Schauspiel nach Shakespeare Der geborene Tyrann: „Richard the Kid & the King“ über Richard III. in Ludwigshafen

Spielt sich die Seele aus dem Leib: Lina Beckmann als König Richard III., der auf dem Schlachtfeld fiel.
Spielt sich die Seele aus dem Leib: Lina Beckmann als König Richard III., der auf dem Schlachtfeld fiel.

Einen „vierstündigen Höllenritt“ nennt „Die deutsche Bühne“ das Stück „Richard the Kid & the King“, das frei nach Shakespeare in zwei Teilen das Leben des Herzogs von Gloucester nachzeichnet, der als König Richard III. in die Annalen eingeht.

Mit dem Stück gastiert das Deutsche Schauspielhaus Hamburg jetzt am Theater im Pfalzbau. Hauptdarstellerin Lina Beckmann wurde für die Rolle mit dem Nestroy-Theaterpreis, dem Gertrud-Eysoldt-Ring und dem Deutschen Theaterpreis „Der Faust“ sowie von der Fachzeitschrift „Theater heute“ als beste Schauspielerin des Jahres ausgezeichnet.

„Kein Teil an mir, der nicht missraten wäre“

Das Richard-Baby kreischt schrill im giftgrün-khakifarbenen Camouflage-Kapuzenpulli, stellt fest, dass die Liebe ihm schon im Mutterleib verwehrt wurde: „Kein Teil an mir, der nicht missraten wäre.“ Einzig für die Bestimmung lebt es, dereinst für das Haus York die Krone zu tragen. Auf dem Thron schließlich wird Richard III. skrupellos alle Widersacher auslöschen und mit harter Hand herrschen.

Preisgekrönte Glanzleistung von Lina Beckmann

Hauptdarstellerin Lina Beckmann lässt das Publikum schaudern und staunen, stößt mit urgewaltiger Brutalität ab und nimmt doch auch ein für diese von der ersten Minute an ungeliebte und von den Rosenkriegen deformierte, schwarze Seele. Beckmann lotet darstellerisch die Frage aus, wie jemand so wird, wie tief er getroffen ist, wie viele Gefühle er nicht kenne, die eine Mama oder ein Papa einem Kind sonst beibringen, darunter Mitgefühl, Liebe, Zärtlichkeit, sagte sie in einem Interview.

Kollektives Versagen einer Gesellschaft

Shakespeare spiegelt in seinem Drama „King Richard III“ das kollektive Versagen einer verunsicherten Gesellschaft, deren zunehmende Verrohung den Aufstieg des Tyrannen erst ermöglicht. Die in die Neuzeit transferierte düster-rockige Fassung des Stoffs von Karin Henkel, Sybille Meier und Andrea Schwieter – eine Koproduktion mit den Salzburger Festspielen 2021 – weckt Assoziationen mit machthungrigen Autokraten oder dem brutalen Mullah-Regime sowie modernen gesellschaftlichen Auswüchsen. Schon deshalb lässt das Stück ratlos und zutiefst beunruhigt zurück.

„Richard the Kid & the King“ nach Shakespeare: 31.3./1.4., Fr 19 Uhr, Sa 18 Uhr, Ludwigshafen, Theater im Pfalzbau, Karten: 0621 5042558, www.theater-im-pfalzbau.de

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