Rheinland-Pfalz Frankenthaler Babymord-Prozess: Experten analysieren Ton-Aufnahme

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Aus dem zweiten Stock dieses Hauses ließ Sennas Vater seine Tochter in die Tiefe stürzen. Nachbarn zeichneten mit dem Handy auf, wie das schreiende Baby plötzlich verstummte.

Nachbarn schalteten in ihrer Wohnung die Aufnahmefunktion ihres Handys ein, als im Mai 2016 ein Frankenthaler ausrastete und schließlich seine zwei Monate alte Tochter Senna vom Balkon stürzen ließ. Doch das Gerät zeichnete vor allem scheinbar unverständliches Gebrüll auf. Hör-Profis der Polizei haben der Tondatei trotzdem Dialogfetzen abgelauscht.

Ungerührt tickt eine Wanduhr vor sich hin, während es nebenan rumpelt, brüllt und schreit. Ein Frankenthaler Paar nahm die Geräusche im Mai 2016 mit dem Handy auf, um sich über den Lärm der Nachbarn zu beschweren. So entstand eine Tonaufnahme, die den Tod eines Säuglings dokumentiert: 37 Sekunden lang ist Babyweinen zu hören, das dann plötzlich verstummt.

Der Zeuge gilt derzeit als verschollen

Zuvor hatte der Vater der zwei Monate alten Senna auf deren Mutter eingestochen. Die Frau konnte verletzt aus der Wohnung fliehen, weil ein Kumpel ihres Partners zu Besuch war und sich dazwischenwarf. Dieser Mann sah anschließend auch, wie Sennas Vater das Baby packte und in den Tod stürzen ließ. Was er beobachtete, soll er den Richtern im Mai berichten. Allerdings gilt der Zeuge derzeit als verschollen, die Staatsanwaltschaft lässt schon nach ihm fahnden.

Im ersten Prozess hatte er ausgesagt

Klar ist nur: Er war zwischenzeitlich von Frankenthal nach München gezogen. Doch die bayerische Polizei fand an seiner angeblichen neuen Adresse nur ein leerstehendes Haus. Ans Telefon ist er zuletzt auch nicht mehr gegangen, wenn ihn die Justiz anrief. Und sein letzter öffentlich sichtbarer Facebook-Eintrag ist vom 22. Januar. Dabei hatte er im ersten, später geplatzten Babymord-Prozess noch bereitwillig ausgesagt.

Verteidiger setzt auf eine andere Theorie

Damals behauptete er, Sennas Vater habe seine Tochter mit voller Absicht vom Balkon geschleudert. Dessen Verteidiger Alexander Klein liebäugelt allerdings mit einer anderen Theorie: Sein Mandant sei im Drogenrausch paranoid geworden. Vielleicht habe er seinen Kumpel für einen Angreifer gehalten. Und deshalb könnte er mit Senna auf den Balkon geflohen sein, von dem er sie dann in Panik und ohne böse Absicht in die Tiefe stürzen ließ.

Handy-Aufnahme im Gerichtssaal kaum zu verstehen

Die Handy-Aufnahme schien bislang weder für die eine noch für die andere Variante zu sprechen, wenn sie im Gerichtssaal abgespielt wurde. Denn durch ihr Rauschen hindurch lässt sie zwar erkennen, dass sich zwei Männer anbrüllen. Doch was sie sagen, lässt sich kaum verstehen. Mittlerweile allerdings haben geschulte Hör-Profis der Berliner Polizei die Datei mit besonders guten Geräten abgespielt und aufgeschrieben, was sie entschlüsseln können.

Besucher flehte den Vater an

Demnach flehte der Gast zum Beispiel: „Bitte, tu der Kleinen nicht weh.“ Während der Vater schrie: „Das blöde Balg!“

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