Rheinland-Pfalz Ein Bier unter Brüdern

Burschenschaftler auf dem Münchner Oktoberfest: Vorne rechts der AfD-Politiker Joachim Paul, hinten rechts Johann Gudenus (FPÖ).
Burschenschaftler auf dem Münchner Oktoberfest: Vorne rechts der AfD-Politiker Joachim Paul, hinten rechts Johann Gudenus (FPÖ).

Das Internet vergisst nichts. Und der politische Gegner schon gar nicht. Kaum hatte ein Skandalvideo den österreichischen Vizekanzler Heinz-Christian Strache und dessen Intimus Johann „Joschi“ Gudenus (beide FPÖ) von der politischen Bühne hinweggefegt, wartete die rheinland-pfälzische SPD mit Verbindungen der Landes-AfD zu den FPÖ-Männern auf. „Der kleine ’Bruder’ aus dem rheinland-pfälzischen Landtag: Ganz stolz. #Ibiza #strache #afd #RLP“, schrieb SPD-Fraktionschef Alexander Schweitzer am Samstag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter (das Foto zeigt einen Auszug). Dazu stellte er einen Tweet des AfD-Politikers Joachim Paul vom 2. Oktober 2016. Ein Foto zeigt Paul, seit 2017 Vizechef der AfD-Landtagsfraktion in Mainz, wie er unter anderem mit Gudenus fröhlich eine Maß Bier hebt – jenem FPÖ-Politiker, der 2017 den Kontakt Straches zu einer angeblichen russischen Oligarchin angebahnt hat und mit der beide ganz offen über verdeckte Spenden an die FPÖ sprachen und dafür Staatsaufträge in Aussicht stellten. „Blaue Allianz“ und „Wir sind Brüder“, schrieb Paul damals. Im Herbst 2016 hatte die Bundes-AfD ihre Abspaltung vom gemäßigten Flügel um Parteigründer Bernd Lucke hinter sich. Die rechtskonservative bis nationale FPÖ war für viele AfD’ler ein Vorbild. Beide Parteien saugten Honig aus den Problemen der europäischen Regierungen in der Flüchtlingspolitik. Trotz der Offenbarungen Straches stehe er noch immer zur „Volkspartei FPÖ“, sagte Paul gestern. Wie AfD-Bundeschef Jörg Meuthen spricht er von einem „singulären Ereignis“. Kritikwürdig sei für ihn Straches Vorhaben, mit Hilfe der angeblichen Oligarchin die „Krone“ als größte österreichische Zeitung zu kontrollieren. Seine Partei stehe für die Pressefreiheit und gegen eine „gelenkte“ Presse, die die Meinungsvielfalt nicht abbilde, sagte Paul. Als deren „Opfer“ bezeichnet sich die AfD gerne. Wäre ein solches Video vorher veröffentlicht worden, hätte er sich nicht zu Gudenus gesetzt, sagte Paul gestern. Wie es überhaupt dazu kam? Auf dem Münchner Oktoberfest gibt es nach seinen Worten einen Bereich, in dem sich Mitglieder von Studentenverbindungen treffen. Da schau her, mag sagen, wer nur Schickeria und Touristen dort vermutet. Die „Vandalia“, der Gudenus angehört, und Pauls „Alte Breslauer Burschenschaft der Raczeks“ können gewissermaßen für Anschluss sorgen. Die Twitter-Schlacht geht übrigens weiter: Heute will die AfD Belege vorlegen, die auf eine Nähe der SPD zu Linksextremen schließen lassen.

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