Musiktheater Blutige Bartholomäusnacht als große Oper: „Die Hugenotten“ von Giacomo Meyerbeer

Kinoreifer Auftritt: Die Inszenierung von Jossi Wieler und Sergio Morabito verlegt Meyerbeers Musikdrama „Die Hugenotten“ ins Fi
Kinoreifer Auftritt: Die Inszenierung von Jossi Wieler und Sergio Morabito verlegt Meyerbeers Musikdrama »Die Hugenotten« ins Filmstudio.

Das Mannheimer Nationaltheater hat den auf historischen Begebenheiten beruhenden und mit einer fiktiven Liebesgeschichte verknüpften Stoff aufgegriffen: Mit der großen Oper „Die Hugenotten“ von Giacomo Meyerbeer ist das Ensemble zu Gast in Ludwigshafen.

Ein historisches Blutbad: Im August 1572 heiratete Marguerite de Valois, Tochter der Katharina von Medici, Schwester des französischen Königs Karl IX. und Katholikin, den Protestanten Heinrich von Navarra. Eigentlich sollte die Vermählung der Versöhnung zwischen den beiden Glaubensparteien dienen. Doch französische Adelige unter der Führung des Herzogs von Guise nutzten die Gelegenheit, um den protestantischen Admiral de Coligny und weitere Anführer der Hugenotten, wie die Protestanten damals in Frankreich hießen, auszuschalten. Daraus entstand ein regelrechtes Massaker: In der Nacht vom 23. auf den 24. August wurden etwa 3000 der in Paris anlässlich der Hochzeit versammelten Hugenotten abgeschlachtet.

Auch Kinoverfilmung und Romanklassiker

Cineasten kennen den Vorgang durch Patrice Chéreaus grandiosen Film aus dem Jahr 1994, Literaturfreunde durch Heinrich Manns historischen Roman „Die Jugend des Königs Henri Quatre“ von 1935. Auf die Opernbühne schaffte es der Stoff bereits 100 Jahre früher: Der ursprünglich aus der Mark Brandenburg stammende, dann aber vor allem in Paris tätige Komponist Giacomo Meyerbeer und sein Librettist Eugène Scribe verbanden das historische Gemetzel mit einer fiktiven – und selbstredend tragisch endenden – Romeo-und-Julia-Lovestory zwischen dem Hugenotten Raoul und der katholischen Adeligen Valentine.

Monumentale Oper in Paris uraufgeführt

Das Resultat, 1836 in Paris uraufgeführt, ist ein Paradebeispiel für die französisch Grand Opéra: ein Musiktheater-Blockbuster in Überlänge, mit monumentalen, effektvoll aufgebauten Chormassenszenen, zu denen die intimen Momente, die Meyerbeer ebenfalls raffiniert zu gestalten wusste, einen reizvollen Kontrast bilden. Letzteres gilt zum Beispiel für das Trio von Raoul, Valentine und Marcel im fünften Akt, das teilweise a cappella gesungen, teilweise vom Solo einer Bassklarinette begleitet und von einem weiblichen Fernchor eingerahmt wird.

Rarer Leckerbissen für Opernfans

Das extrem selten aufgeführte Werk ist also ein veritabler Leckerbissen für Opernfans. Das Nationaltheater Mannheim bringt es, in seinem Sanierungsexil, auf die Bühne des Ludwigshafener Theaters im Pfalzbau, in einer Inszenierung von Jossi Wieler und Sergio Morabito, die kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie in Genf Premiere hatte. Das Regieduo, so eine Pressestimme zur Genfer Aufführung, mache aus Meyerbeers „Hugenotten“ keinen Krieg der Religionen, sondern ein Sozialdrama im Filmstudio.

Giacomo Meyerbeer: „Die Hugenotten“ – Premiere: So 22.1., 17 Uhr, Ludwigshafen, Mannheimer Nationaltheater im Theater im Pfalzbau, weitere Termine: 24., 26. und 28.1., 1., 3. und 5.2., Karten: nationaltheater-mannheim.de, 0621 1680150

x