Rheinland-Pfalz Kleine Ratte, großer Ruhm. Aber was kommt danach?

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Dieser kleine Rattenbock wurde zum Internet-Liebling.

Ratten-Caps, Ratten-Taschen und Ratten-Babykleidung: Die Rettungsaktion für den pummeligen Nager, der im südhessischen Bensheim in einem Gullydeckel feststeckte, hat weltweit für Aufsehen gesorgt. Inzwischen gibt es sogar Werbeartikel der Ratte zu kaufen. Doch der Berufstierrettung Rhein Neckar hat der kurzzeitige Ruhm kaum geholfen. Medien aus aller Welt hatten über die Aktion berichtet. „Wir haben Anrufe aus Australien bekommen, aus der Türkei, aus Kanada und aus Ghana“, erzählt Michael Sehr, der Leiter der Berufstierrettung Rhein Neckar. Er hatte die korpulente Ratte Ende Februar aus ihrer misslichen Lage befreit. „Uns wurde sogar ein Video aus Schweden geschickt, in dem die Leute extra ein Fitnessstudio für Mäuse und Ratten gebaut haben, weil das Exemplar aus dem Gully ja doch etwas pummelig war“. Das Video der Ratten-Rettung wurde auf Youtube über 2,9 Millionen Mal aufgerufen. „Ein kleiner Fehltritt für die Ratte, ein großer Schritt zu mehr Menschlichkeit“, prangt deshalb auch auf T-Shirts und Tassen im eigens eingerichteten Webshop.

Eine Frage des Geldes

Die Berufstierrettung rückte damit schlagartig in den Fokus der Öffentlichkeit. Aber: „Wer meint, dass wir uns nach dem ganzen Hype vor Spenden kaum retten können, hat sich getäuscht“, so Sehr. Einsätze der Berufstierrettung sind eine Dienstleistung, kosten in der Regel also Geld. Doch damit können die Kosten der hauptamtlichen Tierretter nicht einmal ansatzweise gedeckt werden. Denn nicht nur die Einsätze selbst sind kostspielig, sondern vor allem die Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen sowie Nachweise und Berechtigungen im Umgang mit Tieren. Deshalb ist die Berufstierrettung Rhein Neckar auf zusätzliche Spenden angewiesen. Aber auch der Ratten-Hype habe die Spendenbereitschaft der Menschen nicht gesteigert, erklärt Michael Sehr.

Alltag bei der Berufstierrettung

Für den Leiter der Berufstierrettung ist das nur schwer verständlich: „Wir leisten tagtäglich eine wichtige Arbeit. Oftmals schweben dabei Tiere in akuter Lebensgefahr“, sagt er. Die Ratten-Rettung sei hingegen eher ein Routine-Einsatz gewesen. „Wir haben oft weitaus spektakulärere Fälle.“ Die Mitglieder der Berufstierrettung müssen auf jedem Gebiet Experte sein, von der Eidechse bis zum Pferd. „Bisher wurde ich noch nicht zu einem Einsatz mit einem Löwen gerufen. Aber selbst darauf wäre ich vorbereitet“, sagt Sehr. Unterschiede macht das Team dabei nicht. „Ein Lebewesen in Not braucht unsere Hilfe, egal wie groß oder klein es ist“.

Einfach mal „Danke“ sagen

Die Finder der Ratte, zwei Kinder, hatten sich im Anschluss an deren Befreiung bei Michael Sehr und den Helfern von der Feuerwehr mit einem selbst gemalten Bild bedankt. Das sei jedoch keine Selbstverständlichkeit, erzählt Sehr. Im Gegenteil: „Oftmals werden wir von den Leuten in den sozialen Medien angefeindet.“ Das sei bedauerlich, findet er: „Das Tierwohl steht für uns an erster Stelle. Dafür sind wir rund um die Uhr im Einsatz und geben jeden Tag unser Bestes. Doch das wird nur selten honoriert.“ Ob die besagte Ratte von ihrem Ruhm überhaupt etwas mitbekommen hat, ist im Übrigen nicht bekannt. Sie verschwand nach ihrer Rettung in der Kanalisation und wurde seitdem nicht mehr gesichtet.

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Aufgrund der großen Nachfrage kann man inzwischen Werbeartikel wie Tassen und Kleidungsstücke mit Ratten-Aufdruck kaufen.
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