Rheinland-Pfalz Eine Stunde mit ... Polizeipräsident Michael Denne

Vor der Kulisse des Nordpfälzer Berglandes unterhalten sich Polizeipräsident Michael Denne (links) und RHEINPFALZ-Redakteur Andr
Vor der Kulisse des Nordpfälzer Berglandes unterhalten sich Polizeipräsident Michael Denne (links) und RHEINPFALZ-Redakteur Andreas Ganter über die Bretonen und deren Ähnlichkeit mit den Pfälzern.

Eine Stunde hat 60 Minuten, die können sich bisweilen arg in die Länge ziehen – oder wie im Flug vergehen. Letzteres war bei dem Treffen mit Michael Denne der Fall. Der Präsident des Polizeipräsidiums Westpfalz ist ein offener Gesprächspartner. Kommunikation ist für ihn unabdingbar, gerade auch im Polizeidienst. Doch Denne sagt zugleich: Wenn ein Gespräch nicht fruchte, dann müsse die Polizei konsequent durchgreifen.

„Hand aufs Herz: Was hat Ihnen mehr Spaß gemacht – die Arbeit im Streifendienst oder der Einsatz als Polizist in der Verwaltung?“, will ich von Polizeipräsident Denne am Anfang wissen. Der gebürtige Saarländer muss nicht lange überlegen. Er erinnert daran, dass sein letzter Streifendienst ja schon ein paar Jährchen zurückliege – bevor er 2017 zum obersten Polizist der Westpfalz wurde, arbeitete er 19 Jahre im Innenministerium in Mainz. Nur vom Schreibtisch zu regieren, sei aber „gänzlich falsch“, sagt Denne und ergänzt: „Polizeiarbeit findet draußen statt.“ Für ihn sei daher der Kontakt zu den Menschen wichtig. Er hat sich deshalb vorgenommen, jedes Jahr mindestens einmal auf jeder Dienststelle in seinem Zuständigkeitsbereich vorbeizuschauen, das sind immerhin 15 Termine vor Ort. Aber nur im Gespräch mit seinen Mitarbeitern könne er erfahren, wo deren Schuh drückt – immerhin 80 Prozent seiner Arbeitszeit verwende er für Personalgespräche, verrät Denne. Nachdem die Fotos für dieses RHEINPFALZ-Gespräch vor der Kulisse des einmaligen Panoramablicks auf die Hügellandschaft der Nordpfalz gemacht sind, zieht der 58-Jährige sein Sakko aus. Denne ist unkompliziert. Ein offener Gesprächspartner, keiner, dem Journalisten hartnäckig jede noch so kleine Formulierung aus der Nase ziehen müssen. Der Austausch mit anderen ist dem Polizeipräsidenten wichtig – und umgekehrt freut er sich über die „offene Art der Pfälzer“. Seit einem guten Jahr ist der gebürtige Neunkircher mittlerweile für die Polizei in der Westpfalz verantwortlich. Überall, wo er sich vorgestellt habe, sei er freundlich und ohne Vorbehalte empfangen worden. Wie kurz die Wege hier bisweilen sind, hat er gleich in den ersten Arbeitstagen hier erfahren. Rund um den Jahreswechsel 2016/2017 war die Polizei mit einem Feuerwerksliebhaber beschäftigt, der in Lauterecken illegalerweise zig Kilo Sprengstoff und Pyrotechnik gelagert hatte. Mittlerweile ist der junge Mann verurteilt (wir berichteten mehrfach). Das Zusammenspiel der damals beteiligten Kräfte – von Feuerwehr über LKA und BKA bis hin zur Bundeswehr und Polizei – habe an diesen Tagen reibungslos funktioniert. „Persönliche Kontakte sind Gold wert“, ist Denne überzeugt. Das offene Wort und das ehrliche Gespräch hält er für unabdingbar, auch und gerade für Polizisten. Allerdings, und da macht er eine unmissverständliche Ansage, wenn ein Gespräch nicht fruchte, dann müsse die Polizei konsequent