Rheinland-Pfalz Kolumne: Mein Nachbar, der Dappschädel

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Die Pfälzer können bei der Hitze auch mal anders.

Erinnern Sie sich noch an den Sommer 1993 mit Sammy, dem kleinen Krokodil? Oder an Manni, das Rotnackenwallaby, das 1998 aus dem Pyrmonter Tierpark entflohen war? Nicht zu vergessen sind Kuno, der Riesenwels, der 2001 einen Dackel verspeist haben soll, und die traurige Geschichte von Braunbär Bruno (2006), der zum Abschuss freigegeben wurde. Nicht zuletzt die Alligator-Schildkröte Lotti, die 2013 einen kleinen Jungen aus dem Allgäu biss und daraufhin wochenlang von der Feuerwehr gesucht wurde. Von all diesen Sommerlochgeschichten wurden wir in diesem Jahr verschont. Das Riesenthema war die Hitze. Auch in der Pfalz.

„Dappschädel“ und „Durchtriwwener“

Die Temperaturen führten mitunter auch bei den Pfälzern zu für uns Westfalen bisher unbekannten Erscheinungen. Unser persönliches Sommerloch in diesem Jahr wurde mit einer nächtlichen Auseinandersetzung zweier Pfälzer in unserer Wohngegend gefüllt. Gut eine Stunde versuchte Kontrahent Nummer 1 Kontrahent Nummer 2 dazu zu bewegen, aus seiner Wohnung zu kommen. Der „Bastard“ dachte aber gar nicht daran und verhalf der kompletten Nachbarschaft zu nächtlicher Zeit zu einer Nachhilfestunde im Gebrauch pfälzischer Schimpfwörter wie „Dappschädel“ und „Durchtriwwener“. Das Wort Terrorist kommt pfälzisch übrigens irgendwie unfreiwillig lustig rüber: Bei „Du Terrorischt“ haben unsere Lachmuskeln reichlich zu tun gehabt. Auch wenn wir nur etwa 70 Prozent verstanden haben, kein Kinofilm hätte mehr Unterhaltung bieten können. Das ganze Drama bekam dann auch noch einen Schwenk, als einige Nachbarn genug hatten und Kontrahent 1 aufforderten, sich gepflegt ins Bett zu legen, um seinen Rausch auszuschlafen. Der Angesprochene betonte dann ausdrücklich, dass ein Pfälzer „gar nicht so viel saufen kann“, dass er nicht mehr wisse, wann es jemand verdient habe, dass er mal so eine richtige Abreibung bekomme. In diesem Sinne, kommen Sie gut durch das Sommerloch.

Die Kolumne

Uwe Renners kommt aus Westfalen. Er ist seit Januar 2017 stellvertretender Chefredakteur Digital bei der RHEINPFALZ und wohnt mit seiner Familie in Bad Dürkheim. In dieser Kolumne beschreibt der Zugezogene alle vier Wochen seine Begegnungen mit der Pfalz und den Pfälzern. Schreiben Sie ihm per E-Mail, seine Adresse: uwe.renners@rheinpfalz.de

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