Pfalz Frankenthaler Ärztin appelliert an Betriebe: „Gebt uns Eure Schutzmasken“

Angelika Guth.
Angelika Guth.

Angelika Guth ist überzeugt: Viele Betriebe besitzen etwas, das in Zeiten der Corona-Krise von Ärzten und deren Mitarbeitern dringend gebraucht wird: Atemschutzmasken der Klassen FFP2 oder FFP3. Die in Frankenthal praktizierende Kardiologin appelliert an Unternehmen, solche Masken an Mediziner abzugeben.

Haus- und Fachärzte kommen ihren Patienten oft sehr nah, sagt Angelika Guth. Ein Sicherheitsabstand von zwei Metern ist beim Abhören mit dem Stethoskop oder bei einer Ultraschall-Untersuchung des Herzens kaum einzuhalten, nennt die Kardiologin Beispiele aus ihrem eigenen Fachbereich. Umso wichtiger wäre es, wenn die Mediziner sich und ihre Patienten mit effektiven Atemmasken schützen könnten. Doch die sind seit Wochen nicht zu bekommen. Und einfache OP Masken bieten keinen ausreichenden Schutz. Angelika Guth: „Viele Kollegen arbeiten, obwohl sie entweder keine oder bestenfalls selbstgebastelte Masken besitzen.“

Viele Ärzte gehören selbst zur Risikogruppe

Sie selbst hatte Glück: Industriebetriebe und Händler ihrer Heimatstadt haben ihrer Praxis FFP2-Masken überlassen. Einen Teil gab sie an Kollegen ab. „Das hat mich auf die Idee gebracht, solche Aktionen auch anderenorts zu propagieren.“

Aus Sicht der Medizinerin ist der Masken-Mangel aus zwei Gründen dramatisch. Erstens wegen der Altersstruktur der niedergelassenen Ärzte. In Rheinland Pfalz sind laut Guth 41 Prozent der Hausärzte über 60 Jahre alt. Damit gehören sie einer Corona-Risikogruppe an, der man normalerweise empfehlen würde, zu Hause zu bleiben und den Kontakt zu den Enkeln zu meiden. Ihrem Alter entsprechend leiden auch nicht wenige Mediziner an einer Vorerkrankung. Sie sind also durch das Virus doppelt gefährdet.

Zweitens geschehen nach den Worten der Kardiologin zwei Drittel der Infektionen über Menschen, bei denen keinerlei Corona-Symptome auftreten, die das Virus aber dennoch übertragen können. Ein Arzt könne also nicht wissen, ob der Patient, den er untersucht, das Virus in sich trägt oder nicht. Ein spanischer Arzt habe es so formuliert: „Wir werden ohne Waffen in den Krieg geschickt.“

„Jede Maske zählt für uns“, sagt die Ärztin

Die Folge: In Italien sind neun Prozent der Infizierten im Gesundheitswesen tätig, aus Spanien werden sogar Zahlen von 15 Prozent gemeldet, hat Angelika Guth erfahren. Eine solche Entwicklung gefährde die medizinische Versorgung. „Deshalb appelliere ich an die Solidarität von Firmen und Handwerksbetrieben: Bitte schaut nach, ob ihr Atemschutzmasken der Klassen FFP2 oder FFP3 habt, die ihr momentan vielleicht wegen zu geringer Auftragslage oder Kurzarbeit nicht braucht.“ Vielen Unternehmen sei nach ihrer Erfahrung gar nicht bewusst, dass sie Masken besitzen, die momentan lebensrettend sein können. „Auch Privatpersonen haben manchmal solche Masken – jede Maske zählt für uns.“

Die Helfer brauchen Hilfe

Wer solche Masken abgeben möchte, sollte sich nach dem Prinzip „einer hilft dem anderen“ einfach an die niedergelassenen Ärzte in der eigenen Region wenden, rät Angelika Guth. Denn in der momentanen Situation wäre der Aufbau einer Sammel- und Verteilungsorganisation viel zu zeitaufwendig. „Die Masken werden jetzt gebraucht.“ Im südafrikanischen Staat Zimbabwe streiken derzeit die Ärzte, hat die Kardiologin erfahren. Der Grund: „Sie bekommen keine Schutzanzüge und Masken.“ Hierzulande „stehen die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen derzeit meist völlig ungeschützt ihren Patienten gegenüber“. Doch von Streik sei keine Rede – „wir wollen helfen“ .

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