durchgreifen. Rechtsfreie Räume seien nicht zu dulden. Während der Unterhaltung blickt Denne immer wieder aus dem großen Panaromafenster. Schnell wird klar, warum er diesen Ort für das Treffen ausgewählt hat. Er fühlt sich hier nicht nur wohl, sondern hat auch noch eine Menge Erinnerungen an die Nordpfalz und speziell Falkenstein. Hier hat er früher gewohnt, seine Tochter ist in dem Ort aufgewachsen. Denne erzählt, wie sie hier Verstecken gespielt haben, und von den wunderschönen Wanderrouten in der Region. Seine Tochter sei hier „früh geländegängig“ gewesen – kein Wunder, hat Falkenstein doch nicht nur eine sehenswerte Burgruine zu bieten, sondern auch die steilste Ortsdurchfahrt in der Pfalz. Denne erzählt, wie er als junger Mann mit seiner Frau in dem Dorf ein älteres Haus gekauft und von Grund auf saniert hat. Er schildert das so plastisch, dass man sich gut vorstellen kann, wie er selbst Hand angelegt hat. Der Polizist ist begeisterter Heimwerker. Die Arbeit „mit den Händen“ mache ihm Spaß und sei auch Ausgleich zu seinem Job. Bremsenwechsel oder defekte Scheinwerfer an seinem 16 Jahre alten Toyota reparieren? Kein Problem für den Beamten, der aus „einfachen Verhältnissen“ kommt – sein Vater war Bergmann. Zuhause in Alzey schwingt er gerne mal den Kochlöffel: „Hausmannskost, Gulasch und Knödel“. In seinem Wohnort, bei der Nachbarschaft und Freunden ist er übrigens „der Michael“ und nicht der „Herr Polizeipräsident“, das sei ihm wichtig. Vielleicht liegt es daran, dass er im Saarland, in der Nähe von Frankreich aufgewachsen ist, jedenfalls verbringt Denne seine Urlaube gerne am Atlantik oder in der Bretagne. Die Bretonen seien ein „rauer Menschenschlag“, sagt der Polizist: „Aber sie lassen dich nicht im Stich. Da sind sie den Pfälzern sehr ähnlich“, hat er beobachtet. Das heimische Neunkirchen hat Michael Denne vor 41 Jahren verlassen. Die Polizeiarbeit hat er seitdem von der Pike auf gelernt, war zunächst Wachtmeister, besuchte später die Abendschule, studierte schließlich und kletterte so Stufe für Stufe die Karriereleiter nach oben. Fürs laufende Jahr rechnet Denne damit, dass die zahlreichen Autobahnbaustellen die Polizei in der Westpfalz weiter beschäftigen werden. Intern will er ein Personalentwicklungskonzept umsetzen, bei dem es nicht zuletzt darum geht, Nachwuchs zu gewinnen und Talente frühzeitig zu erkennen und zu fördern. Weiter setzt Denne auf Prävention, „um noch mehr Menschen zu erreichen“. Mit Blick auf die zahlreichen US-Liegenschaften in der Westpfalz, sagt er, dass das Thema Terrorismus nach wie vor aktuell sei – auch wenn keine akuten Anschlagspläne bekannt seien, müsse die Polizei wachsam bleiben. Die Zeit vergeht wie im Flug. Die letzten Sandkörner rieseln durch die Uhr. Die letzte Frage bei „Eine Stunde mit ...“ gehört dem Gast. Polizeipräsident Denne will wissen, ob mir mein Beruf als Redakteur Spaß macht und ob ich bisweilen in meiner journalistischen Freiheit eingeschränkt werde. Mein Antwort: „Ja und nein. Ja, ich würde jederzeit wieder diesen Beruf wählen. Nein, bislang habe ich es noch nicht erlebt, dass mir irgendjemand gesagt hat, was ich schreiben soll und darf, beziehungsweise verboten hat, bestimmte Themen aufzugreifen.“

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