Rheinland-Pfalz Land bleibt bei Neumühle hart

Die Zukunft der Schweinehaltung an der Lehr- und Versuchsanstalt Neumühle ist ungewiss.
Die Zukunft der Schweinehaltung an der Lehr- und Versuchsanstalt Neumühle ist ungewiss.

«NEUMÜHLE.» Für die Modernisierung der Lehrwerkstatt für Schweinehaltung an der Lehr- und Versuchsanstalt für Viehhaltung Hofgut Neumühle (Donnersbergkreis) wird es kein Geld aus Mainz geben. Dies hat Wirtschafts-Staatssekretär Andy Becht (FDP) am Donnerstagabend in einer Mail an den Bezirkstagsvorsitzenden Theo Wieder (CDU) bekräftigt. Der Landwirtschaftsausschuss des Bezirkstages Pfalz zeigte sich gestern enttäuscht und reagierte mit einem dreiteiligen Beschluss.

Der Staatssekretär empfahl, angesichts der geringen Bedeutung der Schweinehaltung in Rheinland-Pfalz „über den heimischen Tellerrand“ zu schauen und Ausbildungsstätten in Nachbarländern zu nutzen. Die Neumühle könnte sich statt mit der Schweinehaltung mit dem Thema digitale Anwendungen in der Landwirtschaft befassen. Außerdem sollte eine Zusammenarbeit in den Bereichen Ausbildung und Versuchswesen mit der Technischen Hochschule (TH) Bingen, die einen landwirtschaftlichen Schwerpunkt hat, geprüft sowie ein Zukunftskonzept für die Neumühle entwickelt werden. „Das Land will keine überbetriebliche Ausbildung in der Schweinehaltung mehr unterstützen“, schloss der Bezirkstagsvorsitzende aus der Becht-Mail. Dagegen gebe es an der TH Bingen Bestrebungen, einen neuen Schweinestall zu bauen. Für dieses Projekt wäre das Bildungsministerium zuständig. Wieder verwies zudem auf den 2003 mit dem Land geschlossenen Kooperationsvertrag. Darin sei festgehalten, dass die Neumühle für die überbetriebliche Ausbildung im Bereich Schweinehaltung zuständig sei. Dieser Vertrag sei nach wie vor gültig. Die Vorschläge in dem Schreiben des Staatssekretärs bewertete Wolfgang Lutz (CDU), der Vorsitzende des Landwirtschafts-Ausschusses im Bezirkstag, als Ablenkung: „Bei Digitalisierung 4.0 und dem Forschungsverbund sind wir schon mittendrin.“ Die Landtagsabgeordnete Christine Schneider (CDU) sprach von einem „agrarpolitisch verheerenden Signal“. Die stellvertretende Ausschussvorsitzende Inge Sabin (SPD) empfahl, sich von den Mainzer Ratschlägen nicht ins Bockshorn jagen zu lassen: „Wir schauen bereits über den Tellerrand.“ Mit einer an Ökologisierung und Tierwohl ausgerichteten Schweinehaltung könnte sich die Neumühle ein Alleinstellungsmerkmal verschaffen, meinte Freia Jung-Klein (Grüne). Ein junger Mensch, der in die Schweinehaltung einsteigen möchte, komme heute an der Neumühle kaum mehr in Kontakt mit gleichgesinnten Kollegen, sprang das Ausschussmitglied Christian Ritzmann (FDP) seinem Parteifreund Andy Becht zur Seite. So würden aktuell im Donnersbergkreis gerade noch 2000 Schweine gehalten. Der Austausch mit anderen jungen Leuten, die das gleiche Berufsziel haben, und der Blick in die betriebliche Realität der heutigen Schweinezucht sei aber wichtig für die Auszubildenden. Fazit Ritzmann: Statt weiter „ein totes Pferd zu reiten“, sollte die Neumühle „zu einem Leuchtturm für Digitalisierung“ ausgebaut werden. Das Gremium fasste auf Vorschlag des Ausschussvorsitzenden Lutz einstimmig bei Enthaltung von Ritzmann einen dreiteiligen Beschluss: Erstens gelte es nun, die Haltung des Landes zu überdenken. Zweitens: Da man ohnehin mit der Hochschule in Bingen zusammenarbeite, könnten deren Studenten ihre Ausbildung doch auch in einem neuen Schweinestall an der Neumühle vertiefen. Dies sollte geprüft werden. Drittens: Zusammen mit dem Bauernverband solle ein Zukunftskonzept für die Neumühle entwickelt werden.

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