Rheinland-Pfalz Erfüllter Mandeltraum

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In Weiß, zartem oder kräftigem Rosa versetzen sie nun wieder ihre Bewunderer in Entzücken: Die Blüten der unzähligen Mandelbäume an der Weinstraße vertreiben winterliche Tristesse und wecken Frühlingsgefühle. Extreme Magnetkraft zeigen die zarten Lenzboten bekanntlich vor allem in Gimmeldingen, wo sie gleich mehrere Alleen schmücken. In diesem malerischen Neustadter Ortsteil dürften sie und das damit verbundene Angebot dieses Wochenende besonders berauschende Wirkung auf die Besucherscharen haben: Das 85. Mandelblütenfest ist angesagt und somit riesiger Ansturm zu erwarten. Zumal die Gimmeldinger diesmal goldrichtig liegen mit der Terminierung. An den meisten Bäumen sind die Knospen voll entfaltet und es wird weitgehend schönes, mildes Wetter prognostiziert. Bereits seit Mittwoch, als die ersten der rund 35 Ausschankstellen vorab öffneten, strömen Scharen Auswärtiger herbei, um die duftige Augenweide und flüssige Labsal in der frischen Luft zu genießen. Während Winzer, Vereine und andere Standbetreiber über klingelnde Kassen strahlen können, sehen freilich nicht alle Anwohner den oft auch für Verkehrs- und Parkchaos sorgenden Andrang nur mit Freude. Viele, die an der Weinstraße leben, meiden den großen „Blütenguck-Trubel“ tunlichst. Erfreuen sich davor oder erst danach an der Pracht, oder andernorts, wo weniger Getümmel deswegen herrscht. Möglichkeiten dafür gibt’s zuhauf. So lockt beispielsweise ebenfalls heute und morgen die zwar zunehmend bekanntere, aber noch nicht so überlaufene Edenkobener „Mandelmeile“. Und ein beschaulicher Spaziergang in aller Ruhe lässt sich auch auf einem weniger frequentierten Teil des Pfälzer Mandelpfades unternehmen. Außerdem kann man auch an einem einzelnen ganz speziellen Vertreter der Gattung „Prunus dulcis“ Spaß haben: Wenn man das Glück hat, im eigenen Garten. Oder auf öffentlichem Terrain – indem man eine Mandelbaumpatenschaft übernimmt. Entsprechende Offerten werden seit zehn Jahren in Gimmeldingen und seit Ende 2010 in der Südpfalz unterbreitet, wo zwischen Birkweiler und Ranschbach der „Pfälzer Mandelhain“ angelegt wurde. Das Angebot wird, oft auch um ein originelles Geschenk zu bereiten, gern genutzt – von Einheimischen ebenso wie von weiter weg wohnenden Pfalzfreunden, die teils sogar aus dem Ausland anreisen. In Gimmeldingen pflanzen der Verkehrs- und Verschönerungsverein und der Weinbauverein jährlich junge Mandeln, um Anlagen zu erweitern oder entstandene Lücken zu schließen. So sind etwa laut Ortsvorsteherin Claudia Albrecht etliche Bäume dem Sturm kürzlich zum Opfer gefallen. 40 kamen Andrea Reiser zufolge im Februar frisch in den Boden. Sie hatte die, wie im Nachhinein erwiesen, zündende Idee, solchen Zuwachs am Stamm zu nummerieren und gegen Gebühr Patenschaften dafür zu vergeben, und kümmert sich darum. Von den bisher insgesamt rund 370 Bäumen wurde so mehr als die Hälfte in „Obhut genommen“. Im Mandelhain, mit dem das dafür zuständige Tourismusbüro Landau-Land und die Ortsgemeinde Birkweiler auch ein Ausflugsziel und einen idyllisch gelegenen Treffpunkt in der Weinlage „Mandelberg“ schaffen wollten, wurzeln inzwischen 101 Bäume. Angesichts der starken Nachfrage wurde die Anlage im vorigen Herbst sogar auf ein Grundstück in der Nachbargemarkung Ranschbach ausgedehnt. Auch in Pfälzer Privatgärten werden, wie Werner Ollig, Leiter der Gartenakademie Rheinland-Pfalz weiß, zunehmend Mandelbäume gepflanzt. Die Tendenz dabei gehe zu weiß blühenden Sorten, die nicht nur Zierwert haben, sondern auch süße Früchte tragen. Womit sich die Besitzer einen persönlichen Mandeltraum erfüllen können, der ihnen das ganze Jahr über Freude bereitet. | Martina Röbel

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