Pfalz Schweinepest: Jäger in Rheinland-Pfalz fordern Unterstützung

Alle sieben Minuten erlegt ein Jäger in Rheinland-Pfalz ein Wildschwein.  Foto: dpa
Alle sieben Minuten erlegt ein Jäger in Rheinland-Pfalz ein Wildschwein.

Alle sieben Minuten erlegt ein Jäger in Rheinland-Pfalz ein Wildschwein. Da eine neue Schweinepest droht, sollen es noch mehr werden. Die Jäger finden: Das geht nur, wenn die Politik ihnen mit Geld hilft.

Jäger wollen finanzielle Entlastung




Prämien für jedes geschossene Wildschwein, keine Gebühren mehr und keine Steuern für Hunde: Die Jäger in Rheinland-Pfalz fordern eine ganze Reihe an Geldzahlungen und Entlastungen vom Land, um mehr Schwarzwild töten zu können. Das ist nach Meinung von Experten wichtig, um eine Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest einzudämmen.

Jäger zahlen bei Wildschweinjagd oft drauf



Derzeit müssten die Jäger bei der Wildschweinjagd oft sogar draufzahlen, sagte Gundolf Bartmann, Vizepräsident des Landesjagdverbande, am Freitag in Mainz. Die Furcht vor der Afrikanischen Schweinepest (ASP) hat nach Angaben der Jäger dazu geführt, dass der Preis für Wildschweinfleisch rasant gefallen ist, noch ehe die ASP in Deutschland angekommen ist. Bekamen sie vor einem Jahr noch 2,50 Euro pro Kilogramm Fleisch, sind es jetzt manchmal nur noch 50 Cent. Die Jäger haben Angst, wegen der Schweinepest bald gar keine Kunden mehr für ihr Wildbret zu finden. „Wenn das Tier aber nicht verwertet wird, wenn es nicht gegessen wird und im Kreislauf dem Menschen zugute kommt, dann fehlt dem Jäger die innere Rechtfertigung, das Tier zu töten“, sagte Bartmann.

Vorschlag: Vermarktungsprämie für Schwarzwild



Der Verband möchte deswegen vom Land einen Ausgleich für die Verluste, zum Beispiel in Form einer Vermarktungsprämie in Höhe von einem Euro pro Kilogramm Schwarzwild. In diesem Jagdjahr werden laut Verband rund 70 000 Wildschweine erlegt - bei einem Schnitt von 50 Kilogramm pro Tier entstünden dadurch Kosten für das Land in Höhe von 3,5 Millionen Euro. Wenn die Schweinepest aber in Rheinland-Pfalz ausbreche und sich rasant verbreite, dann müssten „Millionen und Abermillionen“ etwa für die Errichtung von Sperrbezirken in die Hand genommen werden, sagte Verbandspräsident Kurt Alexander Michael. Die Landwirtschaft rechnet bundesweit zusätzlich mit Milliardenschäden.

Aufwendigere Proben bei Landesuntersuchungsamt



Seit Kurzem gibt es im Land eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 50 Euro, wenn Jäger Proben von tot aufgefundenem Wild nehmen. Der Verband fordert dieses Entgelt auch für Proben von Tieren, die durch Verkehrsunfälle sterben. Außerdem solle das Land eine Tupferprobe zulassen, damit die Jäger nicht mit dem Messer Stücke aus vielleicht schon seit Tagen herumliegenden Kadavern schneiden müssten, sagte Bartmann. „Wir denken, das Landesuntersuchungsamt sollte die Kapazität bekommen, die etwas aufwendigere Probe zu machen.“

Problem: Weggeworfene Fleischreste



Bislang ist die für Menschen ungefährliche Schweinepest in mehreren osteuropäischen Ländern nachgewiesen worden. Seuchenexperten sind sich sicher, dass es nur noch ein Frage der Zeit ist, bis die ASP auch nach Deutschland eingeschleppt wird. Als größte Gefahr gelten dabei nicht die Wildschweine, sondern Menschen, die Wurst oder Fleisch von befallenen Tieren mitbringen und Reste davon zum Beispiel an Autobahnraststätten wegschmeißen.

Gebühren für Fleischbeschau abschaffen



In ihrem Positions- und Maßnahmenpapier fordern die rheinland-pfälzischen Jäger außerdem, dass die Gebühren zum Beispiel für die Fleischbeschau abgeschafft werden. Außerdem sollten die Behörden auf die Hundesteuer für Jagdhunde verzichten und alle Kosten für Beschilderung und Straßensicherung übernehmen, um die Jagd zu erleichtern. Von den Landwirten wünschen sich die Jäger, dass sie Bejagungsschneisen in den Feldern freilassen, damit die Tiere beim Wechsel zwischen Wald und Feld gesehen werden können.

Landesjagdverband will mehr Schießübungen anbieten



Der Landesjagdverband blickt in dem Papier auch nach innen. Die Zahl der Abschüsse soll zusätzlich dadurch erhöht werden, dass mehr Schießübungen stattfinden und wirklich das ganze Jahr über auf die Jagd gegangen wird. Außerdem sollen mehr ausgewachsene weibliche Tiere getötet werden - also jene, die all die Frischlinge in die Welt setzen. Helfen sollen bei der Jagd Drohnen mit Wärmebildkameras, mit denen die Verstecke aufgespürt werden können.

Jäger wollen keine Kämpfer gegen Wildtiere sein



Was die Jäger aber nicht sein wollen: Kämpfer gegen Wildtiere. Deswegen stellt sich der rheinland-pfälzische Verband auch gegen die Zulassung von Nachtzielgeräten auf den Gewehren. „Der Jäger will sich in die Natur einfügen und sich nicht über die Tiere stellen“, erklärt Bartmann. In der Geschichte hätten die Jäger zwar immer wieder aufgerüstet - sonst würden sie heute noch mit Pfeil und Bogen jagen -, aber das sei immer mit Diskussionen verbunden gewesen. Alles, was martialisch sei und ans Militär erinnere, werde abgelehnt. „Die Basis bei uns bewegt die Frage: Wollen wir dem Tier nicht noch eine Chance lassen?“

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