Rheinland-Pfalz Die Bildung und das Geld

Soll geschlossen werden: die Grundschule in Klotten (Kreis Cochem-Zell) mit nur sieben Schülern.
Soll geschlossen werden: die Grundschule in Klotten (Kreis Cochem-Zell) mit nur sieben Schülern.

«Mainz.» Sind kleine Grundschulen pädagogisch besser oder schlechter als große? Treibt das Aus für eine Grundschule junge Familien aus dem Dorf oder haben auch Dörfer ohne Schule eine Perspektive? Die Zukunft der Zwergschulen war Thema einer Anhörung gestern im Bildungsausschuss des Landtags. Es ging um Bildung, um Strukturpolitik und ums liebe Geld.

Die Schule sei der „wichtigste Standortfaktor für eine Gemeinde“, sagte Marcus Kirchhoff. Er ist Ortsbürgermeister im Hunsrück-Dorf Mörsdorf, dessen Grundschule nach dem Willen des Bildungsministeriums auf dem Prüfstand steht. In Mörsdorf ist deshalb die Initiative „Rettet unsere Zwergschulen“ entstanden, die im Internet mehrere tausend Unterstützer gefunden hat. Kirchhoff verweist auf „seine“ Schule, in der die Ortsgemeinde als Schulträger sogar eine Nachmittagsbetreuung und ein kostenloses Mittagessen für die Kinder ermögliche. Die Schule sei Teil des Dorflebens. Nach der Schließung würden junge Eltern in andere Orte ausweichen, befürchtet der Bürgermeister. Dies unterlaufe alle Bemühungen, ländliche Gebiete attraktiv zu halten. Klaus Penzer (SPD) sieht das etwas anders. Er ist Bürgermeister der Verbandsgemeinde Rhein-Selz. Über Jahrzehnte hätten die Verantwortlichen dort mit einer vorausschauenden Schulentwicklungsplanung dafür gesorgt, dass nur ausreichend große Schulstandorte verblieben sind. Das sei oft auch gegen den Willen von Ortsgemeinden und Eltern passiert. Inzwischen seien zwölf von 20 Ortsgemeinden ohne Grundschule. In einem Dorf sei die Grundschule schon seit Jahrzehnten zu. Die Einwohnerzahl habe sich seither verdreifacht, erklärte Penzer. Bezweifelt wurde im Ausschuss allerdings, ob die Verbandsgemeinde Rhein-Selz das richtige Beispiel sei. Zwischen Mainz und Worms liegt sie in einem Landstrich mit wachsender Bevölkerungszahl. Die Zwergschulen sind jedoch überwiegend in strukturschwachen ländlichen Regionen im Westen und Norden des Landes zu finden. Nach dem Schulgesetz muss eine Grundschule mindestens eine Klasse pro Jahrgang haben. Davon werden Dutzende von Ausnahmen gemacht. Deshalb hat das Land die 41 kleinsten Grundschulen auf den Prüfstand gestellt. Die CDU-Opposition will die Mindestgröße der Zwergschulen senken, um mehr von ihnen erhalten zu können. Wenig Mitleid mit den Dorfschulen zeigte Landeselternsprecher Thorsten Ralle. Seine Argumentation: Dringend notwendig sei mehr Geld für Bildung. Solange dies nicht zur Verfügung gestellt werde, dürfe in den Dörfern kein Geld für vergleichsweise teure Minischulen ausgegeben werden, das in den Städten dann fehle. Gerhard Bold, Landesvorsitzender der Lehrergewerkschaft VBE, forderte mehr Mitspracherechte der Schulträger vor einer Schulschließung. Es dürfe für junge Familien nicht zum Nachteil werden, wenn sie sich für ein Leben auf dem Land entscheiden. Für die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hingegen sind Schulschließungen kein Tabu. Manche pädagogischen Angebote seien nur in größeren Einheiten möglich, sagte Landeschef Klaus-Peter Hammer. Auf längere Sicht werde die Anzahl der Grundschüler im Landesdurchschnitt weiter sinken, sagte der Bildungsberater Wolf Krämer-Mandeau. Er empfahl „Sprengellösungen“, also die Zusammenfassung von Schulstandorten zu einer Schule. Einwurf

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