Wirtschaft Kommentar: Stimmungswandel geschafft

Das Betriebsklima am BASF-Standort Ludwigshafen hat sich seit dem Tiefpunkt vor zwei Jahren deutlich verbessert.

Auseinandersetzungen zwischen Betriebsräten und Firmenchefs – etwa über das Angebot an Ausbildungsplätzen – sind guter Teil des Alltags in vielen Unternehmen. Beim Chemiekonzern BASF fordert der Betriebsrat mehr Ausbildung, um die Arbeitsplätze, die bald massenhaft durch Renteneintritte frei werden, mit jungen Leuten besetzen zu können. Der Vorstand dagegen hofft auf Produktivitätsfortschritte durch die Digitalisierung. Ein Teil der Mitarbeiter, die ausscheiden, soll nicht mehr ersetzt werden. Die Unternehmensleitung sieht darin eine smarte Möglichkeit der Kostensenkung: Entlassen wird niemand. Heutige BASF-Mitarbeiter müssen sich keine Sorgen um die Sicherheit ihrer Jobs machen, wohl aber darüber, ob die Digitalisierung Beschäftigung für ihre Kinder und Enkel gefährdet. Die Richtung der Reise beim mit Abstand größten Arbeitgeber der Pfalz, ist ein entscheidender Faktor für die Entwicklung der Region. Die Zeichen dafür, dass beide Seiten bei der BASF eine gute Lösung für das Stammwerk finden, sind in letzter Zeit besser geworden. Vor zwei Jahren war die Stimmung in der Belegschaft eisig. Der harte Sparkurs von Konzernchef Kurt Bock, technische Pannen, der Eindruck, es werde zu wenig für die Zukunft, in Wartung und Sicherheit investiert, führten zusammen mit einem rauen Umgangston und Kommunikationsproblemen dazu, dass sich viele Aniliner bis hinein ins mittlere Management „nicht mehr mitgenommen“ fühlten von den Chefs. Auch auf Drängen des Betriebsrats hat sich inzwischen vieles verbessert. Das relativ neue Ludwigshafener Führungsteam – Arbeitsdirektor Michael Heinz und Werkleiter Uwe Liebelt – hat für den Stimmungswandel gesorgt. Und die Erwartungen an den künftigen Vorstandsvorsitzenden Martin Brudermüller, dem eine größere Nähe zu den Mitarbeitern nachgesagt wird als Bock, sind hoch.

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