nichts falsch machen kann, und die Ruhe, Gelassenheit, Wohlgefühl ausstrahlen. Sie hat’s gerne schlicht und figurbetont. Die Kleidung sollte einfach zur Person passen und Inhalte nicht überdecken, findet Klöckner. „Wer sich im Wahlkampf anders kleidet als vorher, der wird unauthentisch.“ Morgens schaut Klöckner in den Kleiderschrank. Dann zieht sie „das an, wonach mir ist und was zum Wetter passt“. Fürs Büro am liebsten Jeans, für öffentliche Auftritte gerne „unkomplizierte Kleider“. Da sie oft nach Berlin muss, ist sie Fan von kofferkompatibler Kleidung. Weil „die gut ohne viel Bügeln auskommt“. Die CDU-Frau – die sich nach eigenen Angaben immer dann die Haare machen lässt, wenn’s nötig ist – hat gerne den Überblick: Im Gegensatz zu Dreyer und den meisten anderen Politikerinnen steht sie beruflich gerne ein paar Zentimeter höher, auf Pumps. Da schauen natürlich alle ganz genau hin, auch die Männer. Roger Lewentz zum Beispiel. Ende 2014 verstieg sich der SPD-Landeschef zu dem „Kompliment“, Klöckner mit einem „Shitstorm auf Pumps“ zu vergleichen. Modeberater, die so was sagen wie „Schätzchen, das geht jetzt aber mal gar nicht“ oder „heute vielleicht besser nicht schon wieder den Fummel“, haben angeblich beide Spitzenkandidatinnen nicht – auch nicht für den großen Tag am 13. März. Was Malu Dreyer am Wahlsonntag anziehen wird, entscheidet sie spontan. Julia Klöckner hat auch noch keine Ahnung: „Irgendwas aus meinem Kleiderschrank.“ Bei der einen wird’s wohl was Bequemes in Rot, bei der anderen wohl was Figurbetontes in Beige. Macht und Ruhe eben. Wahl Spezial —In der Serie „Wahl spezial“ beleuchten wir Ungewöhnliches, Außergewöhnliches, nicht Alltägliches jenseits des harten Wahlkampfgeschehens. —Alle RHEINPFALZ-Hintergründe: www.rheinpfalz.de/landtagswahl-2016/

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