Kulturgeschichte Die Wurzeln der Technik im Mythos

Zu sehen: Jeff Koons’ „Apollo Kithara“, 2019-22.
Zu sehen: Jeff Koons’ »Apollo Kithara«, 2019-22.

Einblicke in den „Maschinenraum der Götter“ verspricht eine ungewöhnliche Ausstellung in Frankfurt. Um nichts weniger als die „Erfindung unserer Zukunft“ geht es im Liebieghaus am Museumsufer. In der Skulpturensammlung wird der Verbindung von Kunst und Technik, ihrer wechselseitigen Befruchtung nachgegangen. Versprochen wird auch eine Sensation.

Das Auseinandertreten von Kunst, Literatur, Philosophie auf der einen, Technik und Naturwissenschaft auf der anderen Seite ist für den heutigen Menschen fast selbstverständlich. Es ist aber ein eher junges Phänomen. Ein Leonardo da Vinci etwa war noch Künstler, Ingenieur, Naturwissenschaftler in einer Person. Erst im 19. Jahrhundert traten die Welten von Natur- und Geisteswissenschaft, von Technik und Kunst auseinander, ja mitunter in schroffen Gegensatz. Die Ausstellung geht zurück hinter diese Scheidung und taucht an den Wurzeln des Geisteslebens „ein in eine globale Erzählung voller Mythen und Visionen, geheimnisvoller Fabeln, fiktiver und realer Innovationen und herausragender Meisterwerke“, so die Ankündigung. Erzählt wird von der Geschichte der Wissenschaften in den antiken, arabischen und asiatischen Kulturen und ihrem Einfluss auf die Kunst.

97 bedeutende Werke aus internationalen Museumssammlungen in Athen, Neapel, New York, Rom, Wien sowie aus dem eigenen Bestand der Liebighaus Skulpturensammlung werden präsentiert – darunter eine Statuette des Ingenieurs der ersten Pyramiden, Imhotep, Statuen der Göttin der Weisheit Athena, des Atlas, der das Himmelsgewölbe schultert, der Kopf eines Buddha aus Angkor Wat, ein arabisches Universalastrolabium bis zu „Apollo Kithara“, erst unlängst geschaffen von Jeff Koons, 2019-22. „Eine multimediale Ausstellungsarchitektur verwandelt das gesamte Liebieghaus in ein Museum, in dem Kunst und Wissenschaft aus über fünf Jahrtausenden lebendig werden“, so die Macher der Ausstellung, die auch eine sensationelle Weltpremiere anpreisen: die Entschlüsselung des rätselhaften und überraschend komplexen Mechanismus von Antikythera, „eines der ersten Computer, mit dem Planetenkonstellationen berechnet wurden und die Menschen in die Zukunft blickten“, so Philipp Demandt, Direktor der Sammlung. Seit seinem Fund im Jahr 1900 gab der 2000 Jahre alte Mechanismus der Wissenschaft Rätsel auf. |bke

Info:

»Maschinenraum der Götter: Wie unsere Zukunft erfunden wurde«: bis 10. September, Frankfurt, Liebieghaus Skulpturensammlung, geöffnet: Di, Mi 12-18 Uhr, Do 10-21, Fr-So 10-18 Uhr; Info: https://liebieghaus.de

Die Exponate verweben Mythos und Wissenschaft.
Die Exponate verweben Mythos und Wissenschaft.
x