Malerei und Installation: Agnes Scherer Verminte Minne

Das Heidelberger Projekt der 38-jährigen, preisgekrönten Berlinerin lässt in der Haupthalle die Figuren zweier Turnier-Ritter auf Pferdetorsi miteinander kollidieren. Die hohe Ausstellungshalle wird dabei in einen mittelalterlichen Turnierplatz mit Tribüne verwandelt, womit das Fortleben der Kultur „höfischer Minne“ in der fiktionalen Überhöhung der Frau in Männergesellschaften hinterfragt werden soll, wie der Kunstverein der Schau vorausschickt.
Das Obergeschoss wiederum ragt demnach als Balkon in die Halle. Hier reihen sich Hofdamen, als Hohlkörper gebaut, sodass man darin eintreten und durch die genau ausgerichteten Augenlöcher auf die Schau martialischer Männlichkeit hinabblicken kann. Scherer karikiert damit, wie die symbolische Erhöhung tatsächlich der Erniedrigung der Frauenrolle gleichkommt. Der „Lanzenverbrauch“, der Verschleiß von Material und Leben, wird zudem zur Analogie eines „kannibalistischen Umweltverbrauchs, der zu ewigen Wachstum verdammten kapitalistischen Wirtschafts- und Lebensweise“, so die Ausstellungsmacher.
Gezeigt wird dazu das knapp 14 Meter lange Bildpanorama „Savoir Vivre“, in Acryl gemalt, das die hochmittelalterliche Lanzenfertigung vor entwaldeter Landschaft zeigt.
Info
Agnes Scherer »Savoir Vivre« , Kunstverein Heidelberg, Hauptstr. 97, 27.5.-6.8.; Vernissage: Fr 26.5., 18 Uhr; Kuratorenführung mit Søren Grammel: Di 30.5., 17 Uhr. Info: www.hdkv.de