Tanztheater „Kosmos/Schwerelos“ von Andonis Foniadakis und Stephan Thoss im Mannheimer Nationaltheater

Temporeiches Ensemblestück: „Kosmos“ reflektiert Ordnung und Geschwindigkeit des urbanen Lebens.
Temporeiches Ensemblestück: »Kosmos« reflektiert Ordnung und Geschwindigkeit des urbanen Lebens.

Der Mensch zwischen Entgrenzung und Geschwindigkeit. So ließe sich der Abend im Mannheimer Nationaltheater mit den Tanzstücken von Andonis Foniadakis und dem Mannheimer Tanzintendanten Stephan Toss und auf einen Nenner bringen.

„Der Weltraum, unendliche Weiten ...“ – das All, es fasziniert die Menschheit. Doch wie ist es, in der Schwerelosigkeit zu existieren? Widerspricht die Sehnsucht nach unendlicher Weite nicht unserer Suche nach Halt im Dasein?

Das sind Fragen, denen der Choreograph und Mannheimer Tanzintendant Stephan Thoss in seinem neuen Stück „Schwerelos“ nachsinnen will. Auf abstrakter Ebene geht es darin um Ordnungsmöglichkeiten und Limits im Tanz. Und, natürlich, um den körperlichen Dialog mit der Musik.

Auch Bach spielt eine Rolle

Diese stammt in diesem Fall von den zeitgenössischen Komponisten Annie Gosfield und Kjell Mørk Karlsen; aber auch Johann Sebastian Bach liefert einen musikalischen Beitrag zur Schwerelosigkeit: Sein gleichsam „schwebendes“ Adagio aus dem Konzert d-Moll BWV 974 – Bach übertrug hier ein Oboenkonzert des Venezianers Alessandro Marcello auf das Cembalo – ist wie dafür geschaffen, eine Idee von Entgrenzung zu vermitteln, von der Aufhebung von Zeit und Raum. Thoss verwendet für „Schwerelos“ die Klaviertranskription des Stücks, in der famosen Aufnahme des französischen Pianisten Alexandre Tharaud.

Vom Tempo des urbanen Lebens

Dass es auch im zweiten Teil des neuen Tanzabends um Ordnung geht, lässt sich unschwer am Titel erkennen. Denn das griechische Wort „Kosmos“ bedeutet nichts anderes. Wobei Choreograph Andonis Foniadakis nicht die Milchstraße im Blick hatte: In seinem Ensemblestück geht es um das Tempo des urbanen Lebens, um Bewegung im öffentlichen Raum, um soziale Konstellationen. Foniadakis kreierte „Kosmos“ auf Musik von Julien Tarride bereits 2014 für Les Ballets Jazz de Montréal. In der vergangenen Spielzeit studierte er die Choreographie mit dem Tanzensemble des Mannheimer Nationaltheaters ein, wo sie nur dreimal im Rahmen des Tanzabends „Speed“ zu sehen war. Nun wurde „Kosmos“ für das NTM-Tanzhaus in Käfertal neu eingerichtet.

Was „Schwerelos“ mit „Kosmos“ verbindet? „Beide Stücke sind extrem schnell und körperlich sehr fordernd“, verrät die Mannheimer Tanzdramaturgin Corinna Weber.

„Kosmos/Schwerelos“ – Premiere: Sa 4.2., 19.30 Uhr, Mannheim, NTM-Tanzhaus (Käfertal), weitere Termine: 9., 17., 19., 23. und 26.2., 10., 22. und 23.3., Karten: 0621 1680150, nationaltheater-mannheim.de

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