Rheinland-Pfalz Gedenkminute für getötete Schülerin

«Kandel/Mainz.» Mit einer Gedenkminute haben gestern rund 7000 Schüler im Kreis Germersheim am ersten Schultag nach den Weihnachtsferien an die 15-Jährige erinnert, die am 27. Dezember in Kandel erstochen worden war. Zu der Aktion um 12 Uhr hatte die Kreisschülervertretung aufgerufen.

Auf der Homepage der Integrierten Gesamtschule Kandel war gestern zu sanfter Musik vor einem Sternenhimmel eine brennende Kerze zu sehen, daneben stand der Text: „Der Tod ist wie eine Kerze, die erlischt, wenn der Tag anbricht. “ Die 15-Jährige war bis Sommer Schülerin der Gesamtschule gewesen. Auf sie ging auch ihr Ex-Freund – ein nach Behördenangaben gleichaltriger afghanischer Flüchtling – der nun als Täter in Untersuchungshaft sitzt. Zum neuen Schuljahr war das Mädchen auf die Berufsbildende Schule in Wörth gewechselt. Auf deren Homepage steht eine Traueranzeige, in der es unter anderem heißt: „Sie war der ruhende Pol in der Klasse: zurückhaltend, fleißig, hilfsbereit, höflich, vorbildlich und gut erzogen, ausgestattet mit einer hohen Sozialkompetenz. Wir werden Mia sehr vermissen.“ Eine für Sonntag angekündigte Menschenkette in Kandel wurde unterdessen abgesagt. Das haben am Dienstagabend rund 40 Vertreter aus Vereinen, Parteien und Kirchen beschlossen. Ein Grund ist, dass das getötete Mädchen in den nächsten Tagen beigesetzt wird. Eine andere Aktion soll jedoch in einigen Wochen ein Zeichen setzen, sagte der Vorsitzende des Karnevalsvereins Bikage, Karlheinz Schöttinger, an. Die Bienwald-Karnevalgesellschaft hatte am Montag zu der Menschenkette unter dem Motto „Kandel ist bunt“ aufgerufen. Strafanzeige erstattet hat der Kandeler Verbandsbürgermeister Volker Poß (SPD). Er hatte nach der Tat pauschale Forderungen nach einem härteren Umgang mit Flüchtlingen beklagt. Daraufhin war er per Mail massiv bedroht worden. Drohungen richteten sich auch gegen eine Mitarbeiterin der Kandeler Verwaltung, auch hier wurde Anzeige erstattet. Als eine Reaktion auf die Drohungen kann das Sozialamt nur noch nach vorherigem Klingeln und Sichtprüfung betreten werden. Auch ein Flüchtlingstreff bleibt vorerst geschlossen. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte gestern bei ihrem Neujahrsempfang in Mainz, keine noch so schwere Lebensgeschichte, kein Trauma und keine Leidenserfahrung rechtfertige Gewalt bis hin zum Mord. Die Landesregierung nehme die Aufgaben sehr ernst, der Gewalt vor allem gegen Frauen Einhalt zu gebieten und die Hilfe und Kontrolle bei der Flüchtlingsintegration zu intensivieren.

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