Rheinland-Pfalz Babymord-Prozess: Mutter muss zurück in den Zeugenstand

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Wurde auch selbst verwundet: Ihr Ex-Partner verletzte Sennas Mutter mit bis zu fünf Zentimeter tiefen Messerstichen, ehe er das gemeinsame Baby vom Balkon stürzen ließ.

Im Frankenthaler Babymord-Prozess hat am Mittwoch die Mutter der getöteten Senna als Zeugin ausgesagt. Weil ein erstes Verfahren geplatzt war, musste die 22-Jährige Richtern nun schon zum zweiten Mal von der schlimmsten Nacht ihres Lebens berichten – und von ihrer Beziehung zu dem Mann, der die gemeinsame Tochter vom Balkon in den Tod stürzen ließ.

Eine fürsorgliche Justizbeamtin tupft die Spuren weg, die Tränen und Schminke im Gesicht der 22-Jährigen hinterlassen haben. Das Gericht gewährt der Zeugin ein paar Minuten Pause, damit sie sich wieder fassen kann. Dabei hat sie bislang nur berichtet, wie sie 2014 in einer Drogentherapie einen gut zehn Jahre älteren Mann kennenlernte, wie sie zusammenzogen und wie sich ihre Beziehung entwickelte. Den schlimmsten Teil ihrer Aussage hat sie also noch vor sich: Wieder einmal soll sie erzählen, was in der Nacht vom 13. auf den 14. Mai 2016 geschah.

Blutend floh sie aus der Wohnung

In der hatte ihr damaliger Partner in der gemeinsamen Frankenthaler Wohnung zusammen mit zwei Kumpels Playstation gespielt und Kokain geschnupft. Und sie hatte sich irgendwann zusammen mit seinen beiden Töchtern aus einer früheren Beziehung und dem gemeinsamen Baby Senna ins Schlafzimmer gelegt. Bis er die Tür aufstieß, brüllte und mit dem Messer auf sie einstach. Blutend floh sie auf die Straße, fuhr mit dem Auto davon, entdeckte einen Passanten, ließ ihn die Polizei holen, kehrte dann zurück – und sah eine Beamtin, die Senna auf dem Arm davontrug.

Die Mutter wurde ruhiggestellt

Dass ihr Baby tot war, ahnte die 22-Jährige da schon. Doch sie wurde sofort in einen Krankenwagen verfrachtet und ruhiggestellt. Erst am nächsten Morgen sagten Ermittler ihr, dass Senna aus den Händen ihres Vaters vom Balkon in den Tod gestürzt war. Mittlerweile steht der Mann deshalb schon zum zweiten Mal vor Gericht: Sein erster Prozess war geplatzt, weil eine Richterin schwer erkrankte. Und so muss auch Sennas Mutter Juristen jetzt ein weiteres Mal erzählen, was sie vor Monaten schon einmal berichtet hat – und sich auf bohrende Fragen des Verteidigers einstellen.

Die 22-Jährige untermauert den Mord-Vorwurf

Alexander Klein will belegen, dass sein Mandant das Baby aus Versehen vom Balkon fallen ließ. Die Staatsanwaltschaft hingegen unterstellt: Der Angeklagte hat seine Tochter mit voller Absicht aus dem zweiten Stock geworfen. Aus Eifersucht, weil die Mutter sich so intensiv um das Kind kümmerte. Wenn jemand tatsächlich aus einem derart abscheulichen Motiv getötet hat, stufen Juristen die Tat nicht als Totschlag ein, sondern als einen besonders hart zu ahndenden Mord. Und Argumente dafür liefert ihnen im Frankenthaler Fall vor allem Sennas Mutter.

Der Verteidiger kam noch kaum zum Zug

Schließlich hat die Frau ihren früheren Partner immer wieder als eifersüchtigen und gewalttätigen Wüterich beschrieben. Auch jetzt berichtet sie erneut von Schlägen, absurden Vorwürfen und Drohungen. Anwalt Klein allerdings meint: Sie übertreibt, stellt ihren Ex-Freund viel schlechter dar, als er ist. Im ersten Prozess ist es dem Verteidiger auch tatsächlich gelungen, in ihren Aussagen Widersprüche aufzudecken. Diesmal allerdings ist er noch kaum zum Zug gekommen, als die Verhandlung am Spätnachmittag vertagt wird. Doch die Richter sagen der 22-Jährigen: Ihre Vernehmung wird beim nächsten Mal weitergehen.

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