Rheinland-Pfalz Das sagen Pfälzer Politiker zu den Schülerdemos

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Klimaaktivistin Greta Thunberg bei einem Klimastreik in Hamburg.

1983 demonstrierten Tausende gegen atomare Aufrüstung. Heute kämpfen in der Pfalz Schüler für einen besseren Klimaschutz. Das Thema geht alle an. Die meisten Jugendlichen, die freitags auf die Straße gehen, schwänzen den Unterricht. Dass dies nicht jedem passt, zeigt eine Umfrage unter Pfälzer Landtagsabgeordneten, die im Bildungs- oder Umweltausschuss sitzen.

Mit den Fehlstunden sollen Erwachsene provoziert werden

Kein Problem mit den Streiks am Freitag hat die Neustadter SPD-Landtagsabgeordnete Giorgina Kazungu-Haß. Als Mitglied des Bildungsausschusses findet sie es anerkennenswert, dass sich Schüler für den Klimaschutz einsetzen. Dies sei grundsätzlich gut. „Die Schüler wählen bewusst den Freitag für ihre Streiks aus, um ein Zeichen zu setzen“, sagt Kazungu-Haß. „Streiks sind nun mal an Arbeitstagen.“ Als ehemalige Konrektorin sei sie dagegen, die Aktion abzuflachen. Genau dies geschehe aber, wenn die Schüler von der Schulleitung für die Aktion beurlaubt würden: „Die Schüler wissen sehr genau, dass sie schulpflichtig sind. Sie kassieren bewusst eine Fehlstunde, weil sie uns mit ihrem provokativen Verhalten aufrütteln wollen.“ Das Vorgehen der Schüler darf nach Ansicht von Kazungu-Haß nicht verniedlicht werden. „Wenn die Schüler samstags irgendwo demonstriert hätten, wäre uns Erwachsenen das überhaupt nicht aufgefallen“, so die Vorderpfälzerin.

Verantwortung für den Klimaschutz nicht abschieben

Verständnis für das Anliegen der Schüler hat auch die CDU-Landtagsabgeordnete Simone Huth-Haage aus Kirchheimbolanden. Sie sitzt im Bildungsausschuss und diskutiert auch mit ihren 19, 17 und zehn Jahre alten Kindern heftig über das Thema. „Es ist okay, an einem Freitag für den Klimaschutz zu streiken“, sagt sie. Dauerhafte Proteste seien allerdings nicht sinnvoll. „Die Schüler müssen ihrer Schulpflicht nachkommen, sonst ist der Schulfriede gefährdet.“ Huth-Haage findet es wichtig, dass die Schüler auch ihren eigenen klimatischen Fußabdruck kennen und ihre Lebensweise ändern. „Sie sollten nicht nur protestieren, sondern auch klimaschonend handeln. “ Allein mit Demos sei es nicht getan, man dürfe die eigene Verantwortung für das Klima nicht abschieben. Huth-Haage versteht, was die Schüler umtreibt. Dies sei eine gute Sache. Sie findet aber, dass die Proteste außerhalb der Schulzeit stattfinden sollten.

Schüler fragen sich, was auf unserem Planeten los ist

Beeindruckt von den Schülerdemos ist der SPD-Landtagsabgeordnete Andreas Rahm aus Kaiserslautern. Als Vorsitzender des Umweltausschusses findet er es toll, dass sich Schüler für den Klimaschutz engagieren. „In Rheinland-Pfalz haben wir das Thema ja schon lange auf der Agenda und sind schon ganz gut aufgestellt. Trotzdem gibt es im Plenum Redner anderer Fraktionen, die den Klimawandel negieren.“ Umso besser sei es, dass Schüler nachfragten, was auf dem Planeten los sei angesichts wochenlanger Dürre und Niedrigwasser im Rhein: „Mit ihren Streiks und Protesten geben sie uns Älteren einen Anstoß, über die Thematik nachzudenken.“ Mittlerweile müsse jedem klar sein, dass nicht alles automatisch wieder in Ordnung komme. Rahm freut sich, dass er bei seinen Terminen in der Pfalz überall interessierte junge Menschen trifft, die etwas verändern wollen. „Hut ab vor dem Fachwissen, das sich viele Jugendliche über den Klimaschutz und das Thema Energiesparen erarbeitet haben“, sagt der Abgeordnete. Dass die Demos gegen eine Schulregel verstoßen, stört den Westpfälzer nicht. „Wir Erwachsenen sollen uns doch genau darüber aufregen.“ Rahm glaubt nicht, dass es den Jugendlichen bei ihrer Aktion ums Schulschwänzen geht. Dies sei eine Unterstellung. „Ich habe mit vielen Schülern gesprochen und festgestellt, dass die Mehrheit definitiv wegen des wichtigen Themas auf die Straße geht.“

Jugendliche wollen das Thema stärker in den Fokus rücken

„Es ist sehr gut, dass sich die Jugend voller Inbrunst auf den Weg macht, um für den Klimaschutz zu demonstrieren“, sagt die CDU-Landtagsabgeordnete Christine Schneider aus Landau als Mitglied des Umweltausschusses. Es sei gut, dass die Schüler das Thema auf diesem Weg stärker in den Fokus rückten. Schneider hat kein Problem mit den Streiks, wenn sie einmalig sind: „Wenn jetzt aber andauernd freitags gestreikt wird, kriegen wir echte Schwierigkeiten wegen der Schulpflicht.“ Davon abgesehen bewertet die Südpfälzerin die Aktion überaus positiv. Den Klimaschutz sieht sie als größte Herausforderung, die in Europa und weltweit bewältigt werden muss. „Hier geht es um unsere Zukunft und die Zukunft kommender Generationen.“ Als Mahnung an die Politik, die Energiewende zu beschleunigen, versteht Andreas Hartenfels, Landtagsabgeordneter der Grünen aus Kusel, die Schülerstreiks. Als Mitglied des Umweltausschusses ist er mit Mainzer Schülern mitgelaufen. „Ich finde es toll, dass Schüler auf die Straße gehen, um ihrem Unmut Luft zu machen“, so Hartenfels. Schließlich bestehe dringender Handlungsbedarf. Die Jugend sei am stärksten betroffen, wenn der Klimaschutz nicht deutlich verbessert werde. „Genau wie die Grünen kämpfen die Schüler dafür, dass schneller auf fossile Brennstoffe verzichtet wird“, meint der Abgeordnete. „Die jungen Leute müssen sich immer wieder lautstark zu Wort melden, wenn sie etwas erreichen wollen.“ Für Hartenfels ist es auch in Ordnung, wenn die Schüler während der Unterrichtszeit demonstrieren: „Wir waren schließlich auch unbequem, sind gegen Pershing-Raketen und Atomkraft auf die Straße gegangen.“ Es sei wichtig, sich für Themen, die einem bewegen, einzusetzen. Im Bildungs- und im Umweltausschuss des rheinland-pfälzischen Landtags sitzen mit Alexander Fuhr (SPD) und Christoph Gensch (CDU) zwei weitere Pfälzer, die am Donnerstag allerdings nicht erreichbar waren.

Giorgina Kazungu-Haß.
Giorgina Kazungu-Haß.
Simone Huth-Haage.
Simone Huth-Haage.
Andreas Rahm.
Andreas Rahm.
Christine Schneider.
Christine Schneider.
Andreas Hartenfels.
Andreas Hartenfels.
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