Rheinland-Pfalz Grünstadt: Haie für das Pfungstadter Ozeanarium

Ein Sandtigerhai im Schwarmfischbecken des Ozeaneums von Stralsund (Mecklenburg-Vorpommern). Es wurde 2008 eröffnet und zwei Jah
Ein Sandtigerhai im Schwarmfischbecken des Ozeaneums von Stralsund (Mecklenburg-Vorpommern). Es wurde 2008 eröffnet und zwei Jahre später als »Europäisches Museum des Jahres« ausgezeichnet.

Für den Plan zweier Pfälzer Investoren, im südhessischen Pfungstadt das größte Hai-Aquarium Europas zu bauen, sind die Realisierungschancen deutlich gestiegen: Der Widerstand der Projektgegner verebbt. Wie erst jetzt bekannt wurde, werden bereits seit Juni 2016 in Grünstadt Haie gehalten, die für das Pfungstadter Ozeanarium bestimmt sind. Um wie viele Tiere es sich handelt, teilen die Behörden allerdings mit Verweis auf das Betriebsgeheimnis nicht mit.

Initiator des 20,5 Millionen Euro-Projekts mit dem Namen „Shark City“ ist die in Grünstadt ansässige „The Seven Seas Aquarium GmbH & Co. KG“. Dahinter stehen die beiden Jungunternehmer Thomas Walter (Grünstadt) und Thiemo Walt (Offstein). Das Duo will in Pfungstadt in mehreren Becken rund 150 Haie zeigen, gerechnet wird mit etwa 550.000 Besuchern pro Jahr. Die Becken von „Shark City“ sollen ein Volumen von 14,5 Millionen Litern haben – das ist 32-mal so viel wie die Bassins im 2005 eröffneten „Sea Life“ in Speyer fassen. Ursprünglich hatten Walter und Walt für ihr Projekt auch Standorte in der Pfalz geprüft – im Gespräch waren Kaiserslautern und Haßloch gewesen.

Tierschützer und Bürgerinitiative dagegen

In Pfungstadt hatten nach dem Bekanntwerden der Pläne Tierschützer und eine Bürgerinitiative (BI) gegen „Shark City“ mobil gemacht. Sie hatten rund 3000 Unterschriften für ein Bürgerbegehren gesammelt, das im September aber von der Stadtverordnetenversammlung abgelehnt worden war. Gleichzeitig hatte die Bürgerinitiative beim Verwaltungsgericht Darmstadt einen Eilantrag gestellt – damit sollte verhindert werden, dass die Grundstücke an die Grünstadter Investoren vor einer Gerichtsentscheidung über die Zulässigkeit des Bürgerbegehrens verkauft werden. Diesen Eilantrag lehnte das Verwaltungsgericht aber inzwischen ab. Zur Begründung teilte das Gericht mit, es fehle an einer zutreffenden inhaltlichen Begründung für das Bürgerbegehren, außerdem sei kein Kostendeckungsvorschlag gemacht worden. Für die BI geklagt hatte die Pfungstadterin Anita Oerterer. Die streitbare SPD-Frau verzichtete jetzt aber auf eine Beschwerde gegen die Entscheidung des Verwaltungsgerichts: Ein solcher Schritt sei wenig erfolgversprechend, da das Gericht leider in allen Punkten der Argumentation der Stadt gefolgt sei, sagte sie am Wochenende. Gleichzeitig habe sie deshalb auch den Widerspruch gegen die Ablehnung des Bürgerbegehrens zurückgezogen. Dennoch hat Oerterer weiter Hoffnung, „Shark City“ noch verhindern zu können: „Durch ist das Projekt natürlich noch nicht.“ Es gebe bisher für das Ozeanarium noch keinen Bebauungsplan und natürlich auch noch keine Baugenehmigung.

Investoren zuversichtlich

Gleichwohl sind die Chancen der Gegner aufgrund des neuen Sachstandes deutlich gesunken. Bei den Investoren steigt dadurch die Zuversicht. Der nächste Schritt in Pfungstadt sei nun die Schließung des Kaufvertrages für die geplante Fläche, sagte Thomas Walter. Dazu schreite die Entwicklung des vorhabenbezogenen Bebauungsplans stetig und wunschgemäß voran. Walter: „Wir sind voll im Zeitfenster und freuen uns darauf, unser Vorhaben am Wunschstandort zu realisieren.“ Ab Baubeginn rechnet Walter für „Shark City“ mit einer Realisierungszeit von zwölf bis 14 Monaten. Auf Antrag der Grünen-Fraktion im rheinland-pfälzischen Landtag hat das Pfungstadter Hai-Projekt inzwischen auch das Mainzer Umweltministerium beschäftigt. Aus dessen Antwort geht hervor, dass das Unternehmen Seven Seas Aquarium bereits seit Juni 2016 in Grünstadt Haie hält, die für das Pfungstadter Ozeanarium gedacht sind. Über die Anzahl der Tiere machte das Ministerium mit Verweis auf das Betriebs- und Geschäftsgeheimnis keine Angaben. „Shark City“-Geschäftsführer Walter bestätigte die Hai-Haltung in Grünstadt und sprach von „wenigen Tieren“: „Da es sich in Grünstadt in keinster Weise um eine öffentlich zugängliche Einrichtung handelt, ist eine weitergehende Information der Öffentlichkeit nicht notwendig.“ Die Kreisverwaltung Bad Dürkheim spricht von „mehreren Haien verschiedener Arten“.

Behörde stellt gutes Zeugnis aus

Die Behörden stellen den Aktivitäten der Grünstadter Projektbetreiber ein gutes Zeugnis aus. Das Veterinäramt sei regelmäßig für Kontrollen vor Ort, es habe bisher nichts zu beanstanden gegeben, sagte eine Sprecherin der Kreisverwaltung. Die Tiere – neben den Haien handelt es sich um diverse Korallenfische – würden in „handelsüblichen“ Glasaquarien und Rundstrombecken gehalten. An dem Grünstadter Standort kümmerten sich ausgewiesene Haiexperten um die Fische. Auch das Wachstum der Fische – der größte Hai hat laut Kreisverwaltung zur Zeit eine Körperlänge von 1,50 Meter – werde nicht nur hinsichtlich einer geeigneten und ausgewogenen Ernährung, sondern auch im Hinblick auf die Anpassungen der jeweiligen Beckengrößen „streng überwacht“, sagte die Behördensprecherin.

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