Rheinland-Pfalz Expedition ins Tierreich

Ob häufig oder rar, jeder Familienname besitzt einen individuellen Klang. Kennern erzählen Namen ganze Geschichten: Wo ihre Träger herstammen, welche Berufe und Vorlieben die Vorfahren hatten oder wie sie aussahen. RHEINPFALZ-Leser können sich von den Namenforschern der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz Fragen zum Familiennamen beantworten lassen.

Familiennamen, die Tierbezeichnungen entsprechen, finden sich überaus häufig. Manche Arten, wie beispielsweise Vögel, waren besonders beliebt für die Namengebung. Aber Spatz, Lerch und Fink sind nicht nur Namen für sangesfreudige, kleine und lebhafte Menschen, sondern erinnern auch daran, dass Vögel aller Größen auf dem Speiseplan unserer Vorfahren standen und der Beruf des Vogelfängers weit verbreitet war. Deshalb ist es immer interessant, sich mit den Namen aus dem Tierreich zu beschäftigen und zu untersuchen, ob sie etwas mit ihren tierischen Vorbildern zu tun haben oder etwas ganz anderes dahintersteckt. Dem geht heute die Mainzer Namenforscherin Rita Heuser auf der Grundlage der Familiennamen Büffel, Wurm und Rothaug nach. Tina Hornbach, geborene Wurm, aus Roschbach fände es toll, wenn wir bei der Namensherkunft helfen könnten und fragt, woher ihr Geburtsname Wurm kommt und was er bedeutet. Die Antwort: Rund 7400 Personen in Deutschland tragen diesen Namen, eine besonders große Anzahl im Raum Wenden im Sauerland. Daneben kommt er vor allem im bayerischen Raum vor. Der Name geht auf mittelhochdeutsch „wurm“ zurück, wobei neben Würmern auch andere Insekten oder sogar Schlangen und Drachen (Lindwürmer) gemeint sein konnten. Die Benennung deutet auf einen kleinen, beweglichen, lästigen oder furchteinflößenden Menschen, der an ein kriechendes Insekt, eine Schlange oder einen Drachen erinnert. In der Vorstellung unserer mittelalterlichen Vorfahren waren Würmer auch für Krankheiten jeder Art verantwortlich. Hatte man Herzschmerzen, sprach man von einem Herzwurm. Ein Mainzer Kurfürst sagte von sich, er leide unter einem Bauwurm: Das heißt, er begeisterte sich leidenschaftlich für die Baukunst. Möglicherweise deutet der Familienname Wurm deshalb auch auf einen Menschen hin, der redensartlich einen Wurm, das heißt eine Krankheit oder verworrene Ansichten, hatte. Manche alten deutschen Rufnamen beinhalteten das Element Wurm- (so zum Beispiel Wurmhart), deshalb kann es sich vereinzelt auch um eine Kurzform zu diesen Rufnamen handeln. Elmar Büffel aus Rodalben schreibt: „Mich würde interessieren, wie es zu unserem Namen kam.“ Die Antwort: Der Name Büffel ist nur mit 32 Telefonanschlüssen belegt, das entspricht etwa bundesweit 90 Namentragenden. Diese konzentrieren sich alle in der Südwestpfalz im Raum Rodalben, Reifenberg, Pirmasens, Zweibrücken. Historisch geht die Bezeichnung auf mittelhochdeutsch „büffel“ zurück und meint ein Rind, besonders aber einen Ochsen. Einem Ochsen sagt man nach, sowohl kräftig als auch zuweilen dickköpfig oder einfältig zu sein, deshalb war das Tier für Personen mit diesen Eigenschaften namengebend. Der frühere Hausname „Zum Büffel“ (beispielsweise in Freiburg belegt) hat wohl kaum eine Rolle bei der Namengebung gespielt, allerdings könnte es sich auch um eine lautliche Variante des im Saarland verbreiteten Namens Böffel handeln, der eine Verkürzung des deutschen Rufnamens Bodefried ist. Christian Rothaug aus Haßloch schreibt: „Gerne würde auch ich mehr über meinen Nachnamen erfahren.“ Die Antwort: Der Familiennamen Rothaug ist mit 211 Telefonanschlüssen (entspricht rund 590 Namenträger) in Deutschland belegt. Er findet sich hauptsächlich am Main zwischen Bamberg und Würzburg, daneben im Raum Karlsruhe und Haßloch. Die Fischart Rotauge gehört zu den karpfenartigen und war von jeher ein beliebter Speisefisch. Der Name bezieht sich also indirekt auf die Tätigkeit des ersten Namenträgers als Fischer oder Fischhändler. Allerdings kann man den Namen auch wörtlich nehmen, denn als Bedeutungskonkurrenz kommt auch ein Übername für einen Menschen mit aufgrund einer Pigmentstörung oder Entzündung roten oder geröteten Augen in Frage. Info —Haben Sie Fragen zu Ihrem Familiennamen, dann schreiben Sie uns: RHEINPFALZ, Redaktion Südwest, Kennwort „Woher kommt mein Name?“, Amtsstraße 5-11, 67059 Ludwigshafen. Oder E-Mail: Familienname@rheinpfalz.de. Bitte schreiben Sie Ihre komplette Adresse und Telefonnummer dazu. Pro Folge werden drei bis vier Namen ausgewählt. —Internetseite der Mainzer Namensforscher: www.namenforschung.net

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