Rheinland-Pfalz Landau: Ankläger nennt Ex-Fußballstar geldgierig

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Fordert Haft: Staatsanwalt Oliver Rissel.

Der Landauer Prozess gegen einen Ex-Fußballstar geht dem Ende entgegen. Walter Kelsch steht vor Gericht, weil er seinem Sohn bei dessen Drogengeschäften im ganz großen Stil geholfen haben soll. Am Freitag hat der Staatsanwalt seine Bilanz des Verfahrens gezogen, ein düsteres Bild des 62-Jährigen gezeichnet und viereinhalb Jahre Haft für ihn gefordert. Sein Verteidiger hingegen sprach sich für einen Freispruch aus.

Ein bitteres Lächeln umspielt Walter Kelschs Lippen, während er kopfschüttelnd dem Ankläger zuhört. Staatsanwalt Oliver Rissel beschreibt den früheren Fußball-Nationalspieler als einen geldgierigen Geschäftemacher, dem es „wesenseigen“ ist, Straftaten zu begehen. Und als verantwortungslosen Vater, der, wenn es ihm nützt, sein eigenes Kind ins Verderben rennen lässt. Tatsächlich ist der Sohn des 62-Jährigen in Landau schon vor Monaten zu insgesamt fast 15 Jahren Haft verurteilt worden, weil er im Internet als Chef der Bestellplattform „Chemical love“ Drogen im ganz großen Stil verkaufte.

Der Chef-Dealer brauchte einen Fahrer

Um Nachschub für das Lager seines illegalen Versandhandels im südpfälzischen Rülzheim zu ordern, musste der Chef-Dealer immer wieder in die Niederlande. Doch weil er seit einer Drogenrausch-Fahrt ohne Führerschein war, brauchte er dafür Chauffeure. Staatsanwalt Rissel gibt sich überzeugt: Der Prozess hat in den vergangenen Wochen bewiesen, dass bei sieben solcher Touren der einst vermögende, dann aber mit Immobiliengeschäften in die Pleite geschlitterte Vater am Steuer saß – und dass er wusste, um was es dabei geht, aber mitmachte, weil er Geld brauchte.

Kelsch wechselte ständig die Handynummer

Rissel argumentiert: Dass da krumme Dinger gedreht werden, musste dem 62-Jährigen schon allein deshalb schwanen, weil sein Sohn kurz nach einem eigenen Offenbarungseid auf einmal in den besten Hotels logierte, Immobiliengeschäfte in Serbien einfädeln wollte und in Rosenheim einen Maserati-Sportwagen für rund 50.000 Euro kaufte. Außerdem hält der auf Internet-Kriminalität spezialisierte Ankläger dem Ex-Fußballstar vor, dass er sich wie ein typischer Drogenhändler verhielt, als er ständig die Handynummer wechselte. Und Telefonate führte, in denen viele Dinge nur angedeutet werden.

Sein Verteidiger sagt: Ihm wurde von Gläubigern gejagt

Kelschs Verteidiger Oliver Grohner allerdings hält dagegen: Es sei auch ganz ohne Angst vor lauschenden Polizisten verständlich, wenn ein wegen seiner spektakulären Pleite von Gläubigern und Journalisten gejagter Promi sein Handy nur noch mit Prepaid-Karten füttert und sie einfach austauscht, wenn das Guthaben verbraucht ist. Schließlich, sagt der Jurist, konnte sein Mandant nach seinem Bankrott keinen Mobilfunk-Vertrag mehr abschließen. Oder ein eigenes Auto leasen. Weshalb er sich immer wieder Mietwagen geholt und sie bar bezahlt habe.

Der Beihilfe-Vorwurf bleibt unbewiesen, meint der Anwalt

Dass er mit diesen Leihfahrzeugen bisweilen auch seinen Sohn chauffierte, hat Kelsch bereits zu Prozessbeginn erklären lassen. Doch dass er ihn tatsächlich auch zu den Drogenlieferanten nach Rotterdam brachte, sagt der Verteidiger nun, habe sich im ganzen Verfahren nicht beweisen lassen. Aber selbst wenn man dem 62-Jährigen unterstelle, dass er am Steuer saß und ahnte, dass hier verbotene Geschäfte eingefädelt wurden: Um sich wegen Beihilfe strafbar gemacht zu haben, doziert der Jurist, hätte sein Mandant schon konkret wissen müssen, dass es um Rauschgift ging.

Kelsch murmelt ein Schlusswort

Einen Beleg dafür habe die Polizei aber nicht gefunden, mithin sei Kelsch freizusprechen. Staatsanwalt Rissel hingegen fordert, ihn zu verurteilen – zu viereinhalb Jahren Haft, wobei der Ankläger ein schon in Stuttgart verhängtes Urteil wegen Anlagebetrugs mit eingerechnet hat. Am nächsten Donnerstag wird Walter Kelsch erfahren, ob ihn nun auch die Landauer Richter schuldig sprechen. Doch ehe sie sich zurückziehen, hat er selbst noch das letzte Wort. Für das er den inzwischen über Unterlagen gesenkten Kopf nur ein wenig hebt. Um zu murmeln, dass er sich dem Plädoyer seines Anwalts anschließt.

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