Rheinland-Pfalz Kandel: Gewalt diesmal vor allem von links

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Pfefferspray gegen die Antifa: Eine Spezialtruppe der Polizei stoppt in Kandel einen Vorstoß linker Demonstranten. Insgesamt sind für die Beamten bei den Demonstrationen am vergangenen Samstag nach amtlicher Zählung 8382 Einsatzstunden angefallen.

Als Anfang März rechte Demonstranten und ihre Gegner in Kandel aufmarschierten, ließ die Polizei Straftäter einfach ziehen. Am vergangenen Samstag hingegen griffen die Beamten konsequenter durch. Die Einsatzleiter sagen: Ärger gab es diesmal vor allem mit der linksextremen Antifa.

Kandel/Ludwigshafen. Urplötzlich rennt die Antifa-Gruppe los, stürmt auf die Beamten zu. Dabei sollen die Bereitschafts- und Streifenpolizisten die feindlichen Lager auseinanderhalten. Nun müssen sie damit rechnen, dass gewaltbereite Extremisten ihre Absperrkette durchbrechen und auf die gegnerischen Demonstranten von „Kandel ist überall“ losgehen. Gestoppt werden die Linken dann doch – von einer Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE), die zu Gummiknüppel und Pfefferspray greift.

Anfang März zog eine Band rechte Extremisten an

Drei Wochen vorher hatten Beamte so einer besonders schlagkräftigen Spezialtruppe in Kandel schon einmal spontan eingreifen müssen. Da allerdings waren es rechte Demonstranten gewesen, die auf Gegner am Straßenrand losgehen wollten. Denn bei jenem Protesttag Anfang März marschierten in den Reihen der Zuwanderungsgegner besonders viele Extremisten mit: Hooligans waren von den Organisatoren der Kundgebung ganz ausdrücklich mit ihrem Schlachtruf „Ahu“ begrüßt worden, und auch ein Konzert der Band „Kategorie C“ lockte Problem-Publikum an.

Damals ließ die Polizei Straftäter unbehelligt

Die Polizei wiederum wirkte, als sei sie zu knapp besetzt: Beamte schritten nicht ein, wenn gegen das Vermummungs- und das Alkoholverbot verstoßen wurde. Selbst Schläger und Flaschenwerfer konnten zunächst unbehelligt weiterziehen. Was sich am vergangenen Samstag nicht wiederholen sollte: Allen Seiten wurde vorab signalisiert, dass die Ordnungshüter diesmal konsequent durchgreifen würden. Und das tun die insgesamt mehr als 1000 Polizisten dann auch, noch ehe die verschiedenen Protestveranstaltungen überhaupt begonnen haben.

Diesmal werden Vermummte schon am Bahnhof gestoppt

Schon am Kandeler Bahnhof wird ein Block aus 250 bis 300 Antifa-Leuten gestoppt: Große Sonnenbrillen, Schals und Tücher summieren sich zu Verstößen gegen das Vermummungsverbot. Die Polizei, sagt der Gesamt-Einsatzleiter Martin Kuntze später, setzt daraufhin auf Gespräche. Doch die Beamten haben Schwierigkeiten, überhaupt jemanden zu finden, der zur Kommunikation bereit ist. Trotzdem darf die Antifa sich schließlich dem bürgerlichen Zug „Wir sind Kandel“ anschließen, der nach amtlicher Schätzung etwa 2000 Menschen mobilisiert hat.

Die Polizei ist überrascht von der Antifa-Aggression

Diese Demonstranten werfen den Einwanderungsgegnern von „Kandel ist überall“ – nach Polizeizählung an jenem Tag etwa 1300 Menschen – vor, den Tod einer in Kandel von ihrem afghanischen Ex-Freund erstochenen 15-Jährigen für fremdenfeindlichen Hetze zu instrumentalisieren. An die Spitze von „Wir sind Kandel“ haben sich diesmal Politiker bis hin zur Ministerpräsidentin gestellt. Auch Innenminister Roger Lewentz (SPD), der oberste Chef der Polizei, ist dabei. Seine Beamten werden hinterher sagen: Überrascht hat sie, wie aggressiv die Antifa vorgeht.

Wuchtige Böller explodieren

Denn diese Linken machen während der Kundgebung nicht nur urplötzlich kehrt, um dorthin zu stürmen, wo ihre rechten Gegner demonstrieren. Die Polizei entdeckt Böller, beschreibt sie als Sprengsätze von der Länge eines Unterarms, die im Fall eines Treffers Menschen schwere Brandverletzungen zufügen oder sie erblinden lassen könnten. Einige dieser wuchtigen Kracher werden beschlagnahmt. Und andere explodieren, nachdem die Antifa-Gruppe losgestürmt ist. Die landet daraufhin für etwa eine Stunde in einem Polizeikessel.

Im Polizeikessel stecken auch Unbeteiligte

Doch in dem stecken auch Unbeteiligte. Einsatzleiter Kuntze versichert später in seiner Bilanz: Einzelne Menschen durften weitergehen, nachdem klar war, dass sie nichts mit dem Angriff zu tun hatten. Doch der Beamte sagt auch: Die Polizei muss in so einem Fall sorgfältig prüfen, ob ein angeblich Unschuldiger tatsächlich nur durch dummen Zufall in eine gewaltbereite Gruppe geraten ist. „Und das dauert eben.“ Allerdings wird es in der Szene hinterher ohnehin heißen, dass der ganze Antifa-Ansturm nur ein symbolischer und mithin gewaltfreier Akt gewesen sei.

Elf Anzeigen betreffen das linke Lager

Demnach wären die vermeintlichen Angreifer ganz von selbst wieder stehengeblieben, wenn die Polizei nicht dazwischengegangen wäre. Doch auch in linken Kreisen wird eingeräumt: Darauf verlassen konnten sich die Beamten nicht, also mussten sie reagieren. Am Ende zählen die Einsatzleiter acht Kollegen, die leichtere Verletzungen wie Prellungen und Schürfwunden erlitten haben. Außerdem verzeichnet ihre Bilanz drei vorläufige Festnahmen. Und 14 Anzeigen, zum Beispiel wegen Widerstands – drei betreffen das rechte, die übrigen das linke Lager.

Die Polizei gründet eine eigene Ermittlungsgruppe

Doch die Beamten rechnen damit, dass sie in der nächsten Zeit noch mehr Gesetzesverstöße entdecken, wenn sie Videoaufnahmen vom Samstag auswerten. Um Straftaten bei Demonstrationen in Kandel soll sich in Zukunft eine eigene Ermittlungsgruppe der Polizeidirektion Landau kümmern. Schließlich sind weitere Kundgebungen schon angekündigt.

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