Pfalz Grünstadt: Textilhandelsverband beklagt Wettbewerbsverzerrung

Steffen Jost ist geschäftsführender Gesellschafter des gleichnamigen Modehauses in Grünstadt. Filialen hat Jost in Frankenthal,
Steffen Jost ist geschäftsführender Gesellschafter des gleichnamigen Modehauses in Grünstadt. Filialen hat Jost in Frankenthal, Landau, Worms und Bruchsal.

Wettbewerbsverzerrungen, der zunehmende Online-Handel und ein gesättigter Markt: Deutsche Textil-Händler haben seit Jahren mehrere Baustellen. Darunter leidet der Umsatz. Der dürfte auch im vergangenen Jahr allenfalls leicht gewachsen sein. Textilverbandspräsident Steffen Jost ist sich aber sicher, dass die Branche die Herausforderungen meistern kann. Nach ersten Prognosen schwankt die Umsatzentwicklung – je nach Vertriebsschiene – zwischen einem leichten Verlust von 1 Prozent gegenüber 2016 bis zu einem Zuwachs von 1 Prozent, sagt Jost, der geschäftsführender Gesellschafter des gleichnamigen Grünstadter Modehauses ist.

Kauf- und Warenhäuser machen weniger Umsatz




Während der Bekleidungseinzelhandel von 2006 bis 2016 seinen Anteil am Umsatz im gesamten Textilhandel leicht von 48,9 auf etwa 50 Prozent steigern und die Erlöse um 4,75 auf 32 Milliarden steigern konnte, haben Kauf- und Warenhäuser deutlich an Marktanteilen und Umsatz verloren. Der ging nach Angaben des Handelsverbands Textil (BTE) um knapp 2 Milliarden Euro auf 4,8 Milliarden Euro zurück. Der Marktanteil schrumpfte von 12,2 auf knapp 7,6 Prozent.
Was die Geschäfte der stationären Händler zudem erschwert: Hersteller, die ihre Waren über eigene Geschäfte und mit frühen Rabattaktionen verkaufen.

Wettbewerbsverzerrung beklagt




Wie viele andere Branchen, haben wegen des zunehmenden Online-Handels auch die Textilhändlern zu kämpfen. Dabei ist es nicht allein das zunehmende Volumen der Waren, die über Online-Portale oder in Online-Shops bestellt werden. Es sind die vielen wettbewerbsverzerrenden Effekte, die den Händlern zu schaffen machen. Dank eines großen Finanzpolsters könnten Amazon oder Zalando sich trotz teils hoher Verluste eine rasche Expansion erlauben und auch hohe Retourenmengen verkraften. Je nach Branche und Online-Shop liege die Retourenquote zwischen 30 und mehr als 60 Prozent. „Stationäre Händler haben aber keinen Investor, der sie in die Zukunft spekulieren lässt“, stellt Jost fest. Das sei eine Verzerrung des Wettbewerbs, die gerade kleinere Unternehmen stark treffe.

Kleiderschränke der Kunden voll




Befeuert hat den Verdrängungswettbewerb zusätzlich die Tatsache, dass die Kleiderschränke der Kunden seit vielen Jahren voll sind, wie Jost bestätigt. Das habe auch dazu geführt, dass die Hersteller in immer kürzeren Abständen die Kollektionen wechselten. Für stationäre Händler eine zusätzliche Herausforderung.
Wären eigene Online-Shops eine Antwort für stationäre Händler im harten Wettbewerb? „Wir glauben als Unternehmen nicht daran“, sagt Jost. „Wir würden uns weiterhin in einem lokalen Markt bewegen, stünden aber gleichzeitig im internationalen Wettbewerb. Da bin ich schon auf der Verliererseite, bevor ich überhaupt angefangen habe“. Gleichwohl räumt Jost ein, dass es für manchen Händler sinnvoll und profitabel sein kann, einen eigenen Webshop zu betreiben.

x