Speyer „Früher war es etwas ganz anderes“

Rückhalt von den Westkurve-Fans: Dafür ist der 1. FC Kaiserslautern berühmt. Aber: Es wird weniger.
Rückhalt von den Westkurve-Fans: Dafür ist der 1. FC Kaiserslautern berühmt. Aber: Es wird weniger.
Herr Tröbliger, würden Sie derzeit in den 1. FC Kaiserslautern investieren? Er hätte noch Geld nötig, um die Lizenz zu sichern ...

Ein definitives Nein. Als Betriebswirt und Steuerberater könnte ich eine solche Investition nicht befürworten. Ideell wäre das natürlich etwas anderes, aber ich habe zuletzt auch nicht investiert, als in einer Sonderaktion von Fans 1,1 Millionen Euro eingesammelt wurden. Kann es der Verein schaffen, finanziell und sportlich wieder nach oben zu kommen? Als Fan hat man da immer ein Fünkchen Hoffnung, aber die Skepsis überwiegt. Die Fehler der vergangenen Jahre müssten vermieden werden. Die desaströse sportliche Talfahrt ist mitverantwortlich für die wirtschaftliche Schieflage. Es gab schon lange keine Kontinuität mehr, zu viele Trainerwechsel, gegeneinander statt miteinander arbeitende Gremien. Wenn die tolle Fanbasis nicht da wäre, würde der Verein von der Außendarstellung her niemanden mehr interessieren. Aber allein auf Tradition und Ehemalige in der Vereinsführung zu setzen, ist nicht mehr zeitgemäß. Es handelt sich um ein Wirtschaftsunternehmen. Gelingt der Aufstieg nächstes Jahr? Ich hatte ja den Abstieg 2018 als nicht so dramatisch angesehen, weil ich dachte, es geht gleich wieder nach oben. Ich wurde eines Besseren belehrt. Aus heutiger Sicht muss ich sagen, dass es nur klappen kann, wenn ein Rädchen ins andere greift, schnell wieder sportliche Begeisterung aufkommt. Wenn nicht, könnte nächstes Jahr schon Schluss sein. Wie fühlt sich ein echter Fan, wenn er all die Querelen und sportlichen Misserfolge miterleben muss? Es ist ein Wellental der Gefühle. Bei vielen sind die Trauer und Resignation sehr groß. Das merkt man diese Saison auch am geringen Zuschauerzuspruch bei Heimspielen. Selbst viele Dauerkarten-Inhaber gehen nicht mehr auf den „Betze“. Wie oft waren Sie selbst dort in dieser Drittliga-Saison? Ich habe seit 38 Jahren eine Dauerkarte und würde die auch nie kündigen. Aber allzu groß war die Motivation oft nicht. Trotzdem war ich bis auf zwei familiär bedingte Ausnahme bei allen Spielen. Ich werde dem FCK treu bleiben, aber früher war es halt etwas ganz anderes. Leidet unter dieser Stimmung auch die Arbeit Ihres Fanclubs? Definitiv. Bei vielen Mitgliedern ist der Elan gebrochen. Ich merke, dass sie anderen Dingen Priorität einräumen, wenn es ein schönes Alternativprogramm gibt. Wir fahren zum Beispiel immer öfter in andere Stadien, wenn wir schönen Fußball sehen wollen, nach Frankfurt, Mainz oder Hoffenheim. Dann geht es aber rein um Fußball, nicht um Emotion. Stichwort Hoffenheim oder Sandhausen: Von Speyer sind höherklassige Vereine gut zu erreichen. Welche Perspektiven hat die Fanarbeit hier? FCK-Fans schauen nach Alternativen. Das ist beim anderen Fanclub Domstadtteufel ähnlich. Ich weiß, dass dessen Mitglieder oft Spiele in Stuttgart ansehen. Wir werden unserem Club zwar nicht untreu, aber die Aktivitäten und die Stimmung in den Fanclubs nehmen deutlich ab. Bei der Generation meiner Kinder merke ich, dass sie sich auch freuen, wenn andere Clubs gewinnen, was wir als eingefleischte FCK-Fans nur nüchtern zur Kenntnis nehmen. Wie haben Sie als Speyerer das dürftige 2:1 des FCK im Pokalspiel gegen Dudenhofen wahrgenommen? Auch das war sehr schwach. Ich habe da allerdings eine andere Philosophie, boykottiere diese „Spieltage der Amateure“. Da gehört der FCK nicht hin. Ich fahre da wie viele andere Fans bewusst nicht hin. Warum wurde Ihr Fanclub eigentlich 2006 gegründet, als der FCK gerade aus der Ersten Liga abgestiegen war? Das war eine Art Solidaritätsbekundung. Auf den Namen „Auswärtssieg“ kamen wir übrigens, weil die Gründung nach einem Sieg im Spiel bei Kickers Offenbach stattfand.

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