Rheinland-Pfalz Drohnenflüge und Kritik aus Berlin

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Eigentümer der Aufklärungsdrohne ist ein israelisches Rüstungsunternehmen.

Zweibrücker Fallschirmjäger haben in den vergangenen sechs Monaten ein Bundeswehr-Feldlager im westafrikanischen Mali gesichert, von dem aus regelmäßig eine Heron-Drohne zu Aufklärungsflügen über dem Krisenstaat startet. Eine dieser Touren hat vor wenigen Wochen die Opposition im Bundestag alarmiert.

Rundliche Erhebungen pflastern die Steppenlandschaft, die der Bildschirm in dem fensterlosen Container zeigt. Zwei Luftwaffenoffiziere sitzen vor den Steuerpulten: Einer lenkt vom Boden aus als Pilot die Heron-Drohne, die nun in 2000 bis 3000 Metern Höhe über dem westafrikanischen Krisenstaat Mali fliegt. Der andere beobachtet derweil die Aufnahmen, die das unbemannte Flugzeug liefert.

Pfälzer Soldaten sichern den Drohnen-Start

Etwa eine Stunde vorher ist es vom Flughafen in Gao aus losgeflogen. Der liegt gleich neben einem Bundeswehr-Feldlager, das gerade von einem Kontingent Westpfälzer Soldaten gesichert wird. Die Fallschirmjäger aus Zweibrücken haben die Drohne auch mit einem gepanzerten Geländefahrzeug aufs Rollfeld eskortiert, schließlich könnten Angreifer sie am ehesten während des Starts treffen. Gesteuert haben den Heron (auf Deutsch: Reiher) zu diesem Zeitpunkt noch kamerascheue Zivilisten. Denn Eigentümer des ferngesteuerten Flugzeugs ist ein israelisches Rüstungsunternehmen, für Wartung und Start wiederum sind Beschäftigte einer Airbus-Tochterfirma zuständig. Die Luftwaffen-Soldaten setzen sich erst ans Steuerpult, wenn die Beobachtungsdrohne schon in der Luft ist. Bis zu zwölf Stunden lang kann sie mit ihrem 115-PS-Motor und der 16-Meter-Spannweite dann fliegen, eine Strecke von etwa 1000 Kilometern zurücklegen. Doch wohin genau sie ihren Heron gerade steuern und was konkret sie mit seinen Kameras unterwegs erkunden sollen, halten die beiden Offiziere geheim. Klar ist nur: Sie sollen aus luftiger Höhe herausfinden, was am Boden geschieht.

Vorwürfe wegen eines Heron-Flugs von 2017

Auf dem Bildschirm könnten sie beispielsweise Menschen erspähen, die in der Regenzeit vor einer Überschwemmung gerettet werden müssen. Oder sie entdecken Flutschäden an einer Straße. Es könnten aber auch Gestalten auftauchen, die neben einer Straße einen Sprengsatz verbuddeln. Oder bewaffnete Kämpfer, die sich zu einer Fahrzeug-Kolonne zusammengerottet haben und nun ihr Angriffsziel ansteuern. Wenn sie auf dem Bildschirm etwas Auffälliges erspähen, können die Luftwaffenoffiziere die Drohne über der verdächtigen Stelle kreisen lassen. Am 29. Dezember 2017 etwa soll der Heron stundenlang ein Gehöft beobachtet und heranrückenden französischen Soldaten Informationen geliefert haben. Ein Bericht der „Welt am Sonntag“ darüber hat vor wenigen Wochen in Berlin für Diskussionen gesorgt. Denn die Franzosen haben in Mali ihre eigene Mission Barkhane, sie jagen Terroristen. Die deutschen Soldaten hingegen sind als Blauhelme der Uno-Mission Minusma im Land: Sie sollen weniger offensiv vorgehen, eher beobachten und stabilisieren. Also argwöhnten vor allem Grüne und Linke im Bundestag, dass die Bundeswehr Ende vergangenen Jahres die Grenzen ihres Auftrags gesprengt hätte.

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Startvorbereitungen: Am Boden sind Techniker einer Airbus-Tochterfirma für die Drohne verantwortlich.
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Kann etwa 1000 Kilometer weit fliegen: die Drohne vor dem Start.
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16 Meter Spannweite: der Heron im Hangar.
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Eigentümer der Aufklärungsdrohne ist ein israelisches Rüstungsunternehmen.
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Die Drohne wird aufs Rollfeld geschleppt.
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Gestartet: Bis zu zwölf Stunden lang kann der Heron in der Luft bleiben.
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Fallschirmjäger aus Zweibrücken beschützen die Drohne beim Start, weil Angreifer sie da am ehesten treffen könnten.
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Nach dem Start: Pfälzer Soldaten blockieren die Verbindung zwischen ihrem Lager und dem Flughafen.
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