GRAFIK „Stadt der Zeichnung“ im Kunstverein Speyer

Liniennetze, Dingwelt, Täuschungsversuche: Der Kunstverein Speyer „feiert“ in seiner aktuellen Ausstellung die Zeichnung – nicht als Vorstudie oder Fingerübung, sondern als eigenständige künstlerische Ausdrucksform.

Die „Stadt der Zeichnung“ – so der Titel der Schau – ist aus fünf künstlerischen Positionen errichtet. Da gibt es Abstraktes, das auf Liniennetzen basiert und sich manchmal zu fast kristalliner Form verdichtet, manchmal luftig bleibt und verspielt, als wäre es ein Mobile von Paul Klee. In einer Kombination aus Zufall und systematischem Vorgehen entwickelt die Stuttgarterin Melanie Grocki diese Netzwerke.

Einen gegenständlichen Kontrast dazu bilden die Zeichnungen der 2019 verstorbenen Künstlerin Astrid Brandt. Ihre kleinformatigen Arbeiten auf Papier zeigen in hyperrealistischer Manier menschenleere Interieurs und Stillleben, die in ihrer kühlen Präzision an die Neue Sachlichkeit erinnern.

Pseudo-Collagen mit Überraschungseffekt

Zwischen diesen beiden stilistischen Polen sorgen Rebekka Brunkes Pseudo-Collagen für dadaistischen Verfremdungs- und Überraschungseffekt: Ausgehend von Bildmaterial aus Illustrierten oder dem Internet baut die Mannheimer Künstlerin Fragmente der gefundenen Bilder zeichnend neu zusammen. Noch mehr Täuschung als Brunke, deren Zeichnungen Collagen imitieren, betreibt indes Barbara Hindahl: Auf den ersten Blick erscheinen ihre Arbeiten wie gestische Malerei; in Wahrheit aber sind auch Hindahls vermeintlich rasche Pinselstriche Produkte akribischer Zeichenprozesse. Norbert Bauer und Ralf Tekaat schließlich weiten das Medium zur Wandinstallation: Ihre „Zentrale Verwaltung“ ist ein Kosmos aus 264 assoziativ kombinierten Einzelblättern.

Info

„Stadt der Zeichnung“ – bis 20.3.22, Speyer, Kunstverein, Kulturhof Flachsgasse, geöffnet: Do-So 11-18 Uhr; 24./25.12. und 1.1. geschlossen, 26.12. 11-18 Uhr, 31.12. 11-16 Uhr; 2G-Regel; kunstverein-speyer.de