LEO-WANDERTIPP Mittelalterpfad und Eremitenpfad im Naheland

Eremitage in Bretzenheim: mit aus dem Felsen gehauenen Teilen einer romanischen Kirche.
Eremitage in Bretzenheim: mit aus dem Felsen gehauenen Teilen einer romanischen Kirche.

Alle Jahre wieder werden in vielen Familien an Weihnachten Modelleisenbahnen aufgebaut. Wahre Fans gestalten drum herum schöne Landschaften und hübsche Dörfer – die Anregungen dafür könnten sie sich im Ortskern von Herrstein im Naheland, Stadt von 1428 bis 1792, holen: Ein reich verziertes Fachwerkhaus reiht sich hier an das nächste – seit den 1970er Jahren sind die Gebäude systematisch von späteren Schieferverblendungen befreit worden. Zwischen den vielen Gemäuern vergangener Jahrhunderte laden pittoreske Gassen zum Flanieren.

Abwechslungsreicher Wanderweg

Dieses Schmuckstück ist der Startpunkt zur Traumschleife „Mittelalterpfad“, die schon einmal vom Wandermagazin zu „Deutschlands schönstem Wanderweg“ gekürt wurde. Die knapp 8,5 Kilometer lange Tour durch die Edelsteinregion rund um Herrstein ist aber auch besonders abwechslungsreich mit ihren Pfaden, die durch Wälder, Felder und Bachtäler führen. Spektakulär sind die Aussichten über den Hunsrück, entspannend die Auszeiten auf diversen Sinnesbänken.

Wanderung zum Felsenkloster

Eine ganz besondere Geschichte ist mit der Vitaltour „Eremitenpfad“ bei Bretzenheim, fünf Kilometer nördlich von Bad Kreuznach, verbunden: Im Mittelpunkt dieses Premiumwanderwegs steht die namensgebende Felseneremitage. Ab dem 7. Jahrhundert haben hier die ersten Einsiedler mit Hammer und Meißel den roten Sandstein bearbeitet und sich einen Kirchenraum und Wohnstätten geschaffen – an einer Stelle, die vermutlich bereits heidnische Kultstätte war und in der römischen Kaiserzeit als Mithräum fungierte. Ein faszinierender Ort für große und kleine Besucher – und laut Experten des archäologischen Landesamts ein Felsenkloster, wie es nördlich der Alpen kein zweites gibt.

Einzigartige Felseneremitage

Urkundlich wird die Eremitage erstmals im Jahr 1043 anlässlich einer Altarweihe erwähnt. Die aus dieser Zeit stammende und eine später errichtete Kirche wurden anno 1567 Opfer eines Erdrutsches – wegen dieser ständigen Gefahr sind auch heute die Sandsteinfelsen durch starke Zuganker gesichert. Noch immer begehbar ist die 90 Quadratmeter große Felsenwohnung. Sie diente zeitweise als Konvent einer Klosteranlage, ab 1716 Einsiedlern als Wohnstatt, von denen der letzte 1827 mit 82 Jahren starb. 51 Jahre hatte er in den roten Felsen gelebt. Ein Eremit ist auch der rote Faden, dem die Wanderer unterwegs folgen. Sie streifen Wälder, Weiden und Weinberge und erreichen Aussichtsterrassen mit weiten Blicken in den Rheingau und nach Rheinhessen.

Info

Wanderungen: www.tourenplaner-rheinland-pfalz.de/de/tour/wanderung/traumschleife-mittelalterpfad/1516442/ und www.tourenplaner-rheinland-pfalz.de/de/tour/ wanderung/vitaltour-eremitenpfad/45301484/ – Gelände frei zugänglich, Wohnung nur mit Führung: http://www.bretzenheim.de/project/eremitage/. Info: www.rlp-tourismus.de/nahe

Herrlich: Blick auf das winterliche Herrstein.
Herrlich: Blick auf das winterliche Herrstein.
Herrsteiner Tor.
Herrsteiner Tor.
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