Rheinland-Pfalz Cochem: Stille Reserve im Bunker der Bundesbank

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15 Milliarden Mark lagerte die Bundesbank in einem eigens dafür gebauten Bunker in Cochem. Das Geld war eine Art Ersatzwährung für den Ernstfall. Aber dieser Ernstfall trat nie ein. Derzeit wird der ehemalige Bunker für Besucher hergerichtet. Die dürfen ihn ab März besichtigen.

Miefig, feucht, ein bisschen heruntergekommen und voller Schimmel – wahrlich keine Traumimmobilie. In diesem Zustand haben Petra und Marius Reuter den Bunker 2014 übernommen. Zum Kaufpreis machen sie keine detaillierten Angaben. Nachdem der Bunker nicht mehr benutzt und ordentlich in Schuss gehalten wurde, verfiel er nicht nur in einen Dornröschenschlaf, sondern sein Zustand verschlechterte sich auch. Die neuen Besitzer sind nun dabei, das Bollwerk wieder auf Vordermann zu bringen. An vorderster Front kämpft dabei Claus Röhling. Er hat Erfahrungen mit dem ehemaligen Regierungsbunker in Bad Neuenahr-Ahrweiler gesammelt. Der Privatmann kaufte die Immobilie 1997, mittlerweile gehen Besucher dort aus und ein.

Originalgetreu mit modernen Auflagen

Röhling will den Bunker in Cochem möglichst originalgetreu sanieren – und achtet dabei auf Details. Nicht nur Wände und Fußböden wurden komplett neu gestrichen, auch verschwundene Teile, wie etwa eine seltene Sprechanlage, versucht Röhling zu ersetzen. Fündig wird er bei der Suche zumindest bisweilen im Internet. Röhlings Arbeit bewegt sich zwischen den historischen Begebenheiten und den Auflagen der Behörden. Bevor Besucher in den Bunker durften, waren einige Bedingungen zu erfüllen: Notausgänge müssen gekennzeichnet und ausgewiesen werden, Notbeleuchtung muss vorhanden sein und und und. Zur gigantischen unterirdischen Bollwerk gehören auch zwei oberirdische Objekte: Die Häuser, die von der Bundesbank früher als Schulungsheim genutzt wurden, werden saniert und sollen ab dem Frühjahr Hotelgäste beherbergen. Die Gebäude sind mit dem Bunker verbunden, sie waren Tarnung und Eingang gleichermaßen. Als der Bunker in den 1960er Jahren gebaut wurde, beschwerten sich Anwohner. Sie klagten unter anderem über Lärm durch Sprengungen. Die Bundesbank kam ihnen entgegen. Sie machte den Bürgern – mitten im Kalten Krieg – ein Friedensangebot: Der Bunker wurde so gebaut, dass er im Ernstfall auch Platz für rund 100 Anwohner geboten hätte.

15 Milliarden in Ersatz-Mark deponiert

80 Meter ist der Zugangsstollen lang, hier hätten die Nachbarn auf einfachen Pritschen und Holzbänken mehr oder weniger Platz gefunden, zwei Toiletten für jedes Geschlecht baute die Bundesbank zu diesem Zweck in die Hochsicherheitsanlage. 15 Milliarden Mark hatte die Bundesbank in Cochem deponiert. Es war eine Ersatzserie der damals im Umlauf befindlichen Serie BBK I. Im Bunker lagerte der Großteil der Serie BBK II, weitere 11 Milliarden dieser Serie waren in Frankfurt untergebracht. Sie ähnelten der offiziellen Mark, unterschieden sich aber in einigen Merkmalen. Im Zweiten Weltkrieg ließen Hitlers Schergen in großem Stil britische Pfund fälschen. Damit finanzierten sie ihr Unwesen. Die deutsche Regierung befürchtete offenbar zu Zeiten des Kalten Krieges, dass andere Staaten die Deutsche Mark fälschen könnten – es wäre so zur Inflation gekommen, und die junge deutsche Wirtschaft hätte einen enormen Schaden erlitten. Der Plan sah daher vor, im Fall des Falles binnen kurzer Zeit eine Ersatzwährung in Umlauf zu bringen: die BBK II. Hinter dem Zugangsstollen des Bunkers verbirgt sich, getrennt durch dicke Stahltüren, dessen Kernstück: der zweiräumige Tresor. In von Gittern abgetrennten Kammern wurden hier in Kartons die Scheine der BBK-II-Serie gelagert. Der Bunker war übrigens nie militärisch bewacht. Allerdings hatte die Bundesbank extrem empfindliche Sensoren installiert. Schlugen sie an, rückte die örtliche Polizei aus. Einen Einbruchsversuch gab es jedoch nie.

Vorräte und Kraftstoff für 14 Tage

Über den Tresorräumen befinden sich weitere Zimmer. Wäre es zu einem Angriff feindlicher Staaten gekommen, hätten hier Bundesbankmitarbeiter Quartier bezogen. Über Telefon und Fernschreiber wären sie mit der Außenwelt verbunden gewesen. Auch ein Arzt hätte dann im Bunker gelebt. Ein atomarer Angriff war damals eine reale Gefahr. Deshalb verfügt der Bunker sogar über eine Dekontaminationsanlage. 14 Tage hätten die Mitarbeiter der Bundesbank vom Bollwerk in Cochem aus arbeiten können, ohne den Bunker verlassen zu müssen. Alle Vorräte waren auf diesen Zeitraum abgestimmt: Lebensmittel, Wasser, Diesel. Aber die einzigen Bundesbankmitarbeiter, die jemals von hier aus arbeiten mussten, waren die Kontrolleure, die regelmäßig anrückten. Historische Aufnahmen zeigen Angestellte, die auf Geldpaketen sitzen und die Hände voller Scheine haben. Regelmäßig wurde überprüft, ob das Geld noch da ist und in welchem Zustand es sich befindet. Die Bundesbank fürchtete offenbar Schimmelbefall. Deshalb wurde der Bunker entsprechend klimatisiert. 1988 wurde die komplette BBK-II-Serie geschnitzelt und zerstört. Besucher des Bundesbankbunkers in Cochem dürfen Nachdrucke in die Hand nehmen. Sie erfüllen denselben Anspruch wie der restliche Bunker: Sie sind nahezu originalgetreu.  Info —Die offizielle Eröffnung des Bunkers ist für 18. März 2016 geplant. Schon jetzt können Besuchergruppen ihn nach Voranmeldung besichtigen. Die Führung dauert eine Stunde und kostet 9,50 Euro für Erwachsene. —Weitere Informationen gibt es unter Telefon 0160/8876472 oder per Mail an die Adresse info@bundesbank-bunker.de. — www.bundesbank-bunker-cochem.de

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