Rheinland-Pfalz Hambach-Gesellschaft wehrt sich

Max Otte 2018 bei „seinem“ Hambacher Fest.
Max Otte 2018 bei »seinem« Hambacher Fest.

«NEUSTADT.»Mit dem „Neuen Hambacher Fest“ hatte der Finanzwissenschaftler Max Otte im Mai 2018 bundesweit für Aufsehen gesorgt. Jetzt will sich der Professor für Betriebswirtschaftslehre, der der AfD nahe steht, beim Verein Hambach-Gesellschaft einklagen.

CDU-Mitglied Otte ist Mitglied der Werte-Union der Partei, die Bundeskanzlerin Angela Merkel seit Jahren wegen ihrer Flüchtlingspolitik kritisiert. Zu seiner Veranstaltung auf dem Hambacher Schloss kamen 2018 rund 1200 Rechtskonservative. Unter den Rednern waren der umstrittene ehemalige Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin, die DDR-Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld und der AfD-Bundesvorsitzende Jörg Meuthen. Die Hambach-Gesellschaft für historische Forschung und Bildung ist 1986 gegründet worden. Vereinsziel ist laut Satzung, die Werte und Ziele des Hambacher Festes von 1832 zu leben und sich dabei für die Einigung Europas, den Frieden und eine gerechte Sozialordnung einzusetzen. Der Verein mit knapp 100 Mitgliedern, Historikern und Politologen aus der Region, organisiert wissenschaftliche Vorträge, konzipiert Ausstellungen und gibt ein Jahrbuch heraus. Wilhelm Kreutz, Vorsitzender der Hambach-Gesellschaft, hatte das „Patriotentreffen“ auf dem Hambacher Schloss damals öffentlich kritisiert. Er warf Otte vor, sich ein „schwarz-rot-goldenes Mäntelchen umzuhängen“ und zu versuchen, die Geschichte des Ortes für seine Ziele zu vereinnahmen. Hambach stehe im historischen Kontext für die Kritik an einem repressiven System, das Journalisten und vermeintliche Demagogen verfolgt habe. Man müsse in der heutigen Zeit entschieden zurückweisen, wenn selbst ernannte Patrioten versuchten, sich das Image von Hambach zunutze zu machen, so der außerplanmäßige Professor für Neuere Geschichte von der Universität Mannheim. Kreutz berichtet, dass Otte bereits im Vorjahr mit 25 Mitstreitern einen Aufnahmeantrag für die Hambach-Gesellschaft abgegeben habe, den der Vorstand ablehnte: „Das war sozusagen der Versuch, unseren Verein zu übernehmen.“ Ende 2018 habe nun eine Kölner Anwaltskanzlei Klage auf Aufnahme in den Verein für Otte und 14 weitere Personen gestellt. Argumentiert werde mit einer angeblichen Monopolstellung der Hambach-Gesellschaft, die deshalb keine Mitgliedsanträge ablehnen dürfe. „Wen wir aufnehmen, entscheidet laut Satzung alleine der Vorstand“, so Kreutz, der eine Klageerwiderung in Auftrag gegeben hat. Otte könne gerne seinen eigenen Verein aufmachen. Die Klage ist beim Amtsgericht Ludwigshafen eingereicht worden, das aber nicht zuständig ist, weil die Hambach-Gesellschaft im Neustadter Vereinsregister geführt wird. Der Sprecher des Amtsgerichts Ludwigshafen hat angekündigt, die Klage werde nach Neustadt weiter verwiesen. Otte hat auf RHEINPFALZ-Anfragen nicht reagiert. Er plant aber 2019 kein „Neues Hambacher Fest“, wie er auf seiner Internetseite mitteilt. Er begründet dies vor allem mit den Kosten für die Veranstaltung. Trotz Einnahmen von 57.000 Euro habe er einen Verlust von 33.000 verbuchen müssen. Offizieller Veranstalter war Ottes Kölner Institut für Vermögensentwicklung. Allerdings plant Otte, der sich als AfD-Wähler bezeichnet, für den „harten Kern der Hambach-Enthusiasten“ am 8. Juni im Neustadter Saalbau einen „Kongress für Frieden und Sicherheit in Europa.“ Als Referenten kündigt er den Verschwörungstheoretiker Daniele Ganser aus der Schweiz, Lothar Höbelt, früherer Berater der FPÖ in Österreich unter Jörg Haider, und den ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Willy Wimmer an.

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