Rheinland-Pfalz Kleine Beißerei im Ampel-Rudel

In den Annalen unserer geschätzten Ampel-Koalition hätte es ein weiterer schöner Tag voll ungetrübter Harmonie werden können. Wie es in Mainz Brauch ist, informierten die Regierungsfraktionen Ende vergangener Woche die Presse darüber, was sie auf die Tagesordnung der beiden Plenarsitzungen in dieser Woche gesetzt haben. Es war zudem der Tag eines unerheblichen Jubiläums, das von den Ampel-Akteuren aus Gründen des Selbstlobs dennoch erwähnt werden musste. Und weil die Regierenden bisher weniger durch die entschlossene Betätigung politischer Weichen als durch ihr harmonisches Miteinander aufgefallen sind, hätte man gerade auch an diesem Tag Einigkeit bis ins Detail erwarten können. Stattdessen: politische Beißerei zwischen Grünen und FDP, wenngleich eine der eher sanften Art. Es ging um den Wolf und darum, wie Meister Isegrim in Deutschland zu bewerten und zu behandeln sei. In früheren Zeiten wurde der Wolf hierzulande als Dieb des Nutzviehs und als Gefahr fürs Rotkäppchen verfolgt und schließlich ausgerottet. Inzwischen ist er europaweit streng geschützt und er kehrt zurück. In Erwartung der Heimkehrer gibt es auch in Rheinland-Pfalz unter grüner Federführung seit drei Jahren einen Wolfsmanagementplan. Dieser besagt, was geschehen soll, wenn Isegrim ein Zicklein frisst oder gar Menschen gefährlich werden könnte. Seit in Rheinland-Pfalz in immer kürzeren Abständen Wölfe gesehen werden, wächst die Nervosität. FDP-Landtagsabgeordneter Marco Weber, seines Zeichens Landwirt und Jäger, forderte, im Ernstfall einen Isegrim auch zur Strecke bringen zu dürfen. Wenn ein Tier gefährlich würde für Weidetiere oder gar Menschen, müsse der Waidmann eingreifen können. Für Grünen-Fraktionschef Bernhard Braun war dies Anlass, Gelassenheit anzumahnen. Der Wolf sei zwar gesichtet, aber noch längst nicht angekommen im Land und schon werde Panik geschürt, „auch in Reihen der FDP“, giftete der Grüne. Mit den Ängsten vor dem bösen Wolf wollen wir uns an dieser Stelle gar nicht weiter befassen. Froh sind wir, dass in der Koalition offenbar doch noch Leben steckt. Gilt doch auch dort wie im Rudel: Hätscheln reicht auf Dauer nicht, manchmal muss man auch Zähne zeigen.

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