Rheinland-Pfalz Kolumne: Wie man an der Supermarktkasse am schnellsten vorankommt

91-124467136.JPG

An der Supermarktkasse dauert es mal wieder lange. Vor allem, wenn der Vordermann ein Barzahler ist. Oder doch nicht?

Kennen Sie das? Sie stehen an der Supermarktkasse in der Schlange – und haben es natürlich eilig. Die Kassiererin sagt zu dem Kunden vor Ihnen: „78,34 Euro bitte.“ Doch der verpackt erst die Einkäufe fertig in Tüten und Taschen und zieht dann sein Portemonnaie aus der Jackentasche. Sekunden verrinnen. Erst zwei Scheine, dann kramt der Kunde nach Geldstücken: Er will den Betrag wohl passend begleichen. Mehrfach dreht er Münzen herum – offenbar hat er seine Lesebrille nicht dabei. Weitere Sekunden verrinnen. Der Kunde legt noch mehr Geldstücke vor die Kassiererin, tippt mit dem Zeigefinger zählend darüber. Doch für 78,34 Euro fehlt offensichtlich etwas. Noch ein langer prüfender Blick ins Portemonnaie. Aber der Münzenvorrat reicht nicht fürs centgenaue Bezahlen. Der Kunde sammelt die Geldstücke wieder ein und zückt – entschuldigend lächelnd – einen weiteren 20-Euro-Schein. Die Kassiererin gibt das Wechselgeld heraus. Endlich rückt die Schlange an dieser Ladenkasse eins vor.

Sieben Sekunden schneller

Natürlich kennen Sie das! Und deshalb wird Sie überraschen, was die Deutsche Bundesbank zusammen mit einem Marktforschungsinstitut gerade herausgefunden haben will. „An der Ladenkasse ist die Barzahlung noch immer das schnellste und kostengünstigste Zahlungsmittel“, sagt Johannes Beermann, im Vorstand der Bundesbank für Bargeld zuständig. Für die Studie hat das Institut bei Einzelhandelsunternehmen in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen insgesamt 3125 Zahlvorgänge gemessen. Ergebnis: Im Durchschnitt dauern Barzahlungen rund 22 Sekunden und sind demnach gegenüber einer Kartenzahlung mit PIN-Eingabe sieben Sekunden schneller. Gegenüber der Kartenzahlung mit Unterschrift sind es sogar 16 Sekunden. Wo genau die Marktforscher in Rheinland-Pfalz an der Ladenkasse ihre Beobachtungen angestellt haben, verrät die Bundesbank auch im Nachhinein nicht. Eines dürfte aber gewiss sein: Unser Pfälzer Kunde mit den 78,34 Euro und seiner unzureichenden Münzsammlung dürfte keiner der Zahlvorgänge gewesen sein, die da unter die Lupe genommen wurden. Denn bei ihm dauerte es deutlich länger als die 22 Sekunden. Quälend länger ...

Volle Einkaufswagen statt viele Einkaufswagen

Drei von vier Zahlungen an der Supermarktkasse werden immer noch bar abgewickelt. Gegen Geldstück-Jongleure und Münzen-Sucher ist man deshalb nicht gefeit. Doch es gibt ein paar Kniffe, wie man die schnellste Kasse im Supermarkt findet. US-amerikanische Forscher rieten bereits vor Jahren, sich eher an der linken Schlange anzustellen. Weil die meisten Menschen Rechtshänder seien, tendierten sie zur Kasse auf der rechten Seite. Zweiter Experten-Tipp: Schlangen mit wenigen, aber vollen Einkaufswagen bevorzugen. Wer sich dagegen dort anstellt, wo viele Menschen mit wenigen Artikeln stehen, wartet länger. Denn das Scannen der Waren geht im Verhältnis zum Smalltalk zwischen Kassierer und Kunden, dem Einpacken der Waren und dem Bezahlen relativ zügig. Warum gerade für den Pfälzer solche kleinen Tricks hilfreich sein könnten? Der Pfälzer ist zwar lebensfroh, gastfreundlich, weltoffen, gesellig und genießerisch. Dass Geduld zu seinen Haupttugenden zählt, wird allerdings kaum jemand behaupten. Wenn Sie das nächste Mal an der Ladenkasse dieses „78,34 Euro bitte“ hören, dann schauen Sie sich vielleicht besser nach einer anderen Schlange um ... | Rolf Schlicher

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x