Rheinland-Pfalz "Bauer hilft Biene": Pfälzer testen schonendes Spritzverfahren

Der Raps wird jetzt nicht mehr von oben, sondern unterhalb der Blüte an den Stängeln gespritzt.
Der Raps wird jetzt nicht mehr von oben, sondern unterhalb der Blüte an den Stängeln gespritzt.

«NIEDERHORBACH/BUBORN.» Zwei Pfälzer Landwirte nutzen jetzt eine schonendere Spritztechnik in blühenden Rapsfeldern. Die beiden Pioniere Andreas Jung aus Niederhorbach (Kreis Südliche Weinstraße) und Joachim Kreischer aus Buborn (Kreis Kusel) verwenden in Zukunft neue Dropleg-Sprühaufsätze, um Bienen vor den chemischen Wirkstoffen zu schützen.

Die Bauern spritzen ihren Raps im Frühjahr während der Blütezeit, um die Pflanzen vor dem gefürchteten Rapskrebs zu bewahren. Ein Pilz verursacht diese Pflanzenkrankheit, die für erhebliche Ertragseinbußen sorgt. Das Spritzmittel wiederum schadet den Bienen, die den Nektar aus den Blüten saugen und dann belastete Pollen in ihre Stöcke tragen. Wie berichtet, waren 2017 fast 15 Prozent der untersuchten Rapshonig-Proben mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln belastet. Die Imker schlugen Alarm. Am Mittwochmorgen trafen sich Bauern und Imker im westpfälzischen Buborn, um sich von Joachim Kreischer das Dropleg-Verfahren auf einem Rapsfeld vorführen zu lassen. Der Landwirt hat seine Feldspritze mit Dropleg-Spritzrohren ausgerüstet. Laut Imkerverband Rheinland-Pfalz wird mit dieser Sprühtechnik der Raps unterhalb der Blüten gespritzt. Dadurch könne die Schadstoffbelastung von Nektar und Pollen um bis zu 98 Prozent gesenkt werden.

Projekt "Bauer hilft Biene"

Kreischer baut auf 150 Hektar Fläche Raps an. 50 Hektar spritzt er für Kollegen mit. Er erzählt, dass er sich an dem von der rheinland-pfälzischen Landwirtschaftskammer angestoßenen Projekt „Bauer hilft Biene“ beteiligen möchte. Der Imkerverband habe bei ihm angefragt, ob er bereit wäre, das Verfahren großflächig zu testen. Mit seinem Bruder, der nebenbei Kleinimker sei, habe er dann entschieden, die rund 6000 Euro für den 30 Meter breiten Aufsatz zu investieren: „Die ersten Probeläufe waren vielversprechend.“ Nun stehen über 100 Bienenstöcke am Rande der Rapsfelder, denn die Imker wollen sich vergewissern, ob die Rückstände im Rapshonig schwinden. Auch Andreas Jung, der neben Raps noch Getreide anbaut, ist gespannt auf das Ergebnis. „Ich war vor der Montage etwas skeptisch, aber die Technik funktioniert überraschend gut“, sagt der Südpfälzer. Jung beteiligt sich seit eineinhalb Jahren mit 21 weiteren landwirtschaftlichen Betrieben am Biodiversitätsprojekt des Bauern- und Winzerbands Rheinland-Pfalz Süd, das die Artenvielfalt fördern soll. Partner sind das Landwirtschaftsministerium, der Naturschutzverband Südpfalz, die Stiftung zum Schutz von Landschaft und Natur, das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum, die RLP AgroScience und die BASF. Letztere schaffte sich wegen des Artenvielfaltsprojekts die Dropleg-Technik an, um sie interessierten Rapsbauern leihweise zur Verfügung zu stellen.

65 Bienenvölker sollen in Südpfalz profitieren

Im Zuge des Verdichtungsprojekts habe er Blühstreifen angelegt und andere Maßnahmen ergriffen, um die landwirtschaftlichen Flächen für Insekten und andere Tiere aufzuwerten, erzählt Jung. Die BASF habe bei ihm angefragt, ob er das Dropleg-Verfahren einsetzen wolle: „Auch die Imker liegen mir seit zwei Jahren damit in den Ohren.“ Einen Teil seiner 30 Hektar Raps hat der Landwirt mit der neuen Sprühtechnik behandelt. Für die anderen Felder war es zu spät, da die Firma Lechler die Kunststoffrohre mit den Sprühdüsen laut Jung nicht so schnell liefern konnte. 65 Bienenvölker sollen in der Südpfalz von den besseren Bedingungen profitieren. Er habe es immer problematisch gefunden, während der Vollblüte spritzen zu müssen, sagt Jung. Gerade für Bio-Imker sei es unerfreulich, wenn Raps angeflogen werde, den er kurz zuvor chemisch behandelt habe. „Das war mir auch nicht ganz geheuer.“ In Zukunft sprühe er das Mittel gegen Rapskrebs nicht mehr von oben, sondern nur noch nach unten.

Imkerverband setzt Hoffnung in Projekt

Hermann Heidweiler, DLR-Berater für Pflanzenbau und Pflanzenschutz, der beim Test im südpfälzischen Niederhorbach dabei war, ist beeindruckt von der neuen Technik. Sie reduziere die Kontaminationen drastisch: „Die geöffneten Blüten werden so gut wie nicht benetzt.“ Auch der Imkerverband setzt große Hoffnungen in das Projekt. Franz Botens, Obmann für Pestizide, mahnt aber Fördermittel für die Bauern an, da sie kaum von den zusätzlichen Investitionen profitierten. In Hessen gebe es pro Hektar Raps zehn Euro Förderung für Dropleg. Die Landwirtschaftskammer hofft, dass das Projekt „Bauer hilft Biene“ im Frühjahr 2019 zustande kommt. Dann soll das Dropleg-Verfahren landesweit eingesetzt und wissenschaftlich begleitet werden. So ein mehrjähriges Pilotprojekt koste knapp 300.000 Euro, sagt Wilhelm Zimmerlin von der Kammer. Diese Mittel würden in den nächsten Wochen aus den Förderprogrammen der Ministerien beantragt. „Jetzt sammeln wir bei den Testläufen erste Erfahrungen und freuen uns über jeden Zuschuss, den landwirtschaftliche Sponsoren dazu geben“, so Zimmerlin. 

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