Pfalz Mainz: Kardinal Lehmann ist tot

 Der Gesundheitszustand von Kardinal Lehmann war nach seinem Schlaganfall im Herbst kritisch. Nun ist er gestorben- Foto: DPA
Der Gesundheitszustand von Kardinal Lehmann war nach seinem Schlaganfall im Herbst kritisch. Nun ist er gestorben-

Karl Lehmann war 33 Jahre Mainzer Bischof und 21 Jahre Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Der Kardinal ist nun mehrere Monate nach einem Schlaganfall gestorben.

Kardinal Karl Lehmann, einer der beliebtesten Katholiken Deutschlands, ist tot. Der frühere Mainzer Bischof starb nach Angaben des Bistums am frühen Sonntagmorgen in Mainz. Er wurde 81 Jahre alt. Lehmann hatte seit September vergangenen Jahres mit den Folgen eines Schlaganfalls und einer Hirnblutung gekämpft. Nachdem der Gesundheitszustand monatelang stabil war, schwanden seine Kräfte zuletzt aber deutlich. Der frühere Bischof genoss weltweit Ansehen. 

Nah am Mensch

Er war nah bei den Menschen und tief verwurzelt im Glauben: Kardinal Karl Lehmann hat jahrzehntelang die katholische Kirche in Deutschland verkörpert. Der Mainzer Bischof war gut zwei Jahrzehnte Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, einer von vielen Stationen eines erfüllten Lebens. Lehmann bezog in vielen Debatten klar Stellung - zum Beispiel mit seinem gemäßigt liberalen Kurs bei der Schwangeren-Konfliktberatung und bei wiederverheirateten geschiedenen Katholiken. Er setzte sich für ein Diakonenamt für Frauen ein. Während der Flüchtlingskrise warb er für Solidarität und Verständnis. Lehmann zeigte sich beunruhigt über die AfD und hielt sie aus christlicher Sicht nicht für wählbar. Für seine Verdienste um die Verständigung zwischen den christlichen Kirchen ehrte ihn die Evangelische Kirche in Deutschland 2016 als ersten katholischen Träger mit der Martin-Luther-Medaille. Der Kardinal war auch Autor zahlreicher Bücher - und Ehrenmitglied des 1. FSV Mainz 05. Als Höhepunkt in seiner Zeit als Mainzer Bischof bezeichnete er in einem Interview den Katholikentag 1998, aber auch große Jubiläen wie 1000 Jahre Mainzer Dom. Tiefpunkte waren für ihn die Fälle von sexuellem Missbrauch, aber auch Auswirkungen der Limburger Affäre um den früheren Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst mit der Folge vieler Kirchenaustritte.

über Alter und Tod

Vor weniger als zwei Jahren hatte Kardinal Karl Lehmann in einem Festvortrag zur «Woche für das Leben» seine Gedanken über das Altern und den Tod entwickelt. «Manche werden im Alter zu schlimmen Misanthropen», sagte Lehmann damals mit dem ihm eigenen Humor im Erbacher Hof in Mainz. Ein Misanthrop bezeichnet jemanden, der Menschen feindlich gegenübersteht oder sie hasst. Von der Kindheit bis zum Tod habe aber jede Lebensphase seinen eigenen Wert, führte Lehmann am 9. April 2016 aus. «Jede Phase hat ihren eigenen Charakter. Man darf sie nicht festhalten, wenn sie schon ausgelebt sein sollte.» Auch das Alter wolle in seinem eigenen Wert angenommen sein, sagte Lehmann. Wenn man dann nur die frühere Leistungsfähigkeit sehe und den Verfall an Kräften vor Augen habe, führe dies oft zu Enttäuschung und Bitterkeit. «Es ist also wichtig, sich selbst mit seinem Leben im Alter anzunehmen und Ja zu sich zu sagen.» So könne auch das Alter seine eigene Produktivität entfalten. «Das Wissen darum, dass der Lebensbogen zu Ende geht, macht die Dinge und das Leben ... dichter und ernster, kostbarer und wertvoller.» In der Hoffnung des ewigen Lebens könne der Mensch «freudig auf die letzte Stunde hingehen».

Stationen seines Lebens

  • 16. Mai 1936: Geburt in Sigmaringen als Sohn des Volksschullehrers Karl Lehmann und dessen Frau Margarete, Karl ist der ältere von zwei Söhnen
  • 1956-1964: Studium der Philosophie und Theologie in Freiburg und Rom
  • 1962: Promotion in Philosophie mit einer Arbeit über Martin Heidegger
  • 1963: Priesterweihe in Rom 1967: Promotion in Theologie mit einer Arbeit über die Auferstehung
  • 1968: Berufung auf den Lehrstuhl für katholische Dogmatik und Theologische Propädeutik der Universität Mainz - da Lehmann seine akademischen Abschlüsse in Rom erwarb, musste seine Lehrbefähigung mit einem Gutachten des Theologen Joseph Ratzinger bestätigt werden.
  • 1971: Wechsel nach Freiburg als Professor für Dogmatik und Ökumenische Theologie
  • 1979: Lehmann kritisiert den Entzug der kirchlichen Lehrbefugnis für den Tübinger Theologen Hans Küng durch Papst Johannes Paul II. und spricht von einem «rabenschwarzen Tag für die Theologie» und einer Krise für die Kirche - Hintergrund ist der Streit über das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes
  • 1983: Ernennung zum Bischof von Mainz durch Papst Johannes Paul II., die Bischofsweihe nimmt sein Vorgänger Kardinal Hermann Volk vor
  • 1985: Wahl zum stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz
  • 1987-2008: Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
  • 1993: Hirtenwort «Zur seelsorglichen Begleitung von Menschen aus zerbrochenen Ehen, Geschiedenen und wiederverheirateten Geschiedenen»
  • 1998: Deutscher Katholikentag in Mainz
  • 1999: Lehmann bedauert den Ausstieg der katholischen Kirche aus der staatlichen Schwangerschaftskonfliktberatung.
  • 2001: Ernennung zum Kardinal durch Papst Johannes Paul II.
  • 2005: Teilnahme am Konklave mit der Wahl von Kardinal Joseph Ratzinger als Papst Benedikt XVI.
  • 2012: Heiligsprechung von Hildegard von Bingen durch Papst Benedikt XVI.
  • 2013: Teilnahme am Konklave mit der Wahl von Kardinal Jorge Mario Bergoglio als Papst Franziskus
  • 16. Mai 2016: Papst Franziskus nimmt zum 80. Geburtstag das Rücktrittgesuch von Bischof Lehmann an. Der Geistliche beendet die drittlängste Amtszeit eines Mainzer Bischofs
  • 27. August 2016: Bei der Bischofsweihe seines Nachfolgers Peter Kohlgraf hält Lehmann seine letzte Predigt im Mainzer Dom
  • September 2017: Lehmann erleidet einen Schlaganfall
  • 11. März 2018: Kardinal Lehmann stirbt in Mainz
x