Rheinland-Pfalz Feuersäule bei Fass 21

Die zerstörte Produktionshalle nach dem Brand.
Die zerstörte Produktionshalle nach dem Brand.

«Neustadt/Edenkoben.» Ein Sachschaden von über fünf Millionen Euro entstand vor einem Jahr beim Großbrand in der Chemiefabrik ACC Beku in Edenkoben. Was dort geschah, schildert der gestern vorgelegte Jahresbericht der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Landau zu dem Fall stehen kurz vor dem Abschluss.

Die ursprünglich in Ludwigshafen gegründete ACC Beku hat seit 2009 einen Standort in Edenkoben (Kreis Südliche Weinstraße). Der Betrieb fällt laut SGD „mit der Lagerung und dem Umschlag von giftigen, sehr giftigen und brennbaren Flüssigkeiten“ unter die Störfallverordnung. Der Großbrand am 8. Februar 2017 gilt deshalb als Störfall. Dazu heißt es im Jahresbericht: „Zwei der Mitarbeiter waren beauftragt, ein brennbares Produkt herzustellen. Hierbei handelte es sich um die Erstproduktion von 35 Fässern. Am Tag des Unglücks sollte das 21. Fass nach einer vorgegebenen Rezeptur gemischt werden. Die Einsatzstoffe wurde in einem geerdeten 200 Liter-Fass mit Absaugung und einem Mischer, dessen Rührwerk ebenfalls geerdet war, gerührt und dispergiert. Nach Zugabe der letzten Komponente bildete sich auf der Oberfläche des Fassinneren ein ganzflächiges Feuer aus, das sich nach wenigen Sekunden zur zwei Meter hohen Feuersäule entwickelte.“ Innerhalb kurzer Zeit hatten die Produktionshallen gebrannt, Teile des Daches und der Stahlkonstruktion brachen ein. Ein Übergreifen der Flammen auf die Gefahrstofflager des Unternehmens konnte durch die Schaumlöschanlage und die Feuerwehr verhindert werden. Insgesamt waren bei dem Großbrand rund 200 Einsatzkräfte vor Ort, Menschen wurden glücklicherweise nicht verletzt. Für die SGD steht fest: Um in dem Betrieb wieder das brennbare Produkt herstellen zu können, „muss die Brandursache eindeutig und zweifelsfrei geklärt sein“. Dazu wurden gleich drei Gutachten in Auftrag gegeben – veranlasst wurden sie von der Brandversicherung, der Staatsanwaltschaft Landau und von ACC Beku selbst. Alle drei Gutachten liegen mittlerweile vor. Zu ihren Aussagen machten gestern weder die SGD Süd noch die Landauer Staatsanwaltschaft Angaben. Offenbar kommen die Experten zu unterschiedlichen Feststellungen. Die Staatsanwaltschaft hat nämlich ihren Gutachter inzwischen beauftragt zu prüfen, ob die Aussagen der anderen Stellungnahmen an seiner Einschätzung etwas ändern. Wie die stellvertretende Leiterin der Staatsanwaltschaft, Anne Herrmann, gestern sagte, soll in dem Ermittlungsverfahren auch die Frage geklärt werden, wer für das Unglück verantwortlich ist. SGD-Präsident Hans-Jürgen Seimetz sagte gestern zur Berücksichtigung des Großbrandes im neuen Jahresbericht seiner Behörde: Es gehe nicht darum, ein Unternehmen an den Pranger zu stellen. Vielmehr wolle man zeigen, dass es im Zuständigkeitsbereich der SGD Süd eine ganze Reihe von Betrieben gebe, die mit gefährlichen Stoffen hantierten. Gerade deshalb sei die Arbeit der bei der SGD angesiedelten Gewerbeaufsicht aber besonders wichtig: „Es geht darum, die größtmögliche Sicherheit zu schaffen.“ ACC Beku rechnet damit, dass Edenkoben als Standort nach dem Wiederaufbau der Hallen ab dem erstem Quartal 2019 wieder voll zur Verfügung steht. Derzeit hat das Unternehmen seine Produktion weitgehend an den Standort Haßloch verlegt. Info Jahresbericht: www.sgdsued.rlp.de

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