Rheinland-Pfalz Deshalb bekommen die Streifenwagen Kameras

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Eigentlich sind Streifenwagen Fahrzeuge, von denen Verbrecher sich tunlichst fernhalten. Doch mittlerweile fürchtet das Mainzer Innenministerium, dass die Blaulicht-Flotte Übeltäter sogar anziehen könnte. Schließlich transportieren die Beamten längst nicht mehr nur Drogentest-Zubehör, Absperrhütchen und Besen. Im Kofferraum liegen auch kriegstaugliche Helme und schwere Schutzwesten – sowie zwei Maschinenpistolen, mit denen die falschen Leute viel Unheil anrichten könnten.

Die Waffen liegen in einem stabilen Kasten

Immerhin: Die Waffen lagern nicht einfach zwischen Radkasten und Reserverad, sondern ruhen wohlverwahrt in einem stabilen und extra verschlossenen Kasten. Trotzdem gilt laut Dienstvorschrift: Die Polizisten dürfen ihr rollendes Arsenal allenfalls „kurzzeitig“ alleine lassen. Wenn sie länger wegbleiben, haben sie demnach bisweilen zurückzukehren und nachzuschauen, ob schon ein Pistolendieb den Kofferraum knacken will. Oder sie müssen Kollegen einer weiteren Streife holen, die dann das geparkte Auto bewacht.

Die Autos waren unschlagbar günstig

Einfacher wäre es da schon fast, wenn die Besatzung der Fahrzeuge gleich einen Extra-Kollegen als Parkwächter mitnähme. Doch es droht ein Gewichtsproblem, falls die dann drei Beamten auch noch einen Schwer-Kriminellen auf die Rückbank setzen wollen. Zur Erinnerung: Die rheinland-pfälzische Polizei fährt derzeit überwiegend Audi-Kombis, die sich vor der Bestellung im Januar 2016 als unschlagbar günstig entpuppt hatten. Zugleich allerdings sind diese Streifenwägelchen bescheiden dimensioniert.

Jetzt bekommen sie eine Rückfahr-Kamera

Mittlerweile ist ihr Kofferraum so mit Zeug vollgestopft, dass der Fahrer nicht mehr durch die Heckscheibe schauen kann. Also kündigte das Innenministerium jetzt an, dass die Streifenwagen im Nachhinein mit Rückfahr-Kameras ausgestattet werden. Womit die Audi-Kombis schon das zweite Nachrüstprogramm durchlaufen. Schließlich müssen an ihren Hinterachsen auch die Standard-Federn gegen stabilere ausgetauscht werden, damit sie die Last der polizeilichen Kampfausrüstung verkraften.

Mit vier Insassen droht Überladung

Doch Überladungsgefahr droht immer noch, die Beamten wurden mittlerweile per Rundmail aus dem „Sachgebiet Fahrzeugwesen“ des Polizeipräsidiums Einsatz, Logistik und Technik gewarnt: Wenn ausnahmsweise tatsächlich vier Menschen im Audi-Streifenwagen sitzen, darf das Durchschnittsgewicht pro Person nur bis zu 75 Kilogramm betragen. Was aufmüpfige Polizisten prompt fragen ließ, wie sie in einem turbulenten Einsatz ermitteln sollen, wie schwer jeder einzelne Mitfahrer ist.

Das Ministerium ist auf eine einfache Lösung gekommen

Die naheliegendste Lösung wäre es wohl, die Standard-Ausrüstung des Fahrzeugs um eine Personenwaage zu ergänzen. Doch so ein Gerät hat selbst in simpler Ausführung ein Eigengewicht, das sich im Vier-Kilo-Bereich bewegen kann. Womit die zulässige Durchschnitts-Körperfülle pro Insasse schon auf 74 Kilogramm schrumpfen müsste. Wie gut, dass das Innenministerium auf eine noch eine einfachere Lösung gekommen ist. Es zitiert schlicht die Straßenverkehrszulassungsordnung.

Die Polizei ist vom Überlade-Verbot ausgenommen

Dieses Regelwerk verbietet zwar, Autos zu schwer zu beladen – doch es nimmt die Polizei von seinen Vorschriften aus, „soweit dies zur Erfüllung hoheitlicher Aufgaben unter gebührender Berücksichtigung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung dringend geboten ist“. Auf Dauer allerdings setzt Rheinland-Pfalz dann doch lieber auf größere Streifenwagen, ab April 2019 sollen die neuen Modelle nach und nach ausgeliefert werden. Aber erst einmal bekommen die Audis neben stärkeren Federn und Rückfahrkameras auch noch Alarmanlagen – auf dass die Polizei gerufen wird, falls Verbrecher ihren Streifenwagen zu nahe kommen. | Christoph Hämmelmann

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