Buchtipp Krimi „Der einfache Weg“ von Finn Lorenzen

Hat seinen Debütroman geschrieben: Finn Lorenzen.
Hat seinen Debütroman geschrieben: Finn Lorenzen.

Poetisch, hintergründig, spannend: Mit diesen Attributen lässt sich der Kriminalroman von Finn Lorenzen auf den Punkt bringen. Im Mittelpunkt steht (nicht nur) die Frage: Ist der einfache Weg immer der Richtige?

Wer meint, ein Buch wie dieses bereits zu kennen, irrt sich gewaltig. Auch wenn Finn Lorenzens „Der einfache Weg“ durchaus einige klassische Erzählelemente aufweist. So ist der Kriminalroman etwa, dem man diese Gattung nicht sofort anmerkt, in eine Rahmen- und eine Binnenhandlung aufgeteilt. Schauplatz beider ist ein „kleines, verschlafenes Dorf irgendwo im Nirgendwo“, das der Ich-Erzähler Andreas Rauch nach vielen Jahren wieder besucht, um seiner Großtante die letzte Ehre zu erweisen. Auf der Beerdigung kommt er mit Albrecht Jonter, einem Urgestein der Gemeinde, ins Gespräch. Dieser erzählt ihm eine Geschichte, die so gar nicht ins Dorfidyll passen will, die Jonter seit 60 Jahren nicht loslässt und auch Rauch in ihren Bann zieht.

Im Bann einer Jahrzehnte alten Geschichte

Sie handelt von dem jungen Alexander Darber, den Jonter als Sonderling beinahe von Kindesbeinen an charakterisiert: „Wenn man bedenkt, was aus ihm wurde, wird mir ganz unwohl, auch heute noch.“ Ein tragischer Todesfall in Alexanders Kindheit festigt seinen Ruf im Dorf. Einige Jahre später wirft die Liebe für kurze Zeit einen Hoffnungsschimmer: Die hübsche Adele verliebt sich in Alexander – „das muntere, freie Mädchen und der linkische Junge, der die Freiheit des Mädchens einatmete, so als würde er zum ersten Mal richtig leben“. Doch, natürlich, diese Liebesgeschichte wird kein gutes Ende nehmen.

Licht und Schatten menschlicher Gemeinschaften

„Der einfache Weg“ ist spannend, leichtfüßig, poetisch, tiefsinnig und hintergründig geschrieben. Lorenzen fängt Licht und Schatten menschlicher Gemeinschaften und Charaktere kunstvoll ein. Ist der einfache Weg immer der Richtige?, ist nicht die einzige Frage, die sich am Ende stellt, sondern vor allem: Wie genau sieht ein solcher vermeintlich einfacher Weg eigentlich aus? Hochphilosophisch, klug und zum Nachdenken anregend, wird dieses Debüt des in Neuss lebenden Autors seine Leser ebenso sehr fesseln wie die Binnenhandlung den Protagonisten – und sie lange nicht mehr loslassen.

Info

Finn Lorenzen: „Der einfache Weg“, Baltrum Verlag, Haßloch, 2021, 156 Seiten, Taschenbuch, 10,95 Euro

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