Rheinland-Pfalz Angst vor der Schweinepest: Der Stall bleibt vorsorglich zu

Bis jetzt ist Deutschland von der Afrikanischen Schweinegrippe verschont geblieben. In der Pfalz gibt es 46.000 Schweine in 174
Bis jetzt ist Deutschland von der Afrikanischen Schweinegrippe verschont geblieben. In der Pfalz gibt es 46.000 Schweine in 174 Betrieben.

«Mainz/Altleiningen». Schweine in Osteuropa sind schon an der Afrikanischen Schweinepest verendet, in Deutschland ist der für die Tiere gefährliche Virus bisher noch nicht angekommen. Ein unachtsam weggeworfenes Brötchen mit belasteter Wurst könnte das ändern. Bund, Land und Verbände setzen daher auf Aufklärung an Rastplätzen und verweisen auf besondere Hygienemaßnahmen beim Betreten von Schweineställen. So mancher Tierhalter lässt schon jetzt keine Besucher mehr in den Stall.

Der Biobetrieb Kleinsägmühlerhof der Lebenshilfe Bad Dürkheim in Altleiningen ist bekannt für seine Offenheit. Kinder dürfen in den Kuhstall, Kälber streicheln und zuschauen, wenn die Milchkühe von der Weide kommen. Wer jetzt aber zu den Schweinen will, für den heißt es: Bitte draußen bleiben. Vorsorglich ist der Schweinestall, in dem auch ein paar Kälber sind, für Besucher zu, wie der Lebenshilfe-Geschäftsführer, Sven Mayer, auf Nachfrage bestätigte. „Das machen wir schon seit mehr als vier Wochen so, rein prophylaktisch.“ Schweine sind sehr anfällige Tiere, auch die normale Grippe können sie von den Menschen bekommen. Die Schweinepest will niemand in seinem Bestand haben – das hieße Schlachtung für die Tiere und eine Maschinerie an Maßnahmen, die anliefe. Eine Besuchersperre ist dabei nichts Ungewöhnliches, die Hygieneverordnung für die Schweinehaltung sieht vor, dass der Tierhalter generell über den Zutritt zum Stall entscheidet. Eberhard Hartelt, Präsident des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Pfalz Süd, verweist auf Mastbetriebe, bei denen der Zugang immer nur über Hygieneschleusen und Kleidungswechsel erfolge. Jeder Betrieb entscheidet selbst – und solange weder bei Wild- noch Hausschweinen im Land die Schweinepest ausbricht, gibt es keine behördliche Anweisung zu Sperrungen. Der Bauernverband Rheinland-Nassau rät von Veranstaltungen wie „Tag des offenen Hofs“ ab.

Hohe Gefahr für Ausbreitung der Schweinepest

Die Gefahr, dass die Afrikanische Schweinepest auch hierher kommt, ist nach Auffassung der rheinland-pfälzischen Landesregierung hoch. „Ein Ausbruch bei Wildschweinen in Rheinland-Pfalz wäre dramatisch, da es aktuell keinem Staat gelungen ist, die Tierseuche in der Wildpopulation unter Kontrolle zu bekommen“, sagte jüngst Umweltministerin Ulrike Höfken (Grüne). „Nur in Tschechien konnte eine Ausbreitung bei Hausschweinen verhindert werden.“ Als „riesengroß“ beurteilt Bauernpräsident Hartelt die Gefahr. Die Afrikanische Schweinpest, kurz ASP, wäre „der Supergau, egal wo in Deutschland“. Wirtschaftlich hätte das durch dann sinkende Marktpreise katastrophale Folgen für die Betriebe. Hygienemaßnahmen solle jeder ernst nehmen. „Alles andere haben wir nicht in der Hand“, so Hartelt. In rheinland-pfälzischen Ställen leben laut Statistischem Landesamt rund 190.000 Schweine in knapp 700 Betrieben, in der Pfalz sind es 46.118 Schweine in 174 Betrieben (Zahlen aus 2016).

Informationsaustausch bei Regionalkonferenzen

Sowohl das Land als auch der Bund sehen sich gut gerüstet angesichts der Gefahr. Jetzt gab es die erste von vier Regionalkonferenzen im Land, bei denen es um präventiven Informationsaustausch geht. In Daun kamen 300 Teilnehmer – Bauern, Veterinäre, Jäger, Förster und Behördenvertreter – zusammen, das Ministerium sprach von großem Andrang. Es folgen noch drei Konferenzen, darunter die für die Pfalz am 29. August in Landstuhl. Zur Prävention gehören auch 900 Hinweisschilder an Rast- und Parkplätzen mit Transitverkehr aus Osteuropa. In Deutsch, Englisch, Polnisch, Russisch, Tschechisch, Rumänisch und mit Bildern wird klargemacht, dass Lebensmittelabfälle besser in Mülleimer gehören: Damit eventuell mit dem Virus kontaminierte Essensreste den Wildsäuen erst gar nicht vor die Schnauze fallen. Zugleich repariert der Landesbetrieb Mobilität (LBM) Wildschutzzäune und leert die Abfalleimer nun öfter als sonst an den Parkplätzen. Kostenpunkt: mehr als 120.000 Euro (für Schilder und Zäune). Der Bauernverband kritisiert, dass die Maßnahmen noch nicht alle umgesetzt seien. Wenn das Virus eingeschleppt würde, wäre die große Anzahl von Wildschweinen ein Problem bei der Ausbreitung der ASP. Vorsorglich wurden rekordverdächtig viele Wildschweine erlegt. Der Landesjagdverband spricht von 88.650 geschossenen Tieren in einem Jahr (von April 2017 bis Ende März 2018) – so viele wie „noch nie“. Entsprechend viel hat das Landesuntersuchungsamt zu tun: Bereits im ersten Halbjahr gab es mit 342 Proben auf Afrikanische Schweinepest mehr als im gesamten Jahr 2017 (304). Deutlich mehr Untersuchungen erfolgten auch auf klassische Schweinepest (rund 7600 im Halbjahr 2018, 12.600 in 2017). Gesund erlegte Tiere werden darauf beprobt. Erlegte kranke Tiere sowie Unfallwild wird zusätzlich auf ASP untersucht – alle bis jetzt mit negativem Befund. Termin Die Regionalkonferenz für die Pfalz mit Umweltministerin Höfken oder Staatssekretär Thomas Griese ist am 29. August in Landstuhl (Stadthalle, 19 Uhr): eine öffentliche Veranstaltung mit Fachvorträgen.

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