Rhein-Pfalz Kreis Interview mit der AfD-Chefin im Rhein-Pfalz-Kreis Christiane Christen

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Nachdem die AfD-Mitglieder auf dem Bundesparteitag am Wochenende die rechtskonservative Frauke Petry zur neuen Vorsitzenden gewählt haben, droht der Partei eine Austrittswelle. Christiane Christen, AfD-Chefin im Rhein-Pfalz-Kreis, erklärt im Interview, was die Entwicklung für den Kreisverband bedeutet.

Frau Christen, haben Sie sich über die Wahl von Frauke Petry gefreut?

Ja, sehr sogar, weil ich glaube, dass sie mehr Mitglieder an der Basis anspricht als ihr Vorgänger Bernd Lucke. Der Parteimitbegründer hat nicht bemerkt, dass weitere 20.000 Mitglieder auch eigene Themenakzente setzen wollen. Hätte Lucke mehr mit uns geredet, wäre er für die nächsten zehn Jahre Vorsitzender geblieben. Auf dem Parteitag in Essen war es aber eher so, dass ihn seine Gegner nicht zu Wort kommen lassen wollten. Der Umgang mit dem Vorsitzenden war nicht zimperlich, das stimmt. Aber er hat auch über Monate versucht, viele Parteimitglieder ins Abseits zu stellen. Sie können nicht einem Landeschef den Austritt nahelegen, der bei den Wahlen über zehn Prozent holt. Außerdem ist Lucke mit einigen Mitarbeitern nicht gut umgegangen. Er kann sich nicht wundern, wenn die Leute sauer auf ihn sind. Der Kreisverband Ludwigshafen will heute über das weitere Vorgehen sprechen, bundesweit sind schon viele Mitglieder ausgetreten. Gibt es im Rhein-Pfalz-Kreis Austritte? Ja, es gibt auch Rücktritte im Vorstand, der Schriftführer zum Beispiel. Verantwortlich für die drohende Spaltung ist Luckes Verein Weckruf 2015, in dem er seine Anhänger in der Partei sammeln wollte. Den AfD-Kollegen in Ludwigshafen würde ich gerne zurufen, dass sie dabei bleiben sollen. Wir müssen es schaffen zusammenzuarbeiten, auch wenn wir manchmal anderer Meinung sind. Ich wollte mich ja diesen Sommer zur Landesvorsitzenden wählen lassen, was nicht geklappt hat. Deswegen wäre es jetzt einfach für mich zu fordern, den Weckruf-Flügel aus der Partei zu treiben. Das will ich aber nicht. Ich will mit ihm zusammenarbeiten. Und wenn das nicht auf Gegenseitigkeit beruht? Es ist nicht so, dass die halbe Partei austritt, es sind ganz wenige, im Rhein-Pfalz-Kreis vielleicht zehn Prozent. Entscheidend wird sein, ob die Diffamierungswelle gegen uns erfolgreich sein wird: In den Medien wird ja immer geschrieben, dass wir alle Rechte seien, damit die Wähler gar nicht erst auf unsere Inhalte schauen. Das sehen aber nicht nur „die Medien“ so. Selbst eines Ihrer prominentesten Mitglieder, Hans-Olaf Henkel, ist aus der Partei ausgetreten und warnt vor einer „NPD im Schafspelz“. Ich war immer ein großer Fan von Hans-Olaf Henkel und verstehe nicht, warum er jetzt auf die eigenen Leute schießt. Mein Parteikollege Konrad Adam hat in Essen gesagt: „Als rechts gilt heute, wer einer geregelten Arbeit nachgeht, seine Kinder pünktlich zur Schule bringt und der Ansicht ist, dass sich der Unterschied von Mann und Frau mit bloßem Auge erkennen lässt.“ Das kann ich so unterschreiben. Naja, da gehört schon mehr dazu: Einer Ihrer Parteikollegen hat gesagt, bei der Flüchtlingsfrage gehe es nicht um Integration, sondern um Invasion. Das war eine ganz blöde Wortwahl. Aber richtig bleibt, dass die Quantität der Einwanderung ein Problem ist. Die Kommunen sind doch völlig überlastet, darüber muss man sprechen dürfen, ohne dass gleich die rechte Keule ausgepackt wird. Ich wurde sogar schon als „stramm nationalkonservativ“ bezeichnet, weil ich gesagt habe: Ich wünsche mir, dass meine Kinder in 50 Jahren noch als freie Deutsche in Deutschland leben können. Wenn diese Meinung einen zur Rechten macht, dann bin ich eben eine Rechte. Frauke Petry hat gesagt, dass die islamkritischen Pegida-Demonstranten die Leute seien, „für die wir primär Politik machen wollen“. Ist das auch Ihre Kernzielgruppe? Nein, Frauke Petry hat das so nicht gesagt. Ich bin sicher, wir sind einer Meinung, dass wir Politik für die Leute machen wollen, die Konrad Adam beschrieben hat. Ich will zum Beispiel nicht, dass Kinder in der Schule über sexuelle Praktiken aufgeklärt werden. Der Landesvorsitzende Uwe Zimmermann hat gestern seinen Parteiaustritt erklärt. Kandidieren Sie jetzt noch mal für den Landesvorsitz? Im Moment glaube ich, dass ich mir das nicht noch mal antun sollte. Ich habe viel Aggressivität im Vorfeld der Wahl erlebt. Man muss Angst haben, dass Leute aus der eigenen Partei versuchen, einen nachhaltig zu beschädigen. Ich würde allerdings gern zu einer Änderung dieser Kultur beitragen.

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