Pfalz Über 10 000 Austritte bei den beiden großen Kirchen in der Pfalz

Nur 7,4 Prozent der Gläubigen im Bistum Speyer besuchen einen Gottesdienst. Foto: VIEW
Nur 7,4 Prozent der Gläubigen im Bistum Speyer besuchen einen Gottesdienst.

Die evangelische und die katholische Kirche in der Pfalz verlieren weiter an Mitgliedern. Die Evangelische Kirche der Pfalz verzeichnete im Jahr 2018 nach der am Freitag veröffentlichten Statistik der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) 4900 Austritte – das sind 10,3 Prozent mehr als das Jahr zuvor. 7609 Menschen aus dem Bereich der Landeskirche wurden 2018 kirchlich bestattet. Damit sank die Anzahl der Mitglieder insgesamt auf 505.793 (2017: 515.627).

„Die Zahlen sind ernüchternd und fordern uns heraus“, erklärte Oberkirchenrat Dieter Lutz. Die nach wie vor hohe Austrittszahl mache deutlich, dass eine lebenslange Mitgliedschaft für viele Menschen nicht mehr selbstverständlich sei und immer neu begründet werden müsse. Es gelte daher deutlicher herauszuarbeiten, dass ein starkes Engagement wie zum Beispiel im Bereich der Kindertagesstätten und Pflege, der Seelsorge und Krisenberatung eine auch mitgliederstarke Kirche brauche.

Bistum: Vertrauensverlust durch Missbrauchsskandal



Die Anzahl der Katholiken im Bistum Speyer ist gegenüber dem Vorjahr um rund 9000 zurückgegangen und lag zum Ende des Jahres 2018 bei rund 518.600 Gläubigen. In der Zahl von rund 5250 Austritten im vergangenen Jahr zeigt sich für Generalvikar Andreas Sturm der Vertrauensverlust, den die Kirche vor allem durch den Missbrauchsskandal in den vergangenen Jahren erlitten hat. „Es ist schmerzlich, dass uns Menschen, die der Kirche jahre- und jahrzehntelang treu verbunden waren, jetzt den Rücken kehren.“ Persönlich setzt er sich dafür ein, durch eine konsequente Aufarbeitung des Missbrauchs und einen Kurs der Reformen und der kirchlichen Erneuerung das Vertrauen der Menschen wieder zu gewinnen. „Das geht nicht von heute auf morgen, aber mit neuen Ideen und einer gehörigen Portion Ausdauer wollen wir die stärkende und befreiende Kraft des Evangeliums und des Glaubens wieder zum Vorschein bringen.“

Immer weniger Besucher in den Gottesdiensten



Dass die Erschütterung durch den Missbrauchsskandal bis ins Zentrum der Gemeinden hineinreicht und die innere Bindung der Gläubigen an die Kirche aushöhlt, drückt sich für Generalvikar Andreas Sturm auch in der erneut rückläufigen Quote der Gottesdienstbesucher aus. Sie lag, gemessen an der Gesamtzahl der Gläubigen, im vergangenen Jahr bei 7,4 Prozent. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren hatten nach Angaben des Bistums noch rund 11,6 Prozent der Gläubigen einen Sonntagsgottesdienst besucht. Der Rückgang zeige, dass auch innerhalb der Kirche eine neue Verständigung über die gemeinsamen Glaubensfundamente notwendig sei, sagte Sturm.

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