Rheinland-Pfalz Ludwigshafen: Finale beim Landeswettbewerb „Jugend forscht“

Untersuchte die Auswirkungen von Lärm auf das Pflanzenwachstum: Lina Koch (19) vom Gymnasium am Rittersberg in Kaiserslautern. D
Untersuchte die Auswirkungen von Lärm auf das Pflanzenwachstum: Lina Koch (19) vom Gymnasium am Rittersberg in Kaiserslautern. Dabei setzte sie Kresse verschiedenen Schallpegeln aus.

Wachsen Pflanzen bei Lärm schlechter? Gibt es Alternativen zu erdölbasierten Kunststoffen und können Dunstabzugshauben Brände löschen? Beim 53. rheinland-pfälzischen Landeswettbewerb von „Jugend forscht“ präsentierten gestern auch zehn pfälzische Jugendliche ihre Arbeiten und stellten sich dem Votum einer Experten-Jury. Gastgeber des Wettbewerbs ist die BASF in Ludwigshafen, dort werden heute auch die Landessieger bekannt gegeben. Insgesamt haben sich 61 Schüler in den sieben Sparten für dieses Landesfinale qualifiziert.

Im Leistungskurs Biologie lernte Lina Koch, dass das Pflanzenwachstum von Musik beeinflusst werden kann. Ob dann auch Lärm entsprechende Auswirkungen auf den Pflanzenwuchs hat? Dieser Frage ging die 19-jährige Schülerin eines Kaiserlauterer Gymnasiums nach und beschallte Kresse auf unterschiedliche Art und Weise. Ergebnis: Nach fünf Tagen Dauerbeschallung mit Baustellen- oder Autobahnlärm aus der Stereoanlage hatte sich diese Kresse deutlich schlechter entwickelt als die ohne Lärmbelästigung gewachsenen Kontrollpflanzen. „Das eindeutige Ergebnis des Experiments hat mich selbst sehr überrascht“, sagt Lina. Möglicherweise zerstöre der Schallpegeldruck des Lärms das sogenannte Ionen-Gleichgewicht der Pflanzen, erklärt die Gymnasiastin. Ionen sind elektrisch geladene Teilchen, und wenn die Pflanze deren Ungleichgewicht bekämpfen müsse, dann fehle ihr möglicherweise diese Energie für den Wachstumsprozess, so Lina Kochs Forschungsthese.

Alltagstaugliche Erfindungen

Alternativen zu erdölbasierten Kunststoffen aufzeigen und damit der zunehmenden Verschmutzung durch Plastikmüll begegnen. In der Sparte Chemie hat sich dies die 18-jährige Juliane Scheer, die in Landstuhl aufs Gymnasium geht, zum Ziel gesetzt. Sie präsentierte zwei von ihr auf Formbarkeit, Bruchfestigkeit und Brennbarkeit getestete Biokunststoffe: zum einen das sogenannte Casein, bestehend aus Milch und Essigessenz, und zum anderen ein Polyester, der aus Zitronen und Schweineschmalz hergestellt wurde. „Ich habe mich von einer Chemiezeitschrift inspirieren lassen“, erklärt Juliane ihre Auswahl und attestiert vor allem dem Polyester eine „sehr gute Formbarkeit“. Man stelle sich vor, man bräuchte bei einem Feueralarm in der BASF einfach nur aufs eigene Smartphone zu schauen und bekäme den schnellsten Weg zum nächsten Ausgang angezeigt. Nur eine Zukunftsvision? Benjamin Orlik (15) aus Kaiserslautern und Jan Kandyba (14) aus Essen arbeiten an dieser dynamisierten Fluchtwegsuche. In der „Jugend forscht“ Sparte Mathematik entwickelten sie eine Rettungs-Software und digitalisierten dazu die Grundrisspläne zweier Etagen eines BASF-Gebäudes. Der sogenannte Dijkstra- oder Kürzeste-Pfade-Algorithmus, ein Algorithmus auf dem heutzutage auch die meisten Navigationsgeräte basieren, ermöglicht ihnen die Ermittlung des kürzesten Fluchtwegs und seine Darstellung auf Bildschirmen. Auch wenn die Smartphone-App heute noch nicht real existiert: „Möglich ist das auf jeden Fall“, erklären die Jungforscher, die sich vor zwei Jahren in einem Mathe-Sommercamp kennengelernt haben.

„Halbes Jahr intensive Arbeit“

Eine alltagstaugliche Erfindung hatten auch Jonas Mannweiler (14), Philip Salm (14) und Gabriel-Marius Hartmann (16) im Sinn, als sie in einer schulübergreifenden Arbeitsgemeinschaft in Neustadt ihr Projekt starteten. In der Sparte Technik präsentierten sie gestern ihre „feuerlöschende Abzugshaube“, die auf einem Schallwellen-Effekt basiert. Ausgestattet mit einer Turbine, welche durch Rohre stoß- und intervallartig Luft auf die Kochfelder abgibt, kann die Abzugshaube ganz ohne Löschschäden kleinere Brände verhindern. „So etwas gibt es auf dem Markt noch nicht“, erklärt Jonas Mannweiler. Ein echter Hingucker beim Landeswettbewerb war auch das „Revofly“. Dieses fliegende Auto entwickelten die aus dem Landkreis Neuwied stammenden Constantin Jaekel (18) und Tim Vogelbacher (17) vom privaten Martin-Butzer-Gymnasium in Dierdorf. Ihr Prototyp im Maßstab 1:10 kann wie ein Multikopter punktuell abheben, ist in allen Achsen manövrierfähig und hat durch seine strikte Leichtbauweise ein stabiles Flugverhalten. Eine spezielle Ein- und Ausklapptechnik für die vier Flugmotoren gewährleistet, dass in weniger als einer Minute vom Straßenverkehrs- in den Flugmodus gewechselt werden kann. Nicht ohne Stolz gibt Constantin Jaekel zu: „Dahinter steckt ein halbes Jahr intensive Arbeit ohne freie Wochenenden.“

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