Oper Perfekt inszenierte Liebeswirren: Mozarts „Così fan tutte“ in Schwetzingen

Mozarts zynische Geometrie der Liebe, inszeniert von Tatjana Gürbaca: Ferrando (Jurai Holly, li.) bekniet Fiordiligi (Seunghee K
Mozarts zynische Geometrie der Liebe, inszeniert von Tatjana Gürbaca: Ferrando (Jurai Holly, li.) bekniet Fiordiligi (Seunghee Kho), Dorabella (Shachar Lavi) weist Guglielmo (Ilya Lapich) zurecht. Im Hintergrund zieht Don Alfonso (Bartosz Urbanowicz) die Strippen der Schmierenkomödie.

Vier junge Leute glauben, die Liebe fürs Leben gefunden zu haben, und wollen heiraten. Ferrando ist mit Dorabella verlobt, Guglielmo mit deren Schwester Fiordiligi. Doch dann tritt „Philosoph“ Don Alfonso, ein notorischer Frauenfeind, auf den Plan und streut Zweifel: Können Frauen überhaupt treu sein?

Die beiden jungen Offiziere sind sich ihrer Sache sicher und schließen eine Wette auf ihre Bräute ab. Man(n) will prüfen, ob die Schwestern der Versuchung standhalten. Ein Krieg wird erfunden und eine Intrige ins Werk gesetzt: Guglielmo und Ferrando behaupten, ins Feld ziehen zu müssen, tränenreich – musikalisch eine der schönsten Stellen der Operngeschichte – nehmen die Paare voneinander Abschied, doch ratzfatz kehren die Herren heimlich und incognito zurück, um, als exotische Albaner verkleidet, ihren Liebsten nun überkreuz den Hof zu machen. Soll heißen: Guglielmo wirbt um Dorabella, Ferrando um Fiordiligi.

Die Herren werfen sich gewaltig ins Zeug, betonen ihre erotischen Vorzüge, als das nichts bringt, täuscht man mit Hilfe der Kammerzofe Despina sogar einen Selbstmordversuch vor. Kurzum, man attackiert die beiden jungen Damen auf jede erdenkliche Weise. Und als deren Standhaftigkeit tatsächlich irgendwann bröckelt, sind die Männer auch noch beleidigt, weil sie Erfolg haben: Welches ist da nun eigentlich das schwache Geschlecht?

Zwei junge Frauen allein zu Haus’ – Dorabella und Fiordiligi in Schwetzingen.
Zwei junge Frauen allein zu Haus’ – Dorabella und Fiordiligi in Schwetzingen.

Geniale Personenregie

Frech und frivol, ja, geradezu zynisch spielen Mozart und sein Librettist Da Ponte in ihrem dritten Opernprojekt mit Gefühlen und mit den Idealen der Empfindsamkeit. Tatjana Gürbaca hat diese bitterböse, dabei gleichwohl entzückende Geometrie der Liebe im Schwetzinger Rokokotheater kongenial auf die Bühne gebracht. Sowohl die komödiantischen als auch die psychologischen Aspekte der 1790 uraufgeführten Oper werden durch penible, detailliert durchgearbeitete Personenregie voll ausgereizt. Dadurch gewinnt jede Figur, obwohl die Ausstattung optisch die Austauschbarkeit der Personen betont, individuelle Kontur. Und das bei einem spielerischen Tempo, das der Dynamik entspricht, mit der hier die Emotionen wirbeln, wanken und wechseln. Auch sängerisch ist diese Produktion des Nationaltheaters Mannheim ein Hochgenuss, insbesondere Seunghee Kho als Fiordiligi muss man gehört haben. Premiere war im Sommer letzten Jahres, jetzt wird die Inszenierung wiederaufgenommen. Wer diese „Cosi“ noch nicht gesehen hat, sollte sich unbedingt Karten für eine der sechs bis dato angesetzten Vorstellungen besorgen. Es lohnt sich!

Wolfgang Amadeus Mozart: „Così fan tutte“ – So 17.9., 17 Uhr; Di 19.9., 19 Uhr, Schwetzingen, Schloss, Rokokotheater; weitere Termine: 26.9., 28.9., 24.10. und 26.10. jeweils um 19 Uhr; Karten/Info: nationaltheater-mannheim.de

x