Pfalz Bistum Speyer räumt 186 Missbrauchsfälle ein - Mehr als angenommen

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Der Speyerer Dom ist die Kathedralkirche der katholischen Diözese Speyer und Pfarrkirche der Dompfarrei.

Das Bistum Speyer hat am Dienstag mitgeteilt, dass es 186 Missbrauchsfälle in seinem Zuständigkeitsbereich gegeben hat. Damit stützt es sich auf eine Studie, die an diesem Tag veröffentlicht wurde. Zunächst war von 75 Fällen die Rede. Die Fälle reichen von unangemessenen Fragen bis hin zu Vergewaltigungen. Nun soll es eine eigene Auswertung für das Bistum Speyer geben.

[Aktualisiert 16.51 Uhr]

 Anlässlich der bundesweiten Missbrauchsstudie in der katholischen Kirche, die die Deutsche Bischofskonferenz am Dienstag in Fulda offiziell vorgestellt hatte, hat auch das Bistum Speyer Zahlen veröffentlicht, die die Diözese betreffen. Demnach wurden 186 Hinweise auf Betroffene festgestellt, davon 98 männliche und 88 weibliche Kinder und Jugendliche. 89 Priester wurden als Beschuldigte erfasst. Dazu zählen laut Bistum verifizierte Taten, Beschuldigungen, Verdächtigungen ebenso wie mögliche oder erwiesene Falschbeschuldigungen.

Missbrauch reicht von unangemessenen Fragen bis Vergewaltigungen

Das Spektrum der Taten reiche laut Generalvikar Andreas Sturm von Fragen eines Priesters nach der Periode eines Mädchens bis hin zu Vergewaltigungen. 23 Fälle seien durch staatliche Behörden untersucht worden, elf Verfahren endeten mit einer Verurteilung. Die meisten Fälle stammen aus den 1960er-Jahren. Für die bundesweite Missbrauchsstudie hat das Bistum Speyer 1452 Personalakten von Priestern und Diakonen aus dem Zeitraum von 1946 bis 2014 gesichtet. Generalvikar Andreas Sturm kündigte am Dienstag Konsequenzen aus der Studie an. „Die Zeit für hohle Versprechen ist vorbei, dafür ist das zu oft passiert. Wir sind es den Opfern schuldig, dass sich wirklich was verändert“, sagte er.

Arbeitsgruppe "Missbrauch und Prävention"

Das Bistum will eine Arbeitsgruppe „Missbrauch und Prävention“ einrichten, die Handlungskonsequenzen aus der Studie ableiten soll. „Dazu haben wir auch externe Berater angesprochen“, so Sturm. Auch Betroffene sollen in die Arbeitsgruppe miteinbezogen werden. Zudem soll die Präventionsarbeit ausgebaut werden.

Auswertung speziell für Speyer

Das Bistum beabsichtigt zudem, das Forschungskonsortium um den Mannheimer Wissenschaftler Harald Dreßing, das die Studie erstellt hatte, mit einer Auswertung der Missbrauchsfälle speziell für das Bistum Speyer zu beauftragen. Die jetzt veröffentlichte Studie enthält Analysen zum Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland insgesamt. [Aktualisiert 15.55 Uhr] Der Mannheimer Professor Harald Dreßing hatte im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz deutschlandweit die Bistümer untersucht, darunter auch Speyer. Bereits um 13.15 Uhr hatte die Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz allgemein zu der Studie Stellung bezogen. Im Falle Speyer werden 89 Priester beschuldigt, wie das Bistum mitteilte. Unter den 186 Betroffenen waren demnach 98 männliche sowie 88 weibliche Kinder und Jugendliche. In elf von 23 strafrechtlichen Verfahren sei es zu Verurteilungen gekommen. In 19 Fällen zahlte das Bistum nach eigenen Angaben insgesamt 139.000 Euro an Opfer. Fast alle Täter seien mittlerweile gestorben, sagte Generalvikar Andreas Sturm. Er nannte den in einer wissenschaftlichen Studie im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz dokumentierten Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche „zutiefst beschämend“. „Dieses Ausmaß hätte ich nie für möglich gehalten.“ Das System Kirche habe „massiv versagt“. Nun gelte es, die Prävention auszubauen. „Wir kommen auch an der Frage nicht vorbei, Frauen stärker in der Kirche einzubinden“, sagte Sturm. Auch über das Zölibat müsse „ehrlich und ohne Denkverbote“ gesprochen werden. [Aktualisiert 15.10 Uhr] Bereits vor der offiziellen Bekanntgabe der Untersuchung waren vergangene Woche Zahlen von Opfern durchgesickert. Medien berichteten, dass zwischen 1946 und 2014 insgesamt 3677 sexuelle Vergehen von 1670 Klerikern überwiegend an Jungen stattgefunden hatten (wir berichteten). Im Bistum Speyer war zunächst von 75 Fällen die Rede. Am Dienstag korrigierte das Bistum diese Zahl deutlich auf 186.  2014 hatten die Bischöfe eine neue Studie in Auftrag gegeben, nachdem die Zusammenarbeit mit dem Kriminologen Christian Pfeiffer aufgekündigt wurde. Einer der Gründe: Pfeiffer und seine Mitarbeiter hatten keinen Zugriff auf die Personalakten der Bistümer erhalten. Die Bistümer hatten die Unterlagen selbst auswerten wollen. |awac/ccd/adh/dpa Das Bistum Speyer überträgt die Pressekonferenz ab 15 Uhr live:

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