Rheinland-Pfalz Hoheitliche Vielfalt

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Das Schoppengläser-Klirren auf dem Dürkheimer Wurstmarkt klingt in den Ohren mancher Besucher noch fröhlich nach, während in Neustadt teils schon die legendären Haiselche aufgebaut sind, die ab 28. September das Deutsche Weinlesefest einläuten. Und an unzähligen Ausschankstellen von „Neuem“ zischt leicht schäumender Bitzler aus dem Zapfhahn. Jetzt zur Zeit der Weinernte wird den bacchantischen Genüssen in der Pfalz sogar noch etwas mehr gefrönt als ohnehin schon das ganze Jahr über. Wozu auch die Scharen von Touristen beitragen, auf die unsere herrliche Gegend im Herbstschmuck besondere Anziehungskraft hat. Stark im Fokus stehen nun ebenfalls Weinhoheiten – nicht nur bei den Wahlen der neuen Deutschen und Pfälzischen Weinkönigin. Heute wollen wir aber einmal hervorheben, dass es auch zahlreiche weitere Hoheiten anderer Art gibt, die begeistert für ihre Heimatgemeinde, ihre Region, deren Besonderheiten und speziellen Produkte werben oder stolz ihren Verein repräsentieren – und damit oft zudem altes Brauchtum pflegen. Einen Eindruck davon vermittelt alljährlich der Winzerfestumzug, der stets am zweiten Sonntag im Oktober als farbenfrohes Spektakel zum Ausklang des Weinlesefestes Besuchermassen anlockt. So wird dabei diesmal zum Beispiel die Südwestpfalz mit der Deutschen Schuhkönigin vertreten sein, Speyer mit seiner Brezelkönigin. Und der Kreis Germersheim kann unter anderem mit der Zeiskamer Zwiebelkönigin glänzen, mit dem „Bellheimer Lord“ und Trägerinnen so origineller Titel wie „Lingenfelder Druslachelfe“ oder „Knittelsheimer Kätzel“. Noch nie jedoch gab’s beim Umzug gekrönte Häupter in derart geballter Form(ation) zu bewundern, wie es diesmal zu erwarten ist: Das vierte „Hoheitentreffen der Metropolregion Rhein-Neckar“ sorgt mit einer eigenen Zugnummer für eine Premiere. Die Gelegenheit dazu ergab sich, weil die seit 2012 vom Verein „Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar“ alle zwei Jahre organisierte Zusammenkunft ehrenamtlicher Regentinnen und Regenten – deren Titel-Bandbreite von der Blütenkönigin über Fasnachtsprinzenpaare und den Schlossherrn bis zur Kochlöffelkönigin reicht – erstmals in Neustadt ausgerichtet wird. Statt sich fürs Gruppenfoto wieder vor einer der prächtigen Kulissen zu versammeln, die das Schwetzinger Schloss bietet, posieren die Beteiligten diesmal vor dem nostalgischen Spiegelpalast „Bon Vivant“, der eigens aufgebaut wird für das Wine-Festival vom 2. bis 15. Oktober. Er dürfte freilich beim darin geplanten Empfang fast aus allen Fugen platzen angesichts über 100 angemeldeter Hoheiten. Weshalb man für deren Begleitpersonen einen Extra-Umtrunk im nahen Saalbau-Foyer arrangiert ... Mit von der Partie sein beim Umzug wird auch die 7. Andechser Bierfestkönigin Jasmin Paulus. Anders als mancher vielleicht vermutet, reist diese nicht etwa aus Bayern an, sondern kommt aus Haßloch. Dort nämlich wird in diesen Tagen nicht vorwiegend mit Rebensaft geprostet, sondern mehr mit Gerstensaft vom Heiligen Berg: Zum 31. Mal bereits feiert man heuer im Großdorf – wie immer am vierten Wochenende im September – das Andechser Bierfest. „O’zapft is“, hieß es dabei offiziell zwar erst gestern Abend – die neue Majestät wurde jedoch schon am Donnerstagabend gekürt. Richtig zünftig geht’s zu bei der Gaudi im oft proppenvollen Festzelt, wo bei Maßkrug-Klappern sowie schmissigen oder fetzigen Klängen ausgelassene Oktoberfest-Stimmung herrscht. Für jene, die noch nie von diesem publikumsträchtigen Ereignis gehört haben, sei hier der Hintergrund erklärt: Es fußt auf der Partnerschaft zwischen den Landkreisen Bad Dürkheim und Starnberg, wo das für Braukunst bekannte Kloster Andechs steht. Die Andechser Bierfestkönigin ist nicht nur ein Jahr lang Repräsentantin der Gemeinde Haßloch, sondern ebenso beider (!) Kreise sowie der Tourismusregion Starnberger Fünf-Seen-Land. Der – im Nachhinein noch sehr zu lobende – Anstoß zur regelmäßigen Ausrichtung eines Bierfestes kam nebenbei bemerkt aus dem Freistaat. Seitens der bayrischen Partner war nämlich ein „Gegenstück“ gewünscht zum zuvor schon in Starnberg erfolgreich eingeführten – und dann zur festen Einrichtung gewordenen – Pfälzer Weinfest... | MARTINA RÖBEL DOPPELTERZEILENUMBRUCH

